52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
Seil los wäre. Und wo besorgt man sich so etwas überhaupt? Im Baumarkt?
»Ich kenne mich einfach nicht gut genug aus«, sage ich beim Mittagessen zu Herbert. »Ich fühle mich jetzt schon wie der Außenseiter der Klasse in der letzten Bank. Und es kann ja nur schlimmer werden.«
»Jetzt haben wir den weiten Weg hierher nach Berlin gemacht«, wendet Herbert ganz vernünftig ein. »Also denke ich, dass wir es zumindest ausprobieren sollten.«
»Geht nicht. Wir haben kein Seil.«
»Na, dann schauen wir bei dem Teil eben nur zu.«
Für einige Sekunden starre ich Herbert einfach nur an. »Warum bist du denn auf einmal so scharf darauf? Heute Morgen hattest du noch mehr Bedenken als ich.«
»Ich habe mich damit abgefunden. Jetzt geht’s.«
»Dir macht das richtig Spaß, was?«
»Nein, ich bin nur aufgeschlossen.«
Wir haben dann in den nächsten zwei Stunden am Austausch von Energien mit Hilfe von Tantra gearbeitet. Als Erstes ging es darum, durch gemeinsames Atmen und Schaukeln ein Gefühl für Gleichgewicht zu erzeugen. Dann übernehmen wir abwechselnd das Schaukeln, während der Partner die Kontrolle über seinen Körper aufgibt. Mir gefällt es ganz gut, wie Herbert mich auf seinem Schoß vor und zurück wiegt (zumindest nachdem mein Kichern über seinen dämonischen Blick abgeklungen ist). Herbert hasst diese Übung allerdings. Er ist zum einen viel schwerer als ich und zum anderen stocksteif. »Lass doch einfach locker«, rate ich ihm, aber es gelingt ihm nicht. Er macht ein sehr angespanntes Gesicht.
Dann sorgt Barbara wieder für etwas mehr Ordnung. »Als Nächstes«, sagt sie, »spielen wir mit einer kurzen intensiven Empfindung.« Sie schweigt kurz. »Damit ist übrigens Schmerz gemeint.« Dann fährt sie damit fort zu beschreiben, wie der »rezeptive« Partner bestimmen kann, was der »aktive« Partner tut, und zwar mit einem Ampelsystem und den Worten »mehr«, »weniger«, »fester« und »sanfter«. Das Tantrische daran ist, dass der rezeptive Partner sich die Zeit nimmt, in die Empfindung hineinzuatmen, wodurch diese lustvoller werden soll. »Sie müssen gar nichts Extremes machen«, sagt Barbara. »Wenn Ihr Partner sich beispielsweise Beißen wünscht, dann beginnen Sie so sanft, dass nicht einmal Zahnabdrücke zu sehen sind.«
Ich wende mich Herbert zu. »Okay, du zuerst. Was hättest du gern?«
»Beißen«, sagt er, was mich nicht sehr überrascht. Um uns herum ziehen die Leute sich aus.
»Gut, dann gib mir mal deinen Arm.«
Er gehorcht, und ich beiße ganz zart in seinen Unterarm. Er atmet. »Mehr«, sagt er, »fester.«
Ich beiße ihn nochmal, diesmal hinterlassen meine Zähne einen leichten Abdruck. »Mehr, langsamer, fester.«
Ich beiße zum dritten Mal, diesmal mit mehr Entschlossenheit. Es fühlt sich ein bisschen obszön an, in Menschenfleisch zu beißen. Unnachgiebig und fast knackig. Herbert schließt die Augen, atmet und sagt: »Das ist erstaunlich angenehm. Würd’s dir was ausmachen, das mal an meiner Brustwarze zu probieren?«
Ich sehe ihn einen Moment lang fragend an. Na gut, denke ich. »Schön, aber wenn du anfängst, mich ›Herrin‹ zu nennen, dann dreh ich dir verdammt noch mal den Hals um.«
Er grinst und knöpft sein Hemd auf. Ich knabbere in aller Öffentlichkeit an der Brustwarze meines Mannes. Wenn wir schon so weit gehen, möchte ich lieber nicht wissen, was die anderen in diesem Raum anstellen.
Komischerweise fühlt es sich weniger obszön an, in eine Brustwarze zu beißen als in einen Arm. Eine Brustwarze ist schließlich ein Körperteil, der dazu gemacht ist, den einen oder anderen Zahn auszuhalten. Trotzdem kommt sie mir zwischen meinen Zähnen schrecklich empfindlich vor. »Fester«, fordert Herbert.
»Bist du dir sicher?«
»Mhm«, macht er. Ich beiße fester zu. Er atmet. »Versuch
mal, sie beim Beißen noch ein bisschen nach oben zu ziehen.« Ich gehorche. Es scheint, dass er derjenige ist, der hier das Sagen hat. Dafür bin ich dankbar. Lustvoll legt er den Kopf in den Nacken und stöhnt. In diesem Moment informiert Barbara uns, dass die Zeit rum ist.
Während sie weiterredet, knöpft Herbert sein Hemd wieder zu, beugt sich zu mir und flüstert in mein Ohr: »Ich habe gerade die größte Erektion aller Zeiten.«
Verführung Nr. 28
BABY-TANTRA
H erbert und ich sitzen zu Hause auf dem Bett und versuchen, die Basisposition Yab-Yum einzunehmen. Theoretisch sollte er mit ausgestreckten Beinen dasitzen und ich auf seinem Schoß, während meine Beine
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