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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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arbeitet.“
    „Sie mag eine Ausrede machen.“
    „Hm! So ganz unrecht habt Ihr nicht. Wir müssen alles vermeiden, was vorzeitigen Verdacht erwecken könnte. Ich will mit Annita reden, ob sie es unternehmen will, sich als erste von Roulin sehen zu lassen.“
    Nun kamen einige Minuten erwartungsvoller Stille; dann hörte man draußen Pferdegetrappel. Es wurde an das Tor gepocht. Annita hatte sich bereiterklärt. Sie ging, um zu öffnen. Als sie das tat, sah sie Roulin und Leflor, Walker und die dreißig Papagos draußen halten.
    Als Roulin sie erblickte, zog sich seine Stirn in Falten. Er fragte:
    „Du? Du bist hier? Ah! Warum öffnet denn Bella nicht?“
    „Sie ist gefallen und kann nicht gehen.“
    „Donnerwetter! Wann fiel sie denn?“
    „Einige Tage nach Eurer Abreise.“
    Das war sehr gut ausgesonnen; es erklärte ihr Hiersein. Wenn die Alte krank lag, so konnte Juanito doch Annita nicht einsperren; sie mußte die Stelle der Kranken vertreten. Darum meinte Roulin in milderem Ton:
    „Gut! Kannst gehen. Ich werde selbst zuschließen. Kommt alle herein! Ah, warte erst noch, Annita! Ist jemand dagewesen?“
    „Nein.“
    „Auch heute nicht? Ein gewisser Bill Newton?“
    „Nein.“
    „Schön! So kommt er noch. Er soll sich wundern!“
    Annita ging, sie zog sich in Sicherheit zurück. Sie war herzlich froh, daß es so gut abgelaufen war.
    Die Reiter stiegen ab und zogen ihre Pferde hinter sich in den Hof. Roulin blieb bis zuletzt, verschloß die Tür und steckte den Schlüssel ein. Er gebot den Roten, es sich einstweilen im Hof bequem zu machen, führte die beiden Weißen in das Zimmer, das zum Empfang diente, und sagte ihnen:
    „Habt einen Augenblick Geduld. Ich muß zunächst einige Worte mit Bella und Juanito sprechen. Ich komme gleich wieder.“
    Wie Steinbach vorausgesehen hatte, begab Roulin sich zunächst in sein Zimmer. Dort befand sich Steinbach mit dem Apachenhäuptling, jeder an einer Seite der Tür, im Inneren. Er bemerkte sie im Eintreten nicht gleich. Kaum hatte er die Tür zugezogen, so legten sich Steinbachs Hände so fest um seinen Hals, daß er keinen Laut auszustoßen vermochte und, nach Luft schnappend, den Mund weit, weit aufsperrte. Sofort steckte ihm der Apache einen Knebel zwischen die Zähne und schlang ihm Stricke um Beine, Arme und den Körper. Dann legte ihn Steinbach auf den Boden nieder.
    Das war im Lauf einer Viertelminute geschehen, ohne das geringste Geräusch. Der Überfallene befand sich wie im Traum. Er war nicht besinnungslos geworden, eben weil es so schnell gegangen war, und starrte die beiden Männer mit blöden Augen an.
    „Willkommen, Señor, in Eurem eigenen Haus“, sagte Steinbach. „Wir sind da, wie Ihr seht. Ich hoffe, daß Ihr Euch gut mit uns vertragen werdet. Das Gegenteil würde Euch nur Schaden bringen. Zunächst wollen wir einmal sehen, was Ihr in Eurem Gürtel und in Euren Taschen habt.“
    Im Gürtel befanden sich seine Waffen. In den Taschen hatte er Geld und zwei Schlüssel – den Hauptschlüssel und den kleinen Schlüssel für die Hand- und Fußschellen – die Juanito auch besessen hatte. Steinbach steckte diese beiden Schlüssel zu sich. Das war der Grund, daß später der Umtausch von Juanitos Schlüssel nicht zur richtigen Zeit bemerkt wurde.
    Während der Untersuchung seiner Taschen machte Roulin gewaltige Anstrengungen, die Stricke zu zerreißen; es gelang ihm natürlich nicht.
    Unterdessen hatte Leflor und Walker ihre Büchsen in die Ecke neben der Tür gelehnt – dummerweise, und sich dann niedergelassen. Da klopfte es an.
    „Herein!“ sagte Walker verwundert.
    Sam, der Dicke trat ein, gefolgt von Jim und Tim, den beiden Langen. Bei dem Anblick dieser drei Männer sprangen Walker und Leflor im höchsten Grad betroffen von ihren Sitzen auf. Sam aber verbeugte sich sehr höflich und sagte:
    „Entschuldigung, Mesch'schurs, wenn wir stören. Wir hörten, daß neue Freunde von Señor Roulin angekommen seien, und da wir dessen Gäste sind, so wollten wir euch begrüßen.“
    „Ihr? Seine Gäste?“ stieß Walker hervor.
    „Ja.“
    „Unmöglich.“
    „Das klingt ja gerade, als ob Señor Roulin kein Freund der Gastlichkeit sei. Beleidigt ihn nicht!“
    „Weiß er, daß ihr hier seid?“
    „Noch nicht.“
    „Ach!“
    „Er wird es aber sogleich erfahren. Es ist soeben ein sehr ehrenwerter Master bei ihm, der ihn darüber verständigen wird. Hoffentlich kennt Ihr mich?“
    „Habe nicht die Ehre!“
    „Oh, ich bin der dicke Sam

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