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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ich natürlich nicht.“
    „Und ich noch weniger. Ich habe gegen keinen Menschen eine Äußerung getan, welche auch nur im geringsten auf unser Vorhaben Bezug gehabt hätte.“
    „Ich auch nicht.“
    „So ist es unbegreiflich, ja geradezu ein Wunder, daß er unsere Absicht erraten hat. Sie müßten, als Sie ihn mit dem Marschall bei Ihrer Mutter sahen, eine Drohung ausgestoßen haben, infolge derer er auf unsere Fährte gekommen ist?“
    „Ist mir nicht eingefallen! Übrigens wissen Sie ja selbst, daß, als ich ihn sah und sprach, von dem Anschlag gegen ihn noch gar keine Rede war. Wir haben uns ja erst besprochen, als ich von ihm nach meiner Wohnung zurückgekehrt war, in welcher Sie mich erwarteten.“
    „Dann ist die Sache nur um so undurchdringlicher. Aber erzählen Sie weiter. Also er stand bereit, Sie zu empfangen. Sie bemerkten, daß er einen Panzer trug, und verzichteten infolgedessen jedenfalls sofort auf den geplanten Angriff?“
    „Das fiel mir gar nicht ein! Es wäre jedenfalls gut gewesen, wenn ich so gedacht hätte, denn dann wäre er über meine Absicht im unklaren geblieben. Übrigens habe ich den Panzer nicht bemerkt, da es ja dunkel war. Er rief mich an, und ich warf mich trotzdem auf ihn. Ich stieß mit aller Kraft nach seinem Herzen. Ich hätte es sicherlich getroffen; aber der Dolch glitt ab, und die Spitze brach. Erst daran merkte ich, daß er den Panzer trug.“
    „Der Teufel soll ihn holen! Aber gab es denn keine andere Stelle des Körpers, an welcher ihm ein tödlicher Stoß beizubringen war, zum Beispiel am Hals?“
    „Pah! Dazu kam ich nicht. Wir gerieten miteinander in einen Ringkampf. Er hielt meinen Arm fest, und zudem kam eine Person hinzu, deren Gegenwart ich am allerwenigstem vermutet hätte.“
    „Wer?“
    „Raten Sie!“
    „Ich bin nicht allwissend. Wer war es?“
    „Hören Sie, und staunen Sie: Es war – meine Schwester.“
    Der Baron fuhr überrascht empor.
    „Unmöglich!“ rief er.
    „Haben Sie doch die Güte, zu ihr zu gehen, um sich bei ihr zu erkundigen, ob es wahr ist.“
    „Aber wie kommt die dazu, ihm nachzulaufen?“
    „Das weiß der Teufel!“
    „Es ist kein Zweifel. Sie haben beide geahnt, daß er sich in Gefahr befindet. Margot ist ihm heimlich gefolgt, weil sie Besorgnis um ihn gefühlt hat.“
    „Nur auf diese Weise läßt es sich erklären.“
    „Also diesem deutschen Laffen läuft sie nach!“ meinte der Baron zornig. „Ich aber werde mit Verachtung abgewiesen. Ah, ich werde ihnen einen Salat einschneiden, den sie schlecht verdauen sollen. Wie ging es weiter?“
    „Ich mußte natürlich fliehen, um nicht erkannt zu werden. Hätte ich den Kampf fortgesetzt, so wäre ich vielleicht gar ergriffen worden, da man bereits Türen und Fenster öffnete.“
    „Sie meinen also, daß Sie nicht erkannt worden sind?“
    „Dort noch nicht.“
    „Ah, das ist noch gut!“
    „Aber später jedenfalls.“
    „Ah, warum?“
    „Ich hatte die Stiefel ausgezogen und trug sie bei mir. Während des Kampfs entfielen sie mir. Sie haben sie gefunden, und Margot wird sofort sehen, daß es die meinigen sind.“
    „Welch eine Unvorsichtigkeit! Konnten Sie Ihre Fußbekleidung denn nicht irgendwo verstecken?“
    „Daß man sie unterdessen fand! Nein. Wäre der Panzer nicht gewesen, so hätte alles die gewünschte Wendung genommen; so aber hat sich alles nur auf das Schlimmste zugespitzt.“
    „Aber ich sehe doch, daß Sie Stiefel anhaben!“
    „Glauben Sie etwa, daß ich in Strümpfen oder gar barfuß hierher kommen konnte?“
    „Woher haben Sie die Stiefel erhalten?“
    „Es sind die meinigen. Ich rannte sofort nach Hause, um ein anderes Paar anzuziehen.“
    „Unbemerkt?“
    „Hm! Dieser verdammte Portier öffnete persönlich. Ich glaube, er hat bemerkt, daß ich in Strümpfen war. Aber ich habe ihm befohlen, nichts zu erzählen.“
    „Das war klug von Ihnen“, sagte er, „ganz außerordentlich klug, denn nun wird er es erst recht erzählen.“
    „Das Trinkgeld, welches ich ihm gab, wird ihm den Mund verschließen.“
    „Ah! Wieviel gaben Sie?“
    „Volle fünf Franken!“
    „Volle fünf Franken!“ rief der Baron mit spöttischem Erstaunen. „Donnerwetter, ist das eine Summe! Na, Kapitän, lassen Sie sich entweder auslachen oder bedauern! Aber der Fehler ist einmal gemacht; er läßt sich nicht ändern. Hat der Portier gesehen, daß Sie das Haus wieder verlassen haben?“
    „Ja.“
    „So wird er Ihrer Schwester, sobald sie zurückkehrte, alles

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