Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
begann zu lesen.
    Doch noch nicht lange hatte er dagesessen, so ertönte die Klingel. Rasch erhob er sich von der Bank. Wer mochte es sein? – Jedenfalls Peter Dobronitsch.
    Georg hatte sich nicht geirrt.
    Der Bauer kam, um ihn nochmals über seine augenblickliche Lage zu beruhigen, ihn wiederholt seines Beistandes zu versichern und ihn zu bitten, heute nacht draußen auf der Tanne sorgsam Wacht zu halten und ihn zu benachrichtigen, falls der Kosakenwachtmeister mit der Schar seiner Leute, wie sicher anzunehmen sei, auf dem Gehöft erscheinen würde, um Boroda abzufangen.
    Georg erklärte sich natürlich bereit, den Wunsch seines gütigen Gastgebers und Beschützers zu erfüllen.
    „Sage mir nur“, bat er den Bauer, „wohin ich mich stellen soll.“
    „Stellen sollst du dich gar nicht“, entgegnete Dobronitsch. „Kommt der Wachtmeister mit seinen Leuten vom See her, so muß er hier am Baum vorüber. Du steigst dann hinab auf die untersten Äste. Da kannst du alles sehen, ohne selbst bemerkt zu werden, und nachher steigst du wieder auf, um an dem Klingeldrahte zu ziehen.“
    „Wann soll ich meinen Posten antreten?“
    „Sogleich. Die Dämmerung ist da, und ich vermute, daß die Kosaken zeitig erscheinen werden.“
    „Schön. Brechen wir also auf!“
    Sie verlöschten die Lampe und begaben sich zur Höhle hinaus. Dann zeigte Peter Dobronitsch Georg den Klingelzug und auch den Nagel, den er zur leichteren Auffindung des Eingangs in einen Ast geschlagen hatte, darauf stiegen beide hinab.
    Es war im Geäst der Tanne stockdunkel.
    Die Männer mußten sich beim Hinabklettern ganz auf ihren Tastsinn verlassen. Aber dennoch gelangten sie ohne Unfall unten an.
    „So“, sagte jetzt Peter Dobronitsch, „hier bleibst du auf dem vorletzten Ast sitzen. Da kann dich niemand sehen.“
    Dann sprang er von dem Ast zur Erde hinab und entfernte sich. Georg aber machte es sich auf seinem Sitz so bequem wie möglich.
    Er war überzeugt, daß er seinen Posten ganz vergeblich eingenommen habe. Er hatte ja keine Ahnung, daß gerade die Pechtanne, auf der er saß, der Rendezvousplatz war, wo sich der Wachtmeister und Sergius Propow treffen wollten.

ZWEITES KAPITEL
    Die Verbannten
    Es war nun vollständig Abend geworden. Rings herrschte tiefe Stille. Da war es Georg, als ob er leise Schritte höre. Er lauschte.
    Unter der Tanne hielten die Schritte an. Georg erkannte eine hohe, dünne Gestalt.
    „Donnerwetter“, brummte der Unbekannte. „Noch nicht da! Wenn er mich nur nicht ewig warten läßt!“
    Dann setzte sich derselbe nieder und lehnte sich mit dem Rücken an den riesigen Stamm des Baumes.
    Bereits nach kurzer Zeit kam ein zweiter Mann herbei, und während der erstere aufstand, blieb der zweite in der Nähe der Tanne stehen.
    „Pst!“ machte er.
    „Pst!“ antwortete der andere.
    „Ah, du bist schon da, Sergius.“
    „Ja, komm her, Wachtmeister!“
    Georg wußte nun genau, mit wem er es zu tun hatte. Die Männer standen gerade unter ihm, und wenn sie auch nicht laut sprachen, konnte er doch alles ganz gut verstehen.
    „Wo hast du dein Pferd?“ fragte der Kosak.
    „Unter Bäumen versteckt. Kommst du allein, oder hast du dich anders besonnen und Leute mitgebracht?“
    „Ich bin allein. Die tausend Rubel, die auf Boroda gesetzt sind, will ich allein verdienen. Warst du bereits beim Haus?“
    „Nein. Warst du dort?“
    „Auch nicht! Aber ich werde einmal hingehen, um zu sehen, ob die Luft rein ist und ob der Kerl etwa wieder Essen auf das Fenster gestellt hat.“
    Der Wachtmeister schlich sich fort. Es dauerte lange, ehe er zurückkehrte. Und schon wurde Propow ungeduldig, da kam endlich der Kosak geschlichen und sagte:
    „Das Fenster ist offen, und es steht dort auch das Essen für die Flüchtlinge.“
    „Sehr gut! So klappt also alles!“
    „Dobronitsch geht heute ganz sicher zeitig schlafen. Warten wir, bis er zu Bett ist, und steigen dann ein!“
    „Ganz wie du willst.“
    Es trat nun eine Pause ein, während welcher Georg sich überlegte, was er tun solle. Aus dem Gespräch der beiden Männer hatte er vernommen, daß sie ganz allein da waren und es allerdings darauf abgesehen hatten, Peter Dobronitsch mit dem Zobeljäger Boroda zu erwischen. Kosaken hatte der Wachtmeister nicht mitgebracht.
    War es nicht besser, den Bauern zu benachrichtigen, als ihn im Ungewissen zu lassen? Georg beschloß, es zu tun.
    Er begann daher, emporzuklettern, so langsam und leise, daß seine Bewegungen von den beiden

Weitere Kostenlose Bücher