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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagte:
    „Halte, la Kamerad! Donneh moah eng pee de fee pour ma pipe – halt, Kamerad, geben Sie mir ein bißchen Feuer für meine Pfeife!“
    Dieses Französisch wurde geradezu schrecklich ausgesprochen. Hätte Königsau den Mann nicht an der Stimme erkannt, so hätte er doch an der Aussprache gehört, daß es der alte Blücher sei, welcher bekanntlich das schauderhafteste Französisch sprach.
    „Zu Befehl, Exzellenz!“ antwortete der Husar.
    „Donnerwetter, ein Deutscher! Es ist so dunkel, daß man nichts erkennt; ich hörte nur den Sarras rasseln und sah die Zigarre glimmen. Wer sind Sie denn?“
    „Lieutenant Königsau von den Ziethenhusaren.“
    „Ah, Junge, bist du es? Und noch immer nicht Rittmeister?“ lachte der Alte, indem er seine Pfeife in Brand steckte. „Ich bin da in dem alten Dorf herumgerannt, um die berühmte Revolution zu sehen, welche es gegeben haben soll; habe aber ganz und gar nichts bemerken können.“
    „Ich war so ziemlich dabei engagiert, Exzellenz.“
    „Ah, wirklich? Komm, mein Sohn, das mußt du mir erzählen! Ich weiß da ein recht hübsches Nest, wo es einen recht guten Wein gibt und auch noch einiges andere mehr; da sollst du mir beichten. Die Zeche braucht dir keine Sorge zu machen.“
    Er klopfte an die Tasche, in welcher die Goldstücke klirrten, und schritt voran. Königsau wußte, daß Blücher ein leidenschaftlicher Spieler war, der des Abends gern sein Glück versuchte; daher ahnte er, daß der jetzige Gang wohl den gleichen Zweck habe, und er sollte sich auch nicht getäuscht haben.
    Nach einiger Zeit blieb Blücher vor der Tür eines Hauses stehen, welches allem Anschein nach ein Privathaus war.
    „Mein Sohn“, sagte er. „Ich nehme dich mit hierher, weil ich denke, daß du ein so braver und verschwiegener Kerl bist. Du wirst über alles, was du siehst, das Maul halten; wo nicht, so holt dich entweder der Teufel, oder ich!“
    „Exzellenz dürfen glauben, daß ich keine Plaudertasche bin“, sagte Königsau.
    „Das will ich dir auch geraten haben! Erführe ich, daß du deinen Schnabel nicht in acht nimmst, so wärst du ein ausgemachter Lump, mein Sohn, und würdest ganz gewaltig in die Käse fliegen, du Himmelsakramenter!“
    Er zog leise an einer Glocke. Erst nach längerer Zeit hörte man im Inneren des Hauses nahende Schritte, und eine Stimme fragte:
    „Wer ist draußen?“
    „Blücher“, antwortete der Feldmarschall. Sogleich wurde die Tür geöffnet, und die beiden traten ein. Der Portier, welcher sie empfing, verbeugte sich tief; Blücher beachtete es nicht und schritt voran, die Treppe empor. Oben trat er in ein Zimmer, in welchem mehrere Herren saßen, welche sich ehrfurchtsvoll erhoben. Er nickte ihnen zu und schritt, ohne Königsau vorzustellen, an ihnen vorüber in ein Nebenzimmer, in welchem sich kein Mensch befand.
    Auf dem dort stehenden Tisch sah man Gläser und volle Flaschen stehen. Blücher griff sofort nach einer der letzteren, entkorkte sie und schenkte ein.
    „Zunächst einschenken“, sagte er. „Diese Franzosen sind ein ganz verfluchtes Volk und haben doch einen verteufelt guten Wein. Wie paßt das zusammen! Schon aus Ärger darüber könnte man sie in Kochstücke hauen. Prosit mein Sohn! Dieser Tropfen wird dir nicht in der Gurgel stecken bleiben.“
    Er stieß mit dem Lieutenant an, setzte sich und fuhr dann fort:
    „So! Nicht wahr, es ist gut? Nun setze dich zu mir und erzähle mir von der Revolte, welche du miterlebt hast. Wir haben noch einige Zeit.“
    Königsau folgte diesem Befehl, indem er nur das berichtete, was er für notwendig hielt, ohne seine Herzensangelegenheit zu berühren. Während er erzählte, traten nacheinander mehrere Herren ein, welche ehrerbietig grüßten, und es nicht wagten, bei den beiden Platz zu nehmen, sondern durch eine zweite Tür verschwanden. Als er geendet hatte, sagte der Marschall:
    „Also ein Auflauf, wie er in Sodom und Gomorra öfters vorkommt. Für uns hat er nichts zu bedeuten, da die Demonstration nicht gegen uns gerichtet gewesen ist. Man ist dir sogar gehorsam gewesen. Für so einsichtsvoll habe ich noch keinen Franzosen gehalten. Dein Auftreten ist mutig und tadellos gewesen, mein Sohn. Ich muß dich loben. Wie aber bist du zu diesen Damen gekommen?“
    „Wie man so Damenbekanntschaften zu machen pflegt, Exzellenz!“
    „Na, wie denn?“ fragte Blücher.
    Es ist bekannt, daß er zu den Bewunderern des schönen Geschlechtes zählt. Er hörte, daß der Lieutenant sich Mühe gab,

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