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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde?“
    „Pah! Du bist nicht der Mann dazu, mir mit der Knute zu drohen! Hier, siehe dir einmal meine Legitimation an.“ Sam zog diese aus der Tasche und reichte sie dem Major hin. Dieser las sie, blickte den Dicken und dessen beiden Kameraden erstaunt an, zog die Stirn in Falten und erwiderte:
    „Nun, was ist das weiter? Du heißt Samuel Barth, und deine beiden Begleiter heißen Snaker. Die Behörden werden aufgefordert, euch allen möglichen Vorschub zu leisten.“
    „So ist es. Du siehst also, daß ich auf deine Hilfe rechnen kann!“
    „Hm, nicht so ganz. Es steht allerdings hier, daß alle Zivil- und Militärbehörden dich, wenn du es verlangst, unterstützen sollen. Aber davon ist nichts zu lesen, daß du diesen Behörden Hindernisse in den Weg legen darfst. Was ich tue, das weiß ich zu vertreten. Peter Dobronitsch erhält die Knute!“
    „Nein, er erhält sie nicht, solange ich mich hier befinde.“
    „Mann, was wagst du? Ich bin Major!“
    „Und ich bin Samuel Barth; das ist weit mehr als Major! Verstanden?“
    „Ich lasse dich arretieren. Ich brauche nur einen Wink zu geben.“
    „So winke.“
    „Gut. Nehmt ihn gefangen!“
    Dieser Befehl war an die beiden Kosaken gerichtet. Da erhob Sam die Büchse und drohte:
    „Wer nur eine Miene macht, sich mir zu nähern, den schieße ich nieder!“
    Auch seine beiden Gefährten legten wie er die Gewehre an.
    „Donnerwetter!“ schrie jetzt der Major. „Mir das! Wollt ihr sie augenblicklich ergreifen!“
    Die beiden Kosaken, die zwischen ihrem Vorgesetzten und den Mündungen der drei auf sie gerichteten Gewehre standen, zogen es vor, den letzteren zu gehorchen und traten ängstlich zurück.
    Da sprang der Major vom Pferd und rief:
    „Also der offene Ungehorsam! Ihr sollt eure Strafe erleiden! Ich werde die Arretur jetzt selbst vornehmen.“
    Und sich an Sam, Jim und Tim wendend, sagte er in befehlendem Ton:
    „Ihr seid meine Gefangenen!“
    „Schön!“ lachte Sam.
    „Folgt mir!“
    „Gib dir keine Mühe! Wir machen doch, was wir wollen. Hat jemand das Recht, hier eine Arretur vorzunehmen, so sind wir es. Das werden wir dir sogleich zeigen.“
    Damit trat Sam an das Pferd heran, auf dem der einstige Derwisch saß, und sagte:
    „Bill Newton, ich klage dich an des Mordes, des Raubes, des Betruges, der Fälschung und einer ganzen Zahl anderer Verbrechen. Du bist mein Gefangener.“
    „Der deinige! Ha, greif zu!“ lachte Bill und gab seinem Pferd die Sporen, indem er es, in der Absicht, davonzujagen, herumriß. Aber er hatte sich in dem Dicken verrechnet. Dieser tat einen schnellen Griff, faßte das Bein des Reiters und riß ihm den Fuß aus dem Bügel – ein Ruck, Bill flog aus dem Sattel, stürzte zur Erde, und das Pferd jagte reiterlos davon.
    „Nehmt ihn auf und schafft ihn in die kleine Stube rechts vom Hausflur!“ gebot Sam seinen beiden Kameraden.
    Es hätte dieses Befehls eigentlich gar nicht bedurft, denn kaum berührte Bill Newton den Boden, so hatten die beiden Jäger ihn auch bereits ergriffen und emporgerissen.
    Der Derwisch brüllte laut auf vor Wut, und der Major war ebenso ergrimmt wie er.
    „Halt!“ schrie er. „Das dulde ich nicht!“
    „Wirst es wohl dulden müssen“, antwortete Sam. „Ich mache dich auf den Inhalt meines Passes aufmerksam. Schafft ihn fort!“
    Das sagte Sam zu Jim und Tim. Der Bauer hatte, seit er wieder aufgestanden war, dem Vorgang still zugeschaut. Jetzt rief er den beiden Jägern zu:
    „In der Stube ist er euch nicht sicher. Schafft ihn lieber in die Räucherei. Ich will sie euch zeigen.“
    Dann ging er voran, und die beiden anderen folgten mit Bill, der sich vergeblich gegen sie sträubte.
    Der Major fluchte das Blaue vom Himmel herab; aber Sam stand ihm so selbstbewußt und ruhig gegenüber, daß er es nicht wagte, sich an ihm zu vergreifen. Da hielt der Graf es an der Zeit, ein Wort zu sprechen. Sam war ja auch sein Gegner. Wenn dieser unschädlich gemacht wurde, so war das Spiel fast gewonnen.
    „Major“, sagte er, „lassen Sie sich so etwas bieten? Von einem obskuren Menschen, der ohne allen Rang und Stand ist?“
    „Sie haben recht“, antwortete der Offizier. „Der Kerl soll es büßen, Oberleutnant, bitte, holen Sie meine Kosaken herbei.“
    Der Oberleutnant aus Platowa, dem die letzten Worte galten, zuckte die Achseln.
    „Herr Major“, antwortete er, „es tut mir leid, mich in dieser heiklen Angelegenheit nicht beteiligen zu können. Ich gehöre jetzt nach Platowa. Wenn Sie des

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