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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stand! Man konnte dabei Leben und Seligkeit riskieren. Und darum nahm der Pope sich vor, mit der außerordentlichsten Vorsicht zu verfahren.
    Als er auf dem Platz ankam und die Menschenmenge erblickte, die ihm ehrfurchtsvoll Platz machte, hatte er das Gefühl, als ob er die Seekrankheit habe. Und je weiter er sich dem Feuerwerkshaus näherte, desto schlimmer wurde es ihm. Der Teufel hole den Teufel!
    Seine Beine begannen zu zittern; es sauste ihm in den Ohren, und vor den Augen erblickte er lauter rote Wolken, durch die stechende Blitze zuckten.
    So kam er bei der Gruppe an, die von dem Grafen, der auch gekommen war, dem Offizier und den drei Präriejägern gebildet wurde. Diese letzteren hatten sich in einer kleinen Entfernung von den Erstgenannten gehalten, denn der Graf kam ihnen so wenig sympathisch vor, daß sie es für besser hielten, nicht mit ihm in ein Gespräch verwickelt zu werden.
    Dem Popen trat der Angstschweiß auf die Stirn. Er nahm die lange Mütze vom Kopf, um sich den Schweiß vom kahlen Schädel zu trocknen, setzte sie dann wieder auf und schritt langsam und zagend auf die Leiter zu.
    Leise Gebete murmelnd, trat er auf die erste Stufe, und es dauerte fast eine Minute, ehe er den Fuß auf die zweite setzte.
    Seine Stirn befand sich jetzt in gleicher Höhe mit der unteren Türlinie. Nun hob er die Bibel empor, um sie dem Teufel zu zeigen.
    „Siehst du das heilige Buch?“ fragte er.
    Ein stöhnendes Röcheln antwortete.
    „Es ist mein Schutz und Schirm. Denke nicht etwa, daß du mir etwas anhaben kannst, wenn ich die Bibel bei mir habe!“
    Da grunzte es drinnen, was der Pope für eine zustimmende Antwort nahm. Das gab ihm so viel Mut, daß er noch eine Stufe höher stieg und nun in das Innere des Raums blicken konnte. Aber kaum hatte er die beiden Gestalten erkannt, so ließ er mit dem lauten Angstschrei: „Helft mir, ihr Engel des Himmels, helft!“ die Bibel fallen und rutschte von der Leiter herab, so daß er mit breit ausgestreckten Beinen auf den Erdboden zu sitzen kam.
    Doch er raffte sich wieder auf, ergriff die neben ihm liegende Bibel, nahm sie unter den Arm und schlug dann das alte Zauberbuch auf. Halblaut aus demselben vorlesend, schritt er dreimal um das Haus und machte, so oft er an eine Ecke desselben kam, das Zeichen des Kreuzes. Gegenüber der offenen Tür aber schlug er drei Kreuze und begann, als er nach der dritten Runde wieder vor der Treppe stand, mit lauter Stimme die Beschwörungsformel zu sprechen.
    Die anwesende Menge hörte mit frommem Schauder zu. Was würde nun geschehen?
    „Komm heraus!“ gebot endlich der Pope und wich vorsichtig eine ganze Strecke zurück. Aber der Teufel kam nicht, und seine Großmutter noch viel weniger.
    „Ich befehle dir: Komm heraus!“ wiederholte der Beschwörer.
    Doch auch dieser Ruf blieb ohne Erfolg.
    Da rief der Pope:
    „Ich befehle dir zum dritten und letzten Mal: Komm heraus!“ um gleich darauf entsetzt aufzuschreien: „Herrgott! Er gehorcht! Er kommt!“
    Die beiden Gefangenen hatten natürlich eine geradezu entsetzliche Nacht gehabt. Als es Tag wurde, hofften sie aus ihrer Lage befreit zu werden, doch vergebens. Erst später hörten sie endlich Leute kommen und erblickten diejenigen, die die Tür öffneten, hereinschauten und, ohne Hilfe zu bringen, wieder verschwanden.
    Da bemächtigte sich des Rittmeisters eine fürchterliche Wut, und er zerrte so lange an seinen Fesseln, daß seine Flechsen und Muskeln zu zerreißen drohten und die Stricke sich lockerten.
    Gerade in diesem Moment blickte der Pope, die Bibel in der Hand, herein und stürzte vor Schreck von der Leiter herab. Jetzt wurde die Wut des Rittmeisters zu fast wahnsinnigem Grimm. Er zerrte und zog mit aller Gewalt – und es gelang, er bekam doch wenigstens einen Arm frei.
    Nun riß er sich vor allen Dingen den Knebel aus dem Mund, damit er freier atmen konnte, und brachte, als die frische Luft ihm neue Lebenskraft gegeben hatte, auch den anderen Arm frei, so daß es nun nicht mehr schwer war, auch die anderen Stricke zu entfernen.
    Er reckte und dehnte seine Glieder, die infolge der Fesselung wie gelähmt waren.
    „Himmeldonnerwetter!“ fluchte er. „Das war eine Nacht, eine –“
    Dann hielt er inne, denn ein lautes Stöhnen machte ihn darauf aufmerksam, daß auch sein Vater frei sein wollte.
    „Gleich, gleich!“ antwortete er und begann nun dem Kreishauptmann die Fesseln zu lösen, nachdem er ihm den Knebel aus dem Mund gezogen hatte.
    „Endlich,

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