55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
verliebe dich, aber verheirate dich nicht, mein Sohn! Aber, du ziehest mir so ein wunderliches Gesicht! Junge, du bist doch nicht etwa schon auf den Leim gegangen?“
Königsau lachte und antwortete:
„Ich sitze fest, Exzellenz!“
„Alle Teufel, das ist dumm! Hast du ihr dein Wort gegeben?“
„Freilich!“
„Das ist noch dümmer! Armer Kerl, du kannst mich dauern! Ist sie reich?“
„Nein!“
„Kerl, du bist ein Esel!“
„Aber ein sehr glücklicher, Exzellenz!“
„Ja, das denkst du jetzt. Aber der hinkende Bote kommt hinterher und faßt dich beim Schopfe. Und nun gar eine Französin! Hättest du dich an eine Deutsche verschachert, so möchte es noch gehen, aber eine Mademoiselle, das ist zu dumm, mein Sohn: So ein Kerl wie du bist! Du brauchst nur die Hand auszustrecken, so hängen gleich elfhundert daran, und hier gehst du so traurig auf den Leim!“
Blücher schüttelte den Kopf; Königsau aber meinte in zuversichtlichem Ton:
„Es ist kein Leim, Exzellenz. Margot ist gut.“
„Gut? Hm! Wart's ab! Also Margot heißt sie?“
„Ja.“
„Na, der Name wenigstens klingt nicht übel! Aber sie ist arm, und du hast auch nichts. Was soll daraus werden?“
„Ich verkaufe mein Gut.“
Der Husar ließ sich diese Antwort entfahren, ohne daran zu denken, daß er damit das preisgab, was er gern verschweigen wollte.
„Dein Gut verkaufen?“ fragte Blücher erschrocken. „Warum? Das ist ja gar nicht nötig! Gerade, da du dich verheiraten willst, mußt du es behalten. Deine Gage ist ja nur eine Lappalie; dein Gut bringt dir einen Zuschuß; wovon willst du leben, wenn dieser wegfällt?“
Königsau blickte nachdenklich vor sich nieder und antwortete dann:
„Sie haben recht, Exzellenz, aber ich muß verkaufen; ich bin zu diesem Opfer gezwungen, und ich bringe es gern.“
„Wer zwingt dich denn dazu?“
„Ein neugebackener Baron, der Armeelieferant Napoleons gewesen ist.“
„Ein Armeelieferant? Den Kerl soll der Blitz zerquetschen! Diese Menschen sind alle Spitzbuben, einer wie der andere! Aber wie hängt das zusammen? Hast du etwa mit ihm gespielt? Bist du ihm Geld schuldig?“
Der Lieutenant sah ein, daß er bereits zu mitteilsam gewesen sei, um jetzt schweigen zu können. Er beschloß, aufrichtig zu sein und erzählte dem Marschall alles. Blücher hörte ihm schweigend zu; seine Miene wurde ernst und immer ernster; endlich schüttelte er langsam den Kopf und sagte:
„Das ist nun freilich eine ganz und gar verfluchte Geschichte. Du bist ein Ehrenmann und kannst nicht mehr zurück. Dein Gütchen ist pfutsch, vollständig pfutsch, armer Junge. Aber so ist es: gestern verliebt und heute ein Esel! Wie willst du es anfangen, um Geld zu bekommen? In acht Tagen müssen die Wechsel eingelöst werden; aber so schnell geht es doch mit dem Verkauf nicht!“
„Das macht mir keine Sorge. Das Gut ist unverschuldet; wenn ich es verpfände, gibt mir jeder Bankier die Summe, welche ich brauche.“
„Hm! Junge, du dauerst mich! Ist diese Margot denn gar so ein Wunder von einem Mädchen, daß du dein ganzes bißchen Habe gern für sie opferst?“
„Sie ist ein Engel!“ antwortete Königsau warm.
„Donnerwetter, da darf ich sie mir wohl einmal ansehen, he?“
„Wenn Exzellenz befehlen, werde ich sie vorstellen.“
„Gut! Du hast mit der Alten noch gar nicht gesprochen, das heißt, über eure Liebelei?“
„Nein.“
„Und morgen willst du dich erklären?“
„Ja.“
„Schön! Ich werde dich begleiten und den Freiwerber machen. Ich glaube, daß es dir keine Schande ist, wenn der alte Gebhard Leberecht von Blücher seinen Senf dazu gibt. Wieviel Uhr wirst du erwartet?“
„Um drei Uhr.“
„So komme um halb drei Uhr zu mir. Ich werde mich in Glanz und Wichs werfen, um Ehre einzulegen. Aber das sage ich dir: Gefällt mir das Mädchen nicht, so rede ich kein Wort. Ich will den Vorwurf nicht auf dem Gewissen haben, an deinem Elend schuld zu sein. Ah!“
Er erhob sich, denn es trat ein Herr ein, welcher ihm sehr bekannt zu sein schien, und den er vertraulich grüßte. Der Mann trug sich höchst elegant; seine Hände waren mit kostbaren Ringen besteckt, und an seiner Uhrkette glänzten Berlocken, welche ein Vermögen repräsentierten. Königsau wurde ihm von dem Marschall vorgestellt, und so erfuhr der Lieutenant, daß der Franzose einer der bedeutendsten Bankiers von Paris sei.
Jetzt traten die drei in dasselbe Zimmer, in welches sich alle diejenigen begeben hatten, welche während des
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