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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sternenschein bemerkte er aber wenigstens den oberen Teil der Felsspalte, von der Roulin gesprochen hatte.
    Jetzt befestigte er das eine Ende des Seils an dem erwähnten Eisenhaken und ließ das andere Ende desselben langsam und vorsichtig hinab. Es hing ziemlich schlaff, als es abgelaufen war, ein Beweis dafür, daß es unten den Erdboden berührt habe.
    „Nun Kraft genug zum Aushalten! Wenn auch das Fell von den Händen geht!“
    Immer mit einer Hand unter die andere greifend, begann Bill, sich abzuseilen, und es ging viel besser, als er gedacht hatte. Die Spalte, in der er sich befand, war nicht etwa glatt, sondern sie hatte Unebenheiten und kleine Vorsprünge, auf die er hier und da den Fuß setzten konnte, um sich auszuruhen.
    So kam es, daß er sich gar nicht etwa übermüdet fühlte, als er endlich den Boden erreichte. Auch seine Hände hatten nicht gelitten.
    Er blieb noch eine ganze Weile in der Spalte, um zu lauschen. Kein Lüftchen regte sich, kein verdächtiges Geräusch war zu hören, kein auffälliger Gegenstand zu sehen. Er schien vollständig sicher zu sein.
    „Nun wohin?“ fragte er sich. „Weiter hinein in das Tal? Fällt mir nicht ein; ich gehe dahin, wo wir hergekommen sind. Dort werden zwar die Schildwachen der Apachen stehen, um auf das Kommen der Papagos zu lauschen, aber ich nehme mich in acht. Es ist leichter, sich durch diese Wachen zu schleichen, als durch die ganze Schar, die sich jedenfalls im Tal befindet. Bin ich durch, so biege ich nach Westen ein, um nach Visalia zu jener Juana Alfarez zu kommen, denn andere Kleider muß ich durchaus haben, wenn ich entkommen will.“
    Bill legte sich nun auf den Boden und kroch langsam vorwärts, immer an dem Felsen hin. Jetzt hatte er denselben hinter sich. Da hörte er einen halblauten Ruf:
    „Uff!“
    Auch von weiter links wurde derselbe Ruf als Antwort ausgestoßen, dann sprangen blitzschnell mehrere dunkle Gestalten an ihm vorüber, ohne ihn zu sehen, denn er hatte sich ganz eng hinter einige größere Steinblöcke geschmiegt.
    So an der Erde liegend, vernahm er aus der Ferne ein Geräusch, das nur von den Hufen vieler Pferde stammen konnte.
    „Die Wächter sind fort, und die Papagos kommen“, sagte er sich. „Schnell, weiter, damit ich nicht noch im letzten Augenblick gesehen werde.“
    Dann sprang er auf und rannte, so schnell er konnte, dem Geräusch entgegen. Jetzt hatte er den Eingang des Tals erreicht, der aber für ihn der Ausgang war, sprang hinaus und bog nach rechts ein. Nur noch wenige Schritte, dann mußte er sich abermals niederlegen und verstecken, denn die Papagos waren wirklich da.
    Hätte Bill den Ausgang nur wenige Sekunden später erreicht, so wäre er ihnen begegnet und natürlich von ihnen ergriffen worden.
    Als der letzte Rote verschwunden war, erhob Bill sich von der Erde und sagte:
    „Allah il Allah, oder auf gut deutsch: Himmeldonnerwetter! Jetzt konnte es mir noch schlimm ergehen. Nun aber bin ich gerettet. Reisegeld habe ich. Lebt wohl, ihr Schufte da drin im Bergwerke! Leb wohl auch du, Hund von Steinbach. Wir treffen uns wieder, und dann halte ich Abrechnung mit dir. Meine Rache soll schrecklicher sein, als der Zorn sämtlicher Teufel der Hölle!“
    Er wandte sich darauf nach Westen und verschwand in dem nächtlichen Dunkel – ein Teufel in Menschengestalt. –
    Die Papagos, die an Bill vorübergeritten waren, ohne zu ahnen, daß der gestern entflohene Dieb ihnen jetzt so nahe sei, ritten um die Ecke des Felsenberges und hielten vor dem Haus. Da sahen sie die Pferde der Ihrigen stehen. Es schien also alles in Ordnung zu sein.
    Der Häuptling stieg vom Pferd, trat an die Tür und klopfte. Nach einiger Zeit wurde geöffnet, und Annita trat heraus, die von Steinbach ihre Instruktion empfangen hatte. Der Häuptling warf einen forschenden Blick auf sie.
    „Warum öffnet eine Tochter der Bleichgesichter?“ fragte er.
    „Ich bin die Pförtnerin.“
    „Wo ist der Herr dieses Hauses?“
    „Er sitzt beim Essen.“
    „Und wo sind die Krieger der Papagos, deren Pferde vor dem Haus stehen?“
    „Sie sitzen bei ihm, um an seinem Mahl teilzunehmen.“
    Das war keine Unwahrheit. Steinbach hatte die Papagos in der Tat zum Mahl geladen, um sie aus dem Hof zu entfernen.
    „Führe mich zu ihm!“
    „So komm!“
    Annita verschloß die Tür von innen und schritt dem Häuptling voran, über den Hof hinüber, und zur Treppe empor. Dort ließ sie ihn in ein leeres Zimmer treten, in dem eine Lampe brannte. Der Häuptling

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