52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
verderben. Allein die Vorstellung unserer beider Eltern zusammen in einem geschlossenen Raum und im Schlepptau noch deren aktuelle Partner machte uns Angst.
Und wenn man sich erst einmal entschlossen hat, die eigenen Eltern zur Hochzeit einzuladen, finden sich schwer schlüssige Gründe dafür, irgendjemand anderen einzuladen. Also weihten wir nur meine beste Freundin und ihren Partner ein, und dann aufgrund eines Schuldreflexes in letzter Minute noch meine Cousine. Es dauerte gerade mal acht Wochen alles zu arrangieren. In dem verzweifelten Versuch, meine überschäumenden Gedanken im Zuge der Hochzeit loszuwerden, zog ich Friseurinnen und Parfümerieverkäuferinnen ins Vertrauen sowie jeden anderen, der lange genug stillhielt, um mir zuzuhören.
Das Spektakel selbst war gänzlich unspektakulär. Ich kam mir blöd vor, als ich mein Ehegelübde in dem nahezu leeren Raum vorlas, während meine beiden weiblichen Gäste hinter mir pflichtbewusst schnieften. Statt »ich will« sagte ich »ich werde«, und sobald Herbert den Mund aufmachte, musste ich kichern. Während ich meine Unterschrift leistete, riss ich einen schlechten Witz über Prinzessin Diana. Außerdem fragte ich mich den ganzen Tag über, warum meine Strümpfe eigentlich dauernd rutschten, bis mir kurz vor dem Zubettgehen klar wurde, dass es gar keine halterlosen waren.
Anschließend verschwanden wir nach Devon in die Flitterwochen und informierten alle Welt mittels Postkarten von der Neuigkeit. Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Aber ich denke, die meisten haben sich für uns gefreut. Für meinen Vater war es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seither haben wir nicht mehr miteinander gesprochen.
Als unser zehnter Hochzeitstag näher rückte, schien alle Unsicherheit schon weit weg. Wir fühlten uns, als hätten wir uns unsere Meriten verdient. Wir hatten eine Woche nach meinem Universitätsabschluss geheiratet, und uns war beiden bewusst, was für eine große Geste das darstellte. Unser Leben würde sich in einer Weise ändern, die wir damals noch gar nicht absehen konnten. Die kleine Hochzeitsfeier spiegelte wider, wie klein wir uns damals selbst noch fühlten und wie groß unsere Ängste waren, als richtig Erwachsene nicht zusammenzubleiben. Und ehrlich gesagt, gab es in unseren ersten zehn Jahren immer wieder Zeiten, in denen
nur der Ehestand uns davon abhielt, uns zu trennen. Er erinnerte uns daran, dass wir in besseren Zeiten glücklich diese Verbindlichkeit eingegangen waren. Er zwang uns, Problemlösungen zu finden.
Nach zehn bestandenen Jahren habe ich mir eine Gelegenheit gewünscht, das zu feiern. Denn all die Jahre hatte ich es bedauert, versäumt zu haben, unsere Freunde in einem Saal zu versammeln, gemeinsam zu essen, zu trinken und zu tanzen. Ich hatte mir nie ein weißes Kleid gewünscht oder für einen Tag Prinzessin zu sein; ein knielanges Kleid reichte mir, und dazu eine Gelegenheit, all meine Lieben um mich zu scharen. Auf den Einladungen stand Hochzeit mit Verspätung, was manche irritierte, andere amüsierte. Jedenfalls mieteten wir ein Restaurant am Strand in der Nähe unseres Zuhauses, und ich ließ mir sogar ein Kleid schneidern, das ein wenig an die Ballkleider der 1950er erinnerte, aus einem Stoff mit afrikanischem Muster. Den Festtag begannen wir mit einem Nachmittagstee und einer kurzen Zeremonie im Loft über dem Restaurant. Eine Freundin hatte alles mit unzähligen Vögeln aus Zeitungspapier und Ballons dekoriert; andere lasen Gedichte vor oder hielten eine Rede. Danach gab es Champagner und Planschen im Meer.
Am Abend kamen noch weitere Gäste. Wir eröffneten ein köstliches marokkanisches Buffet, das eine Freundin vorbereitet hatte, die eigentlich Archäologin ist. Sie akquirierte den ganzen Abend über neue Aufträge für künftige Caterings. Für die Musik hatten wir eine Band engagiert. Später übernahm Herbert dann selbst den Job als DJ. Alle tanzten, sogar ich.
Um Mitternacht ließen wir Himmelslaternen steigen und sahen ihnen nach, wie sie langsam die Küste entlangschwebten.
Trotz des Monster-Katers, den ich mir zuzog (vor lauter Aufregung hatte ich total vergessen, von dem fantastischen Essen zu kosten), war es ein durch und durch perfekter Tag. Das Beste war: Nachdem alle gegangen waren und auch Herbert und ich längst hätten im Bett sein sollen, gingen wir noch mal an den Strand hinunter. Wir waren aufgekratzt und erschöpft zugleich. Weit und breit keine Menschenseele. Direkt
Weitere Kostenlose Bücher