55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
ist zum Teufel.“
„Exzellenz haben ja Kredit.“
„Ich borge von keinem Franzosen.“
„Darf ich es nicht wagen, mich Ihnen zur Verfügung zu stellen?“
„Ich danke dir, mein Junge! Ich würde es annehmen, aber der Spieler ist abergläubisch. Wer gewinnt, soll seinen Gewinn nicht angreifen. Ich bin überzeugt, daß du von jetzt an verlieren würdest. Spiele weiter! Ich werde zusehen. Wieviel hast du jetzt?“
„Gegen fünfzigtausend Franken.“
„Alle Teufel! Na, fahre fort, mein Sohn! Es wäre mir ein Gaudium, wenn es dir gelänge, diese Franzmänner gehörig auszubeuten!“
Das Spiel nahm für den Deutschen einen günstigen Verlauf. Da nahte die letzte Tour. Außer dem Bankier und Königsau beteiligte sich nur noch einer beim Spiel. Dieser setzte seine letzten hundert Franken auf ein Kreuz. Unter einer plötzlichen Eingebung deutete der Deutsche auf die danebenliegende Nummer und sagte:
„Zwanzigtausend auf diese!“
Der Bankier erschrak; das sah man ihm deutlich an.
„Wissen sie, Monsieur“, sagte er, „daß ich Ihnen das Achtfache, also hundertundsechzigtausend Franken zu bezahlen habe, wenn Sie gewinnen?“
„Allerdings weiß ich das“, antwortete Königsau.
„Sie sehen aber, wie es mit meiner Kasse steht. Kreditieren Sie mir bis morgen vormittag zehn Uhr, falls ich Unglück haben sollte?“
„Mit dem größten Vergnügen!“
„Nun wohl, so wollen wir sehen!“
Die Anwesenden waren höchst begierig, den Erfolg zu sehen. Der Bankier zog die Karte, drehte sie langsam um und erblaßte – es war die Nummer, welche Königsau gesetzt hatte. Ein allgemeiner Ruf des Erstaunens ging durch das Zimmer; eine solche Summe war hier noch nie auf einen Satz verloren worden.
„Monsieur, ich bitte Sie, mir Ihre Wohnung anzugeben“, sagte der Bankier.
Königsau überreichte ihm seine Karte. Er befand sich jetzt im Besitz von über zweimal hunderttausend Franken. Er war während des Spieles innerlich vollständig ruhig geblieben, jetzt aber war es ihm, als ob er vor Freude laut sein Glück hinausrufen müsse. Diese Freude wurde von dem Marschall aufrichtig geteilt. Er klopfte ihm auf die Achseln und sagte:
„Himmelelement, war das ein Treffer! Du bist ein ganz und gar bevorzugter Glückspilz, mein Junge. Ich werde dir tragen helfen, denn du bist nicht imstande, das viele Geld nach Hause zu schleppen. Vor allen Dingen wollen wir dieses Ereignis mit einer Flasche Champagner begießen.“
Jetzt nun setzten sich die Anwesenden zusammen, um das Glück zu feiern, oder den Ärger über ihr Unglück in Wein zu ertränken. Im Laufe der Unterhaltung erfuhr Königsau, in was für einem Haus er sich befand.
Es gab damals in Paris Hausbesitzer, welche ihre Räume vornehmen Spielern öffneten. Diese letzteren kamen da des Abends zusammen, ohne direkt mit dem Wirt zu verkehren. Ein Entrée wurde nicht bezahlt, aber alles, was genossen wurde, war so teuer, daß der Besitzer sich sehr wohl dabei stand. In einem solchen Haus befanden sich die Deutschen.
Es war in demselben für alles gesorgt. Sogar starke Leinwandsäckchen hielt man vorrätig, damit ein glücklicher Gewinner imstande sei, sein Geld bequem nach Hause zu bringen. Es kam öfters vor, daß dergleichen Säckchen gebraucht wurden, obgleich es noch keinen solchen Gewinn gegeben hatte, wie heute.
Als man aufbrach, hielt der Marschall Wort. Er half Königsau seinen Gewinn tragen. Dieser Liebesdienst bereitete dem Alten ein großes Vergnügen. Einem anderen Mann seiner Stellung wäre es wohl nicht eingefallen, den Diener eines Lieutenants zu machen.
„Höre, Junge, wie ist es dir denn eigentlich zumute?“ fragte er, als sie sich auf der Straße befanden und von den anderen Abschied genommen hatten.
„Ganz unbeschreiblich, Exzellenz“, antwortete Königsau.
„Das glaube ich! Du bist mir zu deinem Glück begegnet, und ich denke, du siehst ein, daß ein Spielchen doch etwas nicht so ganz und gar Unebenes ist.“
„Ich habe keine Veranlassung, sophistisch zu sein“, lacht der Lieutenant, „aber ich sage dennoch: Einmal gespielt, aber nicht wieder.“
„Ist das wahr?“
„Ja, Exzellenz, ich gebe ihnen mein Ehrenwort, daß ich nie wieder spielen werde. Es fällt mir gar nicht ein, daß Glück in Versuchung zu führen, denn ich bin überzeugt, daß ich es bereuen würde. Ich will mich des heutigen Gewinnes freuen, ihn aber nicht anderen vor die Tür tragen.“
„Daran tust du recht, mein Sohn. Das Spiel ist ein Weib, dem man niemals
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