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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf der Rückreise nach Ihrer Heimat. Ich kann nicht begreifen, daß Sie engagiert worden sind, da sämtliche Bewohner des Schlosses Deutschland hassen. Es ist überhaupt für Sie hier eine gefährliche Gegend. Die Deutschen sind hier nicht gern gelitten. Man spricht sogar von einem Kriege mit da drüben und –“
    Sie hielt inne, als ob sie zuviel gesagt habe.
    „Nun, und?“ fragte er.
    „Oh, es ist nicht meine Art und Weise, das zu wiederholen, was meine Gäste sprechen. Ich in Ihrer Stelle würde mich nicht allzu lange in dieser Gegend verweilen.“
    „Waren das alle Personen, von denen zu sprechen war, Madame?“
    „Ich könnte vielleicht noch das gnädige Fräulein erwähnen, aber sie ist längere Zeit nicht anwesend gewesen. Sie ist in England. Man sagt, daß sie der Liebling des Vaters sei, während sie von ihrer Stiefmutter gehaßt werde. Sie ist eine gute Dame, nicht stolz, gar nicht. Sie besucht die Armen und Kranken und hilft, wo sie nur helfen kann. Ihre Mutter soll ein Engel an Schönheit, Güte und Milde gewesen sein. Sie ist an gebrochenem Herzen gestorben; warum, das weiß man nicht. Man hat sie hart an der Mauer des alten Turms begraben, weil sie eine Heidin war.“
    „Eine Heidin, wie meinen Sie das?“
    „Nun, der Baron hat sie von sehr weit hergebracht, von dort, wo es Tiger und Löwen gibt. Sie hat keine Christin werden wollen, und darum ist ihr auch die geweihte Erde versagt worden. Nun liegt sie im Wald begraben und geht des Nachts im alten Turm um.“
    „Ah! Hat man sie vielleicht gesehen?“ fragte Müller.
    „Gesehen? Ob man sie gesehen hat!“ rief die Frau, ganz erstaunt über eine solche Frage. „Gesehen und gehört hat man sie! Sie geht durch den Wald, im weißen Kleid, wie sie auch früher stets gegangen ist, und hundert Irrlichter tanzen um sie her. Dann verschwindet sie im Turm und erscheint oben auf der Zinne desselben. Und wenn sie da fort ist, dann hört man unter der Erde ein Klirren und Klingen, als ob tausend Geister mit Ketten rasselten. Es wagt kein Mensch, des Nachts zum Turm zu gehen.“
    „Wenn niemand hingeht, wer hat dann diese Erscheinungen beobachtet?“
    „Der vorige Förster. Als er angestellt wurde, war er ein junger, mutiger Mann; er glaubte nicht an Geister und Gespenster und schlich sich in den Wald, um die Erscheinungen zu untersuchen. Er hat nach den Lichtern geschossen, aber nichts getroffen. Er wurde darauf entlassen, weil er die Ruhe der seligen Baronin entweiht hat.“
    Müller schüttelte den Kopf. Diese Erzählung war jedenfalls nicht ganz aus der Luft gegriffen; etwas Wahres mußte daran sein, wenn auch der Kern in Dichtung eingehüllt war. Es schien ihm ganz so, als ob er einer höchst interessanten Zukunft entgegengehe.
    Die Wirtin kehrte, nachdem sie ihrer Redseligkeit Genüge getan hatte, nach der Küche zurück, und Müller brach auf, um nach Ortry zu wandern.
    Die Sonne schien warm vom Himmel herab, und darum schritt der Doktor nur langsam vorwärts. Es war ihm keine Zeit gestellt und so blieb es sich ja ganz gleich, ob er eine Stunde früher oder später an seinem Bestimmungsort anlangte.
    Er kannte die Richtung, in welcher dieser liegen mußte, und er hielt dieselbe ein, ohne sich nach dem eigentlichen, richtigen Weg zu erkundigen. Es liegt etwas Verführerisches darin, den Schritt ganz nach dem Gutdünken lenken zu können, und Müller gab diesem Reiz zur Genüge nach, so daß er schließlich bemerkte, daß sich der Weg, dem er bisher gefolgt war, in einem Wäldchen verlief.
    Ohne sich Sorge zu machen, schlenderte er durch dasselbe hindurch, schritt über eine Wiese hinüber und gelangte an einen großen Steinbruch, dessen hohe, steil emporsteigende Wände ihm ein unüberwindliches Hindernis entgegenstellten. Darum kletterte er an der Seite des Bruches empor und wunderte sich, daß der Rand dieses gefährlichen Abgrundes nicht mit einer Barriere versehen war. Da oben lagen Felder, welche hart an die scharfe Kante der Felsen heranreichten. Wie nun, wenn beim Ackern oder Eggen ein Pferd scheu wurde und den Mann samt dem Geschirr da hinunter in die gähnende Tiefe riß?
    Er war sich dieses schwindelerregenden Gedankens kaum bewußt geworden, so stieß er einen Ruf des Schreckens aus. Ein lauter Schrei hatte ihn veranlaßt, seitwärts hinüber zu blicken, wo Arbeiter auf einem Feld beschäftigt waren. Von dort her kam ein kleiner, leichter Wagen, vor welchen ein Pony gespannt war, in voller Karriere herangesaust. Ein Knabe saß auf dem

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