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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Dicke. „Sie kommen. Meine Ansicht war also doch richtig. Ich habe nicht einmal Zeit, mich nach einem anderen Verstecke umzusehen. Ich muß in den Keller.“
    Es steckte glücklicherweise der Schlüssel im Schloß. Rasch schloß er auf, trat hinein und blieb auf der ersten der hinabführenden Stufen stehen, um das Schloß zu untersuchen. Es bestand nur in einem eisernen Riegel, der durch den Schlüssel hin und her bewegt wurde, so daß man also auch von innen aufschließen konnte.
    „Schön! Das ist beruhigend“, nickte er, schob den Riegel vor und lauschte.
    Das Geschrei schien sich zu nähern. Zugleich aber ertönten eilige Schritte, und die Haustür wurde aufgerissen. Dann sagte eine keuchende Stimme:
    „Schließ zu! Es darf kein Mensch herein!“
    Darauf knarrte der Riegel der Haustür, und eine andere Stimme erwiderte:
    „Aber hinauf in die Stube können wir doch auch nicht.“
    „Warum?“
    „In diesem Aufzuge! Das Gesinde darf uns doch nicht sehen.“
    „Hast recht. Ich muß die Mutter rufen.“
    Gleich darauf ertönte der Ruf:
    „Natalia, Natalia!“
    Dieser mußte oben gehört worden sein, denn es antwortete von dorther:
    „Was gibt's?“
    „Schnell herab! Ich bin es. Aber kein Gesinde darf kommen!“
    „Gleich, gleich!“
    Trotz des Lärms, der draußen auf der Straße tobte, hörte Sam nun nach wenigen Minuten Schritte, die zur Treppe herab und nach dem Flur kamen. Dann ertönte ein Schrei des Schreckes.
    „Alle heiligen Nothelfer! Der Teufel!“
    „Unsinn! Ich bin es. Ich und Iwan!“
    „Mein Heiland! Ihr! Was ist mich euch?“
    „Wirst es nachher erfahren. Wir können uns so nicht sehen lassen. Wir müssen in den Keller.“
    „Kommt doch herauf!“
    „Das geht nicht. Den Teer bringen wir nur mit Petroleum oder Kienöl weg, und beides befindet sich im Keller. Bring zwei andere Anzüge herab und Wasser und Licht. Aber lasse keinen Menschen ins Haus!“
    „Auch den Grafen nicht? Er sucht euch.“
    „Der Teufel soll ihn holen!“
    „Was habt ihr mit ihm? Er sprach davon, daß er dich absetzen lassen will.“
    „Der Hund!“
    „Hat er denn irgendwelche Macht über euch?“
    „Nein. Aber weißt du, es ist besser, du bist höflich gegen ihn und läßt ihn herein. Aber ja nicht zu uns in den Keller. Also Licht, Wasser und Anzüge! Schnell! Wir warten hier!“
    „Ich komme gleich!“ entgegnete die Kreishauptmännin, dann eilte sie wieder die Treppe empor.
    „Alle Wetter!“ dachte Sam. „Da sitze ich in der Patsche! Was tue ich? Na, vielleicht ist's gerade gut. Ich muß hinab. Ein Glück ist's nur für mich, daß sie da warten wollen, bis die Lady zurückkehrt.“
    Er tappte nun leise die Stufen des Kellers hinab und brannte, unten angekommen, einige Hölzchen nacheinander an, um sich zu orientieren.
    Der Keller war nur klein. Er enthielt eine Anzahl Fässer von verschiedener Größe, mehrere andere Gegenstände, und vorn, der Tür gegenüber eine hölzerne Stellage, auf der Weinflaschen lagen.
    Diese Stellage stand nicht direkt an der Mauer, sondern quer vor der Ecke, in der ein kleines Fäßchen lag.
    „Dort hinein!“ lachte Sam. „Besser kann es ja gar nicht passen.“
    Dann huschte er trotz seiner Dicke hinter die Stellage und setzte sich auf das kleine Faß. Er konnte dort gar nicht gesehen werden, außer wenn man geradezu in den Winkel kroch, um das Faß herauszuholen.
    Kaum hatte er Platz genommen, so wurde oben die Tür geöffnet, und der Kreishauptmann und der Rittmeister wurden sichtbar und kamen, gefolgt von der Kreishauptmännin, die ihnen leuchtete, herab. Sie trug einen großen Wasserkrug, während die beiden Männer die verlangten Kleidungsstücke in den Armen hatten.
    Die Frau setzte das Licht in eine Mauernische und den Krug auf den Boden. Dann fragte sie:
    „Aber was habt ihr nur, um Gottes willen, gemacht? Das ist ja fürchterlich!“
    „Schweig“, gebot ihr Mann. „Du wirst es schon erfahren.“
    „Wo habt ihr seit gestern gesteckt?“
    „Frag jetzt nicht. Geh lieber nach oben und sorge dafür, daß wir hier nicht gestört werden. Marsch fort!“
    Die Frau ging darauf jammernd die Treppe hinan und verschloß oben die Tür.
    Sofort begannen jetzt die beiden Geteerten sich ihrer stinkenden Hüllen zu entledigen, wobei es freilich nicht an Flüchen und Schimpfreden fehlte.
    Sie hatten sich vollständig ausgezogen und reinigten sich nun so gut wie möglich.
    Da kam die Frau wieder herab, brachte einige Handtücher und meldete:
    „Es steht eine ungeheure

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