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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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blickte sich um und zog die Brauen finster zusammen.
    „Was soll ich hier?“ fragte er.
    „Hier pflegt der Herr seine Gäste zu empfangen und zu begrüßen.“
    „Soll ich etwa hier warten, bis er kommt? Ich bin kein Bleichgesicht und mag von diesen Sitten nichts wissen. Ich gehe zu ihm!“
    Damit wandte sich der Häuptling, um die Stube zu verlassen, trat aber erstaunt zurück, denn unter der geöffneten Tür stand Steinbach. Er hatte geahnt, daß der Indianer nicht warten werde, darum war er so schnell herbeigekommen. Das Mädchen huschte hinaus.
    „Wo sind meine Krieger?“
    Das war die erste und rasche Frage, die der Häuptling ausstieß, als er einen ihm völlig unbekannten Mann vor sich erblickte.
    „Sie essen bei mir.“
    „Ich will zum Besitzer dieses Hauses. Wer aber bist denn du?“
    „Ich bin jetzt der Besitzer. Man nennt mich den ‚Fürsten der Bleichgesichter‘. Vielleicht hast du diesen Namen bereits einmal vernommen.“
    Obgleich es bei den Indianern für eine Ehrensache gilt, niemals, besonders einem Fremden oder gar einem Feind gegenüber, merken zu lassen, von welchen Gefühlen man bewegt wird, war die Überraschung des Häuptlings, als er diesen Namen hörte, so groß, daß er vergaß, die erwähnte Zurückhaltung zu bewahren.
    „Uff!“ rief er, indem er einige Schritte zurücktrat. „Du willst der weiße Krieger sein, den man den ‚Fürsten der Bleichgesichter‘ nennt?“
    „Du hast es gehört, daß ich es sagte.“
    „Was tust du in dem Tal des Todes, hier in diesem Haus?“
    „Ich befinde mich hier, um dich und deine Krieger zu empfangen.“
    „So hast du gewußt, daß wir kommen?“
    „Ja.“
    „Wo befindet sich derjenige, dem das Haus gehörte, den wir den ‚Silbernen Mann‘ nennen?“
    „Er befindet sich auch hier.“
    „Warum kommt er nicht, mich zu empfangen?“
    „Er ist verhindert, und ich habe es an seiner Stelle getan.“
    Es lag etwas in Steinbachs Wesen, was dem Roten zu denken gab. Sein Gesicht legte sich in Falten, und er fragte im Ton des Mißtrauens:
    „Bist du hier als unser Freund oder als unser Feind?“
    „Das wird nur allein auf dich ankommen.“
    „Uff! Der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ ist bekannt als Freund der roten Männer.“
    „Ja, ich liebe sie alle, die Comanchen und Apachen, die Maricopas und die Papagos.“
    „Die Apachen, Comanchen und Maricopas sind meine Feinde. Wenn du sie liebst, so kannst du nicht mein Freund sein.“
    „Ich kann nicht, nur allein um dir zu gefallen, der Feind anderer werden. Ich beschütze alle braven Männer, gleichviel, ob sie weiß oder rot sind. Warum aber bist du der Feind von Bleichgesichtern, die dir nichts getan haben?“
    „Wer sagt dir, daß ich gegen Bleichgesichter feindselig handle?“
    „Führst du nicht welche als Gefangene bei dir?“
    „Woher weißt du das?“
    „Der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ weiß alles. Der ‚Silberne Mann‘ ist ein Schurke, ein Mörder, Dieb und Räuber. Du bist sein Verbündeter. Das kann dir großes Unglück bringen.“
    Da legte der Häuptling die Hand abermals an den Tomahawk, zog ihn halb heraus und rief:
    „Jetzt hast du gestanden, daß du mein Feind bist!“
    „Ich bin dein Feind nur dann, wenn du mir durch dein Verhalten Veranlassung gibst, es zu sein. Ich verlange die Freiheit deiner Gefangenen!“
    „Sie werden meine Gefangenen bleiben, solange es mir gefällt.“
    „Oder vielmehr, solange es mir gefällt“, rief Steinbach.
    „Hast du mir zu befehlen?“
    „Ja, denn du bist mein Gefangener.“
    „Nein, du der meinige.“
    Bei diesen Worten holte der Häuptling zu einem blitzschnellen Schlag aus. Steinbach war darauf vorbereitet. Er hatte ihn scharf im Auge behalten, fiel ihm in den Arm, entriß ihm den Tomahawk und schleuderte den Roten an die Wand, daß ihm alle Glieder krachten.
    „Wie?“ sagte er lachend. „Du wagst es, die Waffe gegen den ‚Fürsten der Bleichgesichter‘ zu ziehen? Willst du von meiner Hand sterben?“
    Aber der Rote hatte sich schnell gefaßt. Er zog sein Messer, stieß einen lauten Ruf aus und drang abermals auf Steinbach ein. Da holte dieser aus und versetzte ihm einen so gewaltigen Hieb auf die Achsel, daß der Indianer den Arm sinken ließ und das Messer aus seiner Hand entfiel.
    „Schau, ich habe dich zweimal entwaffnet!“ sagte Steinbach. „Und doch habe ich dazu nicht eine Waffe gebraucht, sondern nur meiner Hand bedurft. Wenn du mich noch einmal angreifst, wirst du eine Leiche sein!“
    Der Papagos sah

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