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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Menge Volk vor dem Haus. Sagt mir nur um Gottes willen, was ich machen soll! Alles schreit, daß der Teufel bei uns sei!“
    „Laß uns nur erst hier fertig sein, so will ich ihnen das Schreien schon verbieten.“
    „Und an die Tür klopft dieser Graf Polikeff und will herein.“
    „So mache ihm auf. Aber nur er allein darf herein, kein anderer.“
    „Es ist aber noch eine Dame hier, die er bei mir ließ, ehe er fortging.“
    „Das fehlte gerade noch! Doch gehe jetzt hinauf und laß ihn herein. Nur zu uns herab darf er nicht! Auf keinen Fall!“
    Die Frau stieg wieder nach oben und ging zur Haustür, um diese zu öffnen. Sofort trat der Graf ein, schob andere, die sich mit hereindrängten, zurück und verschloß die Tür.
    „Wo ist Ihr Mann?“ fragte er.
    „Ich weiß es noch nicht“, antwortete sie.
    „Und Ihr Sohn?“
    „Auch das kann ich nicht sagen.“
    Da lächelte er sie überlegen an und erwiderte:
    „Meinen Sie, daß ich ebenso dumm bin wie Ihre Jakuten und Ostjaken? Sagen Sie mir wenigstens, wo die beiden Teufel sind!“
    Der Graf schritt dabei vorwärts, und die Frau des Kreishauptmanns folgte ihm in größter Verlegenheit. Als er an der Kellertür vorüberkam, blieb er stehen und sog die Luft durch die Nase.
    „Ah!“ sagte er höhnisch. „Das riecht ja prächtig nach Teer und nach Petroleum! Wo befinden sich die beiden Herren?“
    „Oben in ihren Zimmern.“
    „So? Hm!“
    Er blickte sie scharf an, und als sie die Augen niederschlug, drehte er schnell den Schlüssel der Kellertür auf und gewahrte den Lichtschein in der Tiefe, aus der leise sprechende Stimmen emportönten.
    „Ah –! Hm –! Wer ist da unten?“ fragte er flüsternd.
    „Es ist – es ist –“
    „Es sind die Teufel! Nicht?“
    „Ja“, antwortete sie, da es ihr nun unmöglich war, ihn zu täuschen.
    „Lügnerin! Sie können nun gehen. Ich steige allein hinab.“
    Dann zog der Graf den Schlüssel ab, steckte ihn ein und schob die Frau zurück, um, auf die Kellertreppe tretend, die Tür von innen zuzumachen und sich so leise wie möglich die Stufen hinabzuschleichen. Nun hörte er, was die beiden Männer sprachen, die keine Ahnung davon hatten, daß er sie belauschte.
    „Allemal, wenn er kommt, passiert uns ein Unglück“, sagte soeben der Kreishauptmann. „Jetzt ist er da, und wir werden eingeteert.“
    „Wäre doch er an unserer Stelle gewesen!“ zürnte der Rittmeister.
    „Was mag er heute wieder wollen?“
    „Das wirst du schon erfahren. Er wird kein Geheimnis daraus machen. Wir sind von seiner Gnade und Barmherzigkeit abhängig. Wenn ich ein gutes Mittel wüßte, ihn für immer loszuwerden, es käme mir nicht auf eine Dosis Gift oder einen guten Schuß Pulver an.“
    „Das wäre allerdings das allerbeste. Freilich ist er ein zu großer Schlaukopf, als daß wir ihm etwas anhaben könnten. Und daß er uns jetzt erkannt hat, das ist sicher.“
    „Aber trotz seiner Schlauheit ist er doch ein großer Esel. Er schleppt diese Gökala überall mit sich herum. Ich an seiner Stelle hätte sie längst gezwungen, meine Frau zu werden. Wenn ich – na, ich werde ja erfahren, was er will; Verlangt er zuviel, so bekommt er Fliegenschwamm.“
    Die Völkerschaften Sibiriens genießen nämlich den Fliegenschwamm in verschiedener Gestalt als Reiz- und Betäubungsmittel. Ebenso wissen sie ein langsam aber sicher tötendes Mittel aus demselben zu bereiten. Auf dieses Mittel spielte der Sprecher an. Er erschrak freilich fürchterlich, als jetzt von der Treppe her die Frage ertönte:
    „Wird er denn auch so albern sein, euren Fliegenschwamm zu fressen?“
    Die beiden schrien laut auf, denn eben trat Polikeff von der letzten Stufe herab und auf sie zu.
    „Der Graf!“ stammelte der Kreishauptmann.
    „Ja, ich bin es. Leider höre ich, daß ich euch nicht willkommen bin. Ihr seid zwei Schufte, wie sie größer gar nicht geboren werden können, und doch auch wieder so gewaltige Dummköpfe, daß man vor lauter Mitleid die bittersten Tränen vergießen möchte. Seht euch nur an! Wer da keine Träne des Mitleids über euch vergießt, der ist gar kein Mensch. Was habt ihr denn gemacht, ihr albernen Kerle?“
    Der Kreishauptmann und der Rittmeister hatten in diesem Augenblick nämlich nur die Hemden an, da sie in ihrer Toilette noch nicht weiter gediehen waren. Desto köstlicher nahm sich der Zorn aus, mit dem der Rittmeister, einen Schritt auf den Grafen zutretend, diesem antwortete:
    „Herr, wer gibt Ihnen das Recht, uns in

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