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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch ganz andere Dinge fertiggebracht. Vor dem Zaren und seinen Kosaken fürchten wir uns nicht!“
    „Sei nicht allzu vermessen!“
    „Nein. Wollen demütig sein. Ich vertraue auf Gott, auf mich und auf – Steinbach. Lernt diesen Mann erst kennen, dann werdet ihr sagen, daß ihr in eurem ganzen Leben zum ersten Mal einen wirklichen Mann gesehen habt!“
    Peter Dobronitsch hatte die Höhle wieder verlassen, weil seine Anwesenheit auf dem Hof heute mehr als sonst notwendig war.
    Aber die zahlreichen Insassen des Verstecks hatten viele Bedürfnisse, für die gesorgt werden mußte. Da war die Anwesenheit Milas notwendig, und darum stieg sie, sobald sie es unbemerkt bewerkstelligen konnte, zum Versteck hinauf.
    Die Flüchtlinge, von denen sie für den ‚Engel der Verbannten‘ gehalten wurde, empfingen sie mit lebhafter Freude und mit Worten des herzlichsten Dankes.
    Hinten in dem offenen Kraterkessel saß die Familie Barth noch beisammen. Mila erfuhr mit innigster Teilnahme, daß hier ein so außergewöhnliches Wiedersehen stattgefunden habe, und versprach, zur Feier desselben, einige Flaschen Wein zu bringen oder zu senden. Sie blieb eine ganze Weile bei ihnen und wurde dann, als sie sich endlich entfernte, von Sam begleitet, der mit Dobronitsch verschiedenes besprechen wollte.
    Der Bauer war jedoch gerade jetzt nicht daheim, denn er hatte sich auf die Weide zu den Herden begeben. Das benutzte nun Sam, um nach dem einstigen Derwisch zu sehen. Darum begab er sich nach der Räucherkammer, vor der in dem Stübchen Jim und Tim saßen.
    „Wie hat er sich verhalten?“ fragte Sam.
    „Sehr ruhig“, antwortete Tim.
    „Das ist verdächtig. Wenn er schrie und allerlei Lärm und Unfug verübte, wäre es mir viel lieber. Wer sich still in ein solches Schicksal ergibt, der hat heimliche Gedanken! Ich weiß nicht, ob die Räucherkammer so fest ist, daß er sich nicht einen Ausweg bahnen könnte. Und was er nicht durch Gewalt zu vollbringen vermag, das wird er versuchen, durch List auszuführen. Ich werde mir diese Räucherei doch einmal genau ansehen.“
    Sam schob den Riegel zurück und öffnete die Tür. Der Verbrecher hatte sich auf den feuchten Boden niedergelassen und mit dem Rücken an die Mauer gelehnt. Er warf einen grimmigen, haßerfüllten Blick auf Sam.
    „Ah, du machst es dir bequem!“ sagte Sam. „Schade, daß ich dir keinen Samtstuhl und keine Gasbeleuchtung anbieten kann. Solcher Luxus ist leider hier gar nicht vorhanden.“
    „Hund, elender!“ knirschte der Gefangene.
    „Wie war das? Du möchtest doch ein wenig höflicher sein. Es könnte mir sonst in den Sinn kommen, dir meine Antwort mit der Knute zu erteilen.“
    „Wage es!“ rief der andere, indem er aufsprang.
    „Ja, ich wage es!“ antwortete Sam, und im Nu hatte er die Knute vom Gürtel losgerissen und hieb nun mit solcher Schnelligkeit und Vehemenz auf den Kerl ein, daß dieser gar keine Zeit fand, eine abwehrende oder gar angreifende Bewegung zu machen.
    „Da!“ lachte der Dicke, als er aufhörte, da sein Arm ermüdet war. „Jetzt siehst du, ob es ein Wagnis ist, dich durchzuprügeln. Wer bist du denn eigentlich? Ein Zuchthäusler, dem wohl gar der Galgen winkt. Und wer warst du vorher? Eine armselige Bedientenseele, die die ganze Familie ihres Herrn ins Unglück gestürzt hat. Zu einem solchen Kerl kann man natürlich nur mit der Peitsche reden.“
    „Frecher Verleumder!“ brüllte der Gezüchtigte. „Beweise mir die Wahrheit deiner Behauptung!“
    „Das werde ich tun, und ich hoffe sehr, daß es mir nicht schwerfallen soll! Jetzt aber will ich mich einmal unterrichten, ob ein Vogel, der in diesem Käfig steckt, zu entfliehen vermag.“
    Sam untersuchte darauf die Räucherkammer sehr genau und überzeugte sich, daß Florin nicht entkommen konnte. Dann wurde der letztere wieder eingeschlossen.
    „Sollen wir den Kerl denn fortgesetzt bewachen?“ fragte Jim.
    „Das versteht sich. Es ist nicht zu ändern. Dieser Mensch ist zu wichtig, als daß wir ihn außer acht lassen sollten. Er hat schon mehrmals das Glück gehabt, Steinbach zu entkommen. Dieses Mal aber darf es ihm nicht gelingen. Wir können uns ja ablösen. Jetzt allerdings habe ich mit dem Bauern zu reden.“
    Peter Dobronitsch war inzwischen heimgekommen. Sam fand ihn in der Wohnstube.
    „Nun, wie hat dir das Versteck der Verbannten gefallen?“
    Mit dieser Frage empfing ihn Dobronitsch.
    „Außerordentlich gut. Einen besseren Ort zur Unterbringung von Leuten, die von der

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