52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
den Würfel, wasche ihn ab, und wir spielen weiter.
Das zweite Problem taucht auf, als ich aufgefordert bin, Herbert tief in die Augen zu schauen und ihn zu küssen. Ich beharre darauf, dass dies keine Verpflichtung ist, beim Küssen die Augen die ganze Zeit offen zu halten. Denn das finde ich eigenartig und so unpassend, dass es eigentlich verboten gehört. Herbert möchte mir wegen dieser Ordnungswidrigkeit meine Karte zum Liebemachen vorenthalten. Insgesamt haben wir aber jede Menge Spaß, und im Laufe des Abends wird meine zunächst so miese Laune immer besser. Meine Stimmung erreicht den Höhepunkt als Herbert sich über mein Knie legt, um sich hauen zu lassen (etwas anderes fiel uns zu der Karte »leichtes SM« nicht ein) und dazu quiekt: »Ich halt’s nicht aus! Das ist die Vorfreude!« Dabei hält er sich auch noch schützend die Hände über den Kopf.
Verführung Nr. 24
BALLSPIELE
N icht zum ersten Mal frage ich mich, was wohl die Nachbarn von uns denken. Es ist ein schwül-warmer Sonntagmorgen, alle Fenster stehen offen und ich stoße Laute aus, die eine Mischung aus Kreischen und hysterischem Gelächter sind. Es handelt sich nicht um die Art Geräusche, die man von sich gibt, wenn man etwas Lustiges im Fernsehen anschaut oder der Partner einen guten Witz reißt. Es ist eher der Lärm, den eine Vierjährige macht, wenn man sie kopfüber an den Beinen baumeln lässt. Oder, in meinem Fall, die Laute, die eine Dreiunddreißigjährige von sich gibt, wenn ihr Partner ihr einen Cunnilingus bereitet, während sie versucht, bäuchlings das Gleichgewicht auf einem Fitnessball zu halten.
Ich bin nicht gerade sehr beherrscht. Vor ein paar Minuten zeigte Herbert mir, wie es geht, indem er sich lässig auf dem Ball zurücklehnte, während ich seinen Penis leckte. Gesittet, bequem, ruhig. Ich dagegen gebe gurgelnde Geräusche
von mir, rudere mit den Armen und zucke gelegentlich mit den Beinen. Zwischendurch breche ich immer wieder in irres Gelächter aus.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragt Herbert und hält mich an den Oberschenkeln fest, damit ich nicht runterfalle. »Ich meine, das hier macht dir doch wirklich Spaß, oder?«
Wenn ich meine Antwort genau wiedergeben soll, lautet sie: »Gaah, prrrt, argh – ja! Waaah, iiiieh – ich falle!! Iiii!«
»Du bist bombensicher«, sagt Herbert. »Ich lass dich ja nicht los.« Er hat leicht reden; er muss ja auch nicht mit dem schwankenden Fußboden kämpfen. Inzwischen ist mir nämlich schon so viel Blut in den Kopf gestiegen, dass ich mich fühle, als würden meine Wangen gleich explodieren.
»Aaargh, seekrank!«
Herbert stellt meine Füße auf den Boden, und ich lasse mich auf die Knie sinken. Er will wohl lieber kein Risiko eingehen. Letzte Woche war mir schlecht, nachdem ich mit dem Bus nach Hause gefahren war. Mein Gleichgewichtssinn ist eben überaus labil.
»Meine Güte, du bist ja vielleicht rot im Gesicht«, meint Herbert.
Das Zimmer dreht sich. »Schwindelig!« Ich kichere. Zudem bin ich auch noch außer Atem, und meine verkümmerten Bauchmuskeln machen sich nach der ungewohnten Anstrengung bemerkbar.
»Du bist dran«, sage ich.
Herbert setzt sich auf den Fitnessball, und ich klettere auf seinen Schoß. Das fühlt sich an, als hätte man Sex auf einem
Hüpfball; nur dass es noch stärker hüpft und man sich nirgends festhalten kann. Die Herausforderung besteht darin, dass jeder Hüpfer höher ist als dervorherige. Das bedeutet, ich falle in etwa bei jedem sechsten Sprung von Herbert herunter. Er beginnt langsam, einen nervösen Eindruck zu machen.
»Was passiert, wenn das Ding platzt?«, fragt er und stützt sich an der Wand ab.
»Es hat eine Garantie darauf, dass es nicht platzt«, sage ich und klopfe ihm auf die Schulter, weil er so gute Qualität ausgesucht hat. »Es kann höchstens passieren, dass es langsam die Luft verliert.«
Wir hüpfen noch ein paar Sekunden lang vor uns hin. Küssen ist unmöglich, weil das Risiko besteht, dass wir uns dabei gegenseitig die Zähne ausschlagen. Das Ganze hat mehr von einer Aerobicstunde als von einem zärtlichen Beisammensein.
»Ich glaube, der Ball wird flacher!«
Wir stehen auf und überprüfen das, aber er ist noch voll aufgepumpt. »Nee«, sage ich, »alles okay. Du bist bloß paranoid.«
Doch dann stellt sich heraus, dass Herbert nicht auf einem Fitnessball sitzen und gleichzeitig eine Erektion bekommen kann. Ich bin schon geneigt zu erwähnen, dass dies mal wieder die männliche Unfähigkeit zum
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