Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
zwischen uns und ihm ist allerdings ein ganz anderes als zwischen Herr und Diener. Wir sind Gefährten, nur daß er ein sehr vornehmer Herr ist.“
    „Was ist er denn?“
    „Ja, wer das wüßte! Wir kennen nicht einmal seinen wirklichen Namen.“
    „Und wie nennt er sich?“
    „Steinbach.“
    „Das ist ja ein deutscher Name!“
    „Allerdings.“
    „Und wir werden ihn hier sehen?“
    „Ja, er kommt. Es ist sogar möglich, daß er bereits heute hier eintrifft.“
    „Welch eine Freude! Welch ein Glück, daß man wieder einmal mit einem Deutschen, mit einem Landsmann reden kann!“
    Sam machte ein betroffenes Gesicht.
    „Oho!“ rief er aus. „Landsmann? Seid ihr denn Deutsche?“
    „Ja.“
    „Sapperment! Ist das möglich? Aus welchem Land denn?“
    „Aus Sachsen.“
    „Himmel! Ist's wahr?“
    „Ja. Warum erschrickst du darüber?“
    „Donnerwetter, warum? Weil ich selbst ein ganz echter und richtiger Sachse bin.“
    „Ist das möglich!“
    „Ja, wirklich.“
    Sam war aufgesprungen und die anderen auch.
    „So können wir ja deutsch reden!“ rief der alte Boroda freudig.
    „Natürlich! Aber wie kommt es denn, daß Ihr als Sachse einen russischen Namen habt?“
    „Unser Name ist ein gut deutscher. Wir haben ihn nur in das Russische übersetzt.“
    „Übersetzt! Alle Teufel! Boroda heißt im Deutschen doch – doch – doch –“
    Sam sprach den Satz nicht aus. Er wich langsam Schritt um Schritt zurück und fixierte den alten Boroda mit ungewissem Blick. Dieser letztere aber ergänzte Sams Rede:
    „Boroda heißt Barth.“
    „Barth – Barth –“, wiederholte Sam wie im Traum. „Mann, sage mir einmal, wo du geboren bist!“
    „In Herlasgrün!“
    „Mein Himmel! Gott, o Gott! Daß ich noch so etwas erleben darf! So ein Glück!“.
    „Was denn? Was hast du?“
    Sam war ganz bleich geworden. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten.
    „Was ich habe?“ frage er. „Ich habe weiter nichts, als daß ich auch in Herlasgrün geboren bin und auch Barth heiße.“
    „Herrgott! Auch Barth!“
    „Ja, ich heiße Samuel, und du bist Karl – mein Bruder! Ich könnte gleich sterben vor Freude!“
    Sam wankte und breitete die Arme aus. Im nächsten Augenblick lagen die beiden einander am Herzen. Die nun folgende Szene läßt sich unmöglich beschreiben, denn es gibt weder Worte noch Farben, das Entzücken eines Mannesherzens treffend darzustellen.
    Natürlich flog auch Alexius in die Arme Sams, der rief:
    „Und was meine Freude verdoppelt, das ist der Umstand, daß euer Junge, mein Neffe, so ein berühmter Zobeljäger geworden ist. Der Kerl hat eine Ader von mir. Bube, hättest du es für möglich gehalten, daß du hier in Sibirien deinen Oheim finden würdest?“
    „Nein. Aber seit heute nacht habe ich es gewußt.“
    „Von wem?“
    „Von diesem da.“
    Alexius deutete auf Nummer Zehn.
    „Ja, dem habe ich von mir erzählt. Du hast ihm auch von dir erzählt, und so konnte er es sich sehr leicht zusammenreimen, daß ich dein Verwandter oder gar dein Oheim bin. Doch, Bruder, erinnerst du dich noch meiner Gustel?“
    „Welche dir untreu wurde, so daß du vor Wut nach Amerika gingst? Ja, ich erinnere mich ihrer noch ganz gut. Was ist mit ihr?“
    „Sie wird doch noch deine Schwägerin.“
    „Ja, du bist zu aller Zeit so ein seelensguter Kerl gewesen. So hast du also Herlasgrün besucht?“
    „Nein.“
    „Aber woher weißt du denn, daß sie Witwe ist?“
    „Sie hat es mir selber gesagt, freilich nicht in Herlasgrün, sondern in Amerika, wo ich sie getroffen habe.“
    „Das klingt ja außerordentlich abenteuerlich, Sam!“
    „Ist es auch! Warte nur, wenn ich dir meine Erlebnisse erzähle! Dann wirst du gar nicht aufhören, dich zu wundern. Ist es nicht wirklich viel, daß Brüder sich nach langen Jahren hier in Sibirien treffen?“
    „Ja, unser Herrgott tut noch Zeichen und Wunder, das ist wahr!“
    „Wie aber bist du denn unter die Verbannten gekommen?“
    „Davon später, lieber Sam. Ich will nichts Bitteres fallen lassen in das Glück, das ich jetzt empfinde. Gott, mein Gott, wenn ich daran denke, daß ich meinen Bruder wieder habe, und daß ich meine Heimat wiedersehen werde, so möchte ich in die Knie sinken und Gott laut preisen und lobsingen. O wollte doch nach so vielen Leiden und Trübsalen der Herr es geben, daß wir unser Vaterland wiedersehen dürfen!“
    „Karl, ich verspreche dir, daß ihr es wirklich wiederseht!“
    „Das kannst du nicht!“
    „O doch! Sam Barth hat

Weitere Kostenlose Bücher