54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken
Gehorsams bedürfen, so wenden Sie sich gütigst an die hiesigen Kameraden!“
„Alle Teufel! Soll ich etwa auch Sie wegen Insubordination einsperren lassen?“
„Das ist Ihnen unbenommen. Nur mache ich Sie darauf aufmerksam, daß Sie sich darüber zu verantworten haben werden. Ich kam hierher, einen Flüchtling zu fangen. Er ist entkommen, und ich habe nichts mehr hier zu suchen. Ich kehre nach Platowa zurück.“
Damit entfernte sich der Oberleutnant, um seine Kosaken aufzusuchen und mit denselben abzureiten. Der Major warf ihm einen wütenden Blick zu und schickte nun einen anderen Offizier fort, um die Kosaken, die sich noch am Ufer des Sees befanden, herbeizuholen.
Dieser hatte sich kaum entfernt, so erschien der Platowaer Oberleutnant an der Spitze von dreißig Kosaken, um sich von dem Major zu verabschieden.
„Was ist das?“ fragte ihn da der Graf. „Sie erhielten doch nur zwanzig Mann mit?“
„Allerdings“, antwortete der Oberleutnant. „Und ich zehn. Wollen Sie mir die etwa entführen? Ich bedarf ihrer noch.“
„Wenn Sie militärische Kräfte nötig haben, so wenden Sie sich an den Herrn Major, der Ihnen sehr gern zu Diensten sein wird.“
Der Graf zeigte sich freilich damit nicht einverstanden. Er fragte:
„Herr Oberleutnant, steht es denn in Ihrem Belieben, mir die Truppen zu entziehen, die mir auf Befehl des Kreishauptmanns mitgegeben worden sind?“
„Allerdings, denn ich bin hier Kommandierender aller nach Platowa gehörigen Soldaten. Herr Major, melde mich mit dreißig Mann ab nach Platowa. Wünsche viel Vergnügen!“
Damit trabte der Oberleutnant mit seinen Leuten von dannen.
Sam hatte das alles zu seinem größten und heimlichen Vergnügen mit angesehen und angehört und machte infolgedessen ein Gesicht, das sowohl den Grafen als auch den Major herzlich ärgerte. Darum rief der erstere dem letzteren zornig zu:
„Herr Major, ich bitte nochmals, diesen Menschen arretieren zu lassen! Ich verantworte es.“
„Du hörst es!“ sagte der Major zu Sam. „Also leiste keinen Widerstand.“
„Fällt mir nicht ein!“ antwortete Sam. „Ich werde doch gegen die Arretur des Mannes doch keinen Widerstand leisten. Herr Major, ich fordere Sie auf, den Herrn Grafen zu arretieren!“
Der Major fluchte laut auf. Er hielt zwischen zwei Männern, von denen der eine den anderen arretiert wissen wollte. Wem sollte er da den Willen tun!
„Also bitte!“ drängte der Graf. „Da kommen ja Ihre Leute.“
In der Tat kam der Offizier in diesem Augenblick mit den herbeigeholten Kosaken. Da schien es sehr leicht zu sein, sich der Person Sams zu bemächtigen. Dieser aber lachte lustig auf und sagte:
„Herr Major, ich bitte nochmals, diesen Mann zu arretieren, und zwar schnell, damit er nicht etwa noch Zeit zur Flucht findet.“
„Hole euch der Teufel! Ich werde mich hüten, irgend jemand zu arretieren! Habt ihr etwas gegeneinander, so macht's gefällig selber ab. Mich geht eure Geschichte gar nichts an. Dir aber, Peter Dobronitsch, werde ich einen Hemmschuh anlegen. Verstanden? Du sollst mich nicht betrügen. Es ist ganz sicher, daß du die Flüchtlinge versteckt hast. Willst du mir gehorchen, wenn ich dir zum letzten Mal befehle, mir zu sagen, wo das Versteck sich befindet?“
„Ich weiß kein Versteck“, antwortete der Bauer, der mit Jim und Tim wieder zurückgekommen war. „Suche, ob du ein Versteck finden kannst, das gar nicht vorhanden ist.“
„Ich werde nicht suchen. Du sollst es nicht fertig bringen, mir eine Nase zu drehen. Ich werde deine Besitzung einschließen lassen, so daß keine Maus entkommen kann. Dann wird es sich finden, wo die Kerle, die mir die Pferde erschossen haben, hingekommen sind. Kommen Sie, Graf, Sie sind mein Gast.“
„Sogleich!“
Der Graf warf einen forschenden Blick auf den noch immer an seiner Stelle sitzenden Maharadscha und ritt davon. Die Kosaken folgten den beiden. Als nach einiger Zeit der Bauer seine Knechte auf Rekognition aussandte, meldeten sie ihm bei ihrer Rückkehr, daß allerdings seine ganze Besitzung von Kosaken umgeben sei. Vom See bis wieder zum See war ein Halbkreis gebildet worden. Die Soldaten taten Fußdienst und standen in leichter Anrufweite auseinander. Auch an dem Ufer des Sees war eine starke Wache aufgestellt, um das etwaige Entkommen der Flüchtlinge über das Wasser zu verhindern.
„Das ist nun freilich schlimm“, sagte Peter Dobronitsch. „Nun können sie nicht fort.“
„Pah“, lachte der Dicke. „Wenn ich
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