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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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endlich!“ stöhnte der Befreite. „Fast wäre ich erstickt!“
    „Ich auch! Komm!“ entgegnete der Rittmeister und trat einige Schritte vor, um hinauszulugen, fuhr aber erschrocken zurück.
    „Alle Millionen Teufel! Sämtliche Bewohner der Stadt und des Zeltdorfes stehen draußen. Ha, und dort steht der Leutnant neben den drei verfluchten Fremden, und – es ist noch ein Vierter dabei, der mir außerordentlich bekannt vorkommt. Alle Wetter! Ist's möglich! Sieh den Herrn, der neben dem Leutnant steht! Kennst du ihn?“
    Der Kreishauptmann blickte in die angedeutete Richtung.
    „Der Graf!“ sagte er erschrocken.
    „Ja, es ist Polikeff. Gerade heute, in diesem Augenblick! Er darf uns in einer solchen Lage nicht sehen!“
    „Unmöglich.“
    „Aber wie fortkommen? Durch diese Menschenmenge? Und keiner von den Halunken wird sich entfernen, bevor er erfahren hat, wer wir sind!“
    „Hm, wir bleiben am besten hier, bis – ah, wer kommt da?“
    „Der Pope.“
    „Er bleibt stehen und macht drei Kreuze. Alle Teufel! Man hält uns für böse Geister!“
    „Vielleicht gar für den Teufel selbst!“
    „Natürlich! Daran ist gar kein Zweifel. Der Pope soll uns beschwören, also ist es gewiß, daß man uns für Höllengeister hält.“
    „Wir sehen allerdings auch ganz danach aus! Aber das bringt mich auf einen Gedanken. Wenn wir jetzt hinaussteigen und gerade auf das Volk losrennen, so reißt alles aus.“
    „Du, das ist möglich! Wollen wir?“
    „Es bleibt uns nichts anderes übrig. Sind wir einmal daheim in unserem Haus, so können wir den Leuten ein X für ein U machen.“
    „Schön! Also vorwärts!“
    Der Rittmeister trat vor, und sein Vater folgte ihm.
    Beide hatten geglaubt, während der Beobachtung, die sie angestellt hatten, nicht bemerkt worden zu sein. Das war aber ein Irrtum. Der dicke Sam hatte doch den Teil des Gesichtes gesehen, den ein jeder, der um eine Ecke biegen will, bloßgeben muß.
    Außerdem hatte er noch eine für ihn sehr wichtige Beobachtung gemacht. Als der Rittmeister den Namen des Grafen nannte, hatte Sam es wohl gehört und sofort seinen beiden Begleitern zugeflüstert: „Der Kerl heißt Polikeff und ist ein Graf. Ist euch dieser Name bekannt?“
    „Hm!“ antwortete Jim. „Gehört habe ich diesen Namen schon.“
    „Ich auch“, meinte Tim.
    „Aber wo?“
    „Ich glaube, Steinbach hat ihn erwähnt.“
    „Ja, ganz gewiß!“ nickte Sam. „Ich erinnere mich, als er mit Herrn von Adlerhorst über Konstantinopel sprach, kam dieser Name vor.“
    „Ganz richtig! Polikeff! Der Kerl hatte eine Gefangene bei sich. Wie war doch nur ihr Name?“
    „Gökala, wenn ich mich nicht irre.“
    „Ja, Gökala. Sie soll eine Herzogstochter sein, und Steinbach sucht ihren Vater hier. Donner und Doria! Wenn das dieser Graf wäre! Das wäre ja ein Fund, der gar nicht wertvoller sein könnte!“
    „Natürlich! Lassen wir den Kerl also nicht aus den Augen!“
    „Er soll mir nicht entgehen. Aber schaut! Ich glaube, der Teufel hat sich seiner Fesseln entledigt. Da oben guckt er heimlich herab.“
    „Wahrhaftig!“
    „Ist mir lieb! Nun wird das Theater beginnen. Ich setze meinen Kopf zum Pfand, daß die beiden Kerle herabkommen. Dann reißt voraussichtlich alles aus. Hört, ich will euch etwas sagen: ich trolle mich fort ins Regierungsgebäude. Ich habe so meine eigenen Gedanken. Dort wird das Theater zum Abschluß kommen, und ich möchte das Ende belauschen. Die Anwesenheit dieses Grafen gibt mir zu denken. Also, ich drücke mich.“
    Gerade als sich der Pope vor die Treppe hinstellte und dem Teufel gebot, zu erscheinen, schlich Sam sich fort, um die dicht zusammengedrängte Menge herum und ging schnell nach dem Regierungsgebäude, und da kein Mensch auf ihn achtete, gelangte er ganz unbemerkt an sein Ziel.
    Wenn seine Vermutung richtig war, daß die beiden Teufel aus dem Feuerwerkshaus kommen würden, so stand zu erwarten, daß sie ganz natürlich nach ihrer Wohnung laufen und dort die Tür hinter sich verschließen würden, damit kein Unberufener hereindringen könne. Also galt es für Sam zunächst, im Haus einen Ort zu finden, an dem er wenigstens vorerst nicht bemerkt werden konnte.
    Als Sam in das Regierungsgebäude eingetreten war, sah er sich um. Da bemerkte er ihm zur Rechten eine Tür, an der das russische Wort für den deutschen Ausdruck ‚Keller‘ zu lesen stand.
    In diesem Augenblick aber erhob sich auch bereits ein fürchterliches Geschrei draußen.
    „Ah!“ schmunzelte

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