54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
beweisen, daß du es weißt. Du wirst die Knute erhalten, und zwar so lange, bis du gestehst.“
„Und wenn du mich totschlagen läßt, so kann ich nichts gestehen, denn ich weiß von nichts.“
„Werden sehen! Bindet ihn!“
Dieser Befehl war an einige Soldaten der Nachhut gerichtet. Sie wollten sich des Bauers sogleich bemächtigen.
„Herr!“ rief da dieser. „Du hast nicht das Recht, mich schlagen zu lassen! Ich bin nicht dein Untergebener, ich bin ein freier Untertan des Zaren. Ich kann nur auf ein gerichtliches Erkenntnis hin bestraft werden.“
„Nun, so bin jetzt ich das Gericht, und mein Erkenntnis hast du gehört.“
„Ich protestiere!“
„Und ich höre nicht auf dich!“
„So werde ich mich beschweren!“
„Hund! Drohst du mir sogar! Du wirst nun doppelte Hiebe erhalten. Bindet ihn!“
Dobronitsch mochte die Absicht haben, sich zur Wehr zu setzen, denn er überflog die Anzahl der Soldaten, die ihn ergreifen wollten. Da aber fiel sein Blick zufälligerweise durch das Fenster in die Stube. Er sah den dicken Sam für einen Augenblick am Fenster erscheinen. Dieser gab ihm einen Wink, sich alles ruhig gefallen zu lassen. Darum verzichtete der Bauer auf den geplanten Widerstand.
Die Fenster des Wohnzimmers standen offen. Die dort Befindlichen hatten alles ganz deutlich gehört.
„Herrgott, sie wollen ihm die Knute geben!“ sagte die Bäuerin erschrocken, als sie den Befehl des Majors vernahm.
„Keine Sorge! Sie werden ihn nicht schlagen“, tröstete Sam. „Habe nur keine Angst, mein gutes Schwesterchen.“
Draußen wurde unterdessen der Bauer gebunden und mit dem Bauch auf die Erde gelegt, während rechts und links von ihm sich je ein Kosak, mit der Knute in der Hand, aufstellte.
„Nun“, fragte der Major, „willst du offen gestehen, Peter Dobronitsch?“
„Ich weiß nichts“, antwortete dieser.
„Ah! Du denkst, ich mache mit der Knute nur Spaß? Du sollst sofort erkennen, wie ernst es mir damit ist.“
Plötzlich ertönte ein lautes „Halt!“ von der Haustür her. Aller Augen richteten sich natürlich dorthin. Sam, Jim und Tim traten heraus, ihre Büchsen in der Hand.
„Alle Teufel!“ flüsterte der einstige Derwisch ganz erschrocken dem Grafen zu. „Das sind die drei Amerikaner! Habe ich es nicht gesagt? Sie befinden sich auf meiner Fährte.“
„Pah! Es ist nichts zu befürchten. Ich bin ja da.“
„Oh, danach fragen diese Menschen nicht!“
„Ich werde sie wohl lehren, danach zu fragen! Was wollen sie jetzt? Ah!“
Sam war nämlich in aller Gemütlichkeit zu dem auf der Erde liegenden Bauer getreten, hatte den ihm im Weg stehenden Kosaken zur Seite geschoben, zog sein Messer, zerschnitt die beiden Leinen, mit denen Dobronitsch gebunden worden war, und sagte:
„Peter Dobronitsch, steh auf! Es versteht sich ganz von selbst, daß der Oberstwachtmeister nur Spaß macht.“
Der Bauer sprang natürlich vom Boden auf.
Der Major zog ein Gesicht, als ob er seinen Augen nicht traue.
„Kerl! Was fällt dir ein!“ rief er.
„Oh, nichts Besonderes“, lachte Sam. „Ich mache mir den Spaß, auf dein Spiel einzugehen. Du läßt die Leute fesseln, und ich erlöse sie.“
„Unverschämter! Wer bist du?“
„Frage den da!“
Sam deutete auf den einstigen Derwisch. Der Major blickte also diesen an und fragte:
„Kennst du diesen Mann?“
„Nein“, antwortete der Gefragte.
„Nicht?“ lachte Sam. „Das glaube ich gar wohl, denn sobald zu zugibst, uns zu kennen, ist's um dich geschehen. Es ist der größte Halunke, den es auf Erden gibt. Nicht wahr, jetzt bist du der Kaufmann Peter Lomonow aus Orenburg?“
„Der bin ich freilich.“
„Und wer warst du vorher? Warst du nicht in Amerika, wo du dich Bill Newton nanntest?“
„Nein.“
„Nanntest du dich nicht vorher in Konstantinopel Derwisch Osman?“
„Ist mir niemals eingefallen!“
„Und ist nicht Florin dein eigentlicher Name? Wenigstens hast du ihn als Kammerdiener geführt.“
„Ich weiß nichts davon. Ich habe nichts mit dir zu schaffen. Laß mich in Ruhe!“
„Schön! Ganz wie du willst. Du sollst sehr bald deine Ruhe haben.“
Der Major hatte vor Erstaunen versäumt, etwas zu sagen. Jetzt ergriff er das Wort und sagte zu Sam:
„Wie kannst du es wagen, dich in meine Angelegenheit zu mischen? Wie ist dein Name?“
„Ich heiße Samuel Barth.“
„Ah, du bis ein Ausländer und wagst es, dich hier der Exekution zu widersetzen! Weißt du, daß ich dich selbst auch knuten lassen
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