52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
muss.
Einige Tage danach schlägt Herbert eine Verführung mit Tantra-Sex vor. Ich bin nicht prinzipiell dagegen, aber keiner von uns weiß, was genau das eigentlich ist oder gar, wie man so etwas macht. Ich surfe mich durch ein paar Internetseiten auf der Suche nach einem guten Workshop, aber alles, was mir begegnet, lässt mich zusammenzucken. Man stößt auf alarmierend viel pseudo-spirituelles Gelaber und – was mir fast noch mehr Sorgen macht – jede Menge Bezüge zum Thema Tanz. Ich kann nicht tanzen. Ich überlege, es vielleicht doch im Selbststudium zu versuchen und gehe auf die Seiten von Amazon, wo ich Barbara Carrellas’ Buch Urban Tantra entdecke. Hallelujah! Da drin steht nicht nur, was ich mir von Tantra erwarte, sondern von Sex an sich. Jede Seite, die diese Frau geschrieben hat, strahlt grenzenlose, mühelose Freude aus. Mir wird sofort klar, dass dies genau der Zustand ist, nach dem ich mich sehne. Als ich Barbara Carrellas’ Homepage durchforste, bin ich zunächst enttäuscht, weil sie in New York lebt. Aber ich schicke ihr trotzdem eine E-Mail, erzähle ihr unsere Geschichte und frage nach, ob sie sich vorstellen könnte, mich via Skype zu coachen.
Sie willigt ein, sagt aber, sie könne damit erst anfangen, wenn sie aus Berlin zurück sei, wo sie auf einem Sex-Festival namens »Xplore« Workshops gibt. Aus einem Grund, den ich gar nicht so genau benennen könnte, ertappe ich mich plötzlich dabei, wie ich zwei Tickets für einen Flug nach Berlin buche.
Ha!, sage ich zu mir selbst. Du magst ja vielleicht gehemmt sein, aber fehlende Spontaneität kann dir wirklich keiner nachsagen.
Verführung Nr. 25
FINGERÜBUNG
A m Samstagabend bin ich mit ein paar Freundinnen im Pub. Wir sitzen Wein trinkend um einen Tisch und lästern über gemeinsame Bekannte. Aber ich bin heute nicht so ganz bei der Sache. Stattdessen zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie ich das Gespräch auf das Thema Anus bringen könnte. Wahrscheinlich ist es gut, dass ich nicht betrunken genug bin, um es unverblümt anzusprechen. Andererseits ist es aber auch vertrackt, weil ich ein wenig moralische Unterstützung von meinen Freundinnen dringend nötig hätte.
Da droht nämlich diese Verführung, müssen Sie wissen, und ich mache mir schon die größten Sorgen darüber. Ich habe versprochen, am nächsten Nachmittag – und es gibt keine romantische Formulierung dafür – meinen Finger in Herberts Po zu stecken. Ich vermute ja, dass man so etwas normalerweise nicht vorher lange diskutiert und überdenkt. Man macht es einfach irgendwann mal im Eifer des Gefechts und
nimmt es danach ins eigene erotische Repertoire auf oder eben nicht, je nachdem, wie gut es angekommen ist. Aber wissen Sie, nachdem ich in den fünfzehn Jahren unserer Beziehung diese Grenze noch nie überschritten haben (Herbert bei mir schon), kommt es mir vor, als würde diese Aktion etwas mehr Aufmerksamkeit verdienen.
Ich habe das Ganze bereits mit Herbert erörtert, und er reagierte durchaus begeistert. Mist! Ich hatte gehofft, er würde abwinken. Aber nein. Herbert ist zu Ohren gekommen, dass zahlreiche Herren eine Prostatamassage durchaus zu schätzen wissen. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Würgereiz zu unterdrücken, um ihm genau das angedeihen zu lassen.
Weil mir natürlich auch klar ist, dass nicht alle so ticken wie ich, sollte ich vorab vielleicht erklären, dass ich einen Hygiene-Spleen habe, der – je nach Standpunkt – krankhaft und zwanghaft (Herbert) oder total vernünftig (ich) ist. Ich mag einfach keinen Schmutz, und die Innenseite von jemandes Rektum gehört für mich eindeutig in diese Rubrik (weitere Beispiele wären Camping, Füße und Hunde). Zugegebenermaßen wasche ich mir ziemlich oft die Hände. Außerdem besitze ich einen schrecklich ausgeprägten Geruchssinn. Das alles zusammen macht eine Prostatamassage für mich zu einer furchterregenden Sache.
Als es so weit ist, spürt Herbert mein Unbehagen. »Du kannst ja die Gummihandschuhe benutzen, wenn du dich damit besser fühlst«, schlägt er mir verständnisvoll vor.
»Ich glaube nicht, dass ich danach den Anblick unserer
Putzfrau ertragen könnte, wenn sie sich welche anzieht«, sage ich. Nein, ich muss da jetzt wie eine Erwachsene durch. Ich schenke mir ein Glas Wein ein, obwohl es erst fünf Uhr nachmittags ist.
Dann ziehen wir uns aus und legen uns aufs Bett. »Ich brauche nur ein paar Minuten, um mich mental darauf einzustellen«, sage ich.
»Das ist
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