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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Baronin festgehalten werden, so hatte ich das Recht, Ihnen zu mißtrauen. Ich beschloß also, Ihre Effekten zu durchsuchen.“
    „Ah! Sie hatten kein Recht dazu!“
    Jetzt gewann der Direktor seinen Mut wieder. Sie standen sich Mann und Mann gegenüber; da war einer so viel wert wie der andere. Er beschloß, sich zu wehren.
    „Schweigen Sie!“ gebot der Alte. „Sie sehen, daß ich heimlich in Ihre Wohnung treten kann. Sie wissen ferner, daß Sie kein Eigentum hier besitzen, daß alle diese Möbel mir gehören. Ich habe zu ihnen, selbst zu den geheimen Fächern, Doppelschlüssel. Während Sie im Park Ihre Kurtisane erwarteten, trat ich durch die Tür in Ihre Wohnung ein und durchsuchte die geheimen Fächer Ihres Schreibtisches. Wissen Sie, was ich gefunden habe?“
    Der Direktor erkannte, daß Leugnen gar nichts helfen könne. Am besten war hier die Frechheit am Platz; darum trat er auf den Alten zu und sagte drohend:
    „Sie haben es wirklich gewagt, in meine Wohnung einzudringen?“
    „Allerdings!“ lachte der Veteran. „Haben Sie etwas dagegen, Monsieur?“
    „Das wird sich finden! Nun, was haben Sie denn entdeckt, Herr Kapitän?“
    „Oh, verschiedenes! Aber ich will Ihnen nur das eine vorlesen!“
    Er zog einen Brief aus der Tasche, entfaltete ihn und las:
    „Herrn Fabrikdirektor Metroy in Ortry.
    Auf hohen Befehl ist Ihnen mitzuteilen, daß man nicht gesonnen sein kann, von Ihrer Offerte Gebrauch zu machen. Wenn es in Frankreich wirklich geheime Waffenplätze gibt, welche angelegt werden, um Franc tireurs und andere Rotten auszurüsten, so kann dies eine Regierung nicht wankend machen, welche mit Ihrem Kaiser im besten Einvernehmen steht.
    Wir sehen übrigens auch davon ab, Ihren Behörden von Ihrem Anerbieten irgendwelche Mitteilung zu machen, werden jedoch Ihr Schreiben für spätere Fälle bei uns in sorgsame Verwahrung nehmen.“
    Die Augen des Kapitäns funkelten, als er diesen Brief, dessen Unterschrift er nicht mit vorgelesen hatte, wieder in die Tasche steckte. Er knirschte:
    „Sie haben also unser glorreiches Unternehmen für schnödes Geld verraten wollen!“
    „Nur aus dem Grund, weil Sie knausern und mich nicht bezahlen wollen“, antwortete der Direktor.
    „Sie gestehen es also ein?“
    „Warum nicht?“ fragte der Mann, indem er gleichmütig die Achseln zuckte.
    „Ah, wissen Sie, daß ich der Arrangeur des ganzen Werkes bin? Daß alle mir Treue geschworen haben und daß ich jede Untreue bestrafen werde?“
    „Pah, mich können Sie nicht bestrafen!“ lachte der Direktor.
    „Warum nicht?“
    „Weil Ihr ganzes Lager sich in meiner Hand befindet. Sie haben mich vorhin erschreckt, weil ich mich wirklich schuldig fühlte, aber dieser Schreck hat nicht lange gedauert. Sie glauben, mein Meister zu sein, aber ich bin der Ihrige. Ich habe mich vorgesehen. Was verstehen Sie von Chemie, von Galvanismus, von Elektrizität! Dieses Zimmer steht mit den Eisenwerken und dem Lagerraum in elektrischer Verbindung. Es bedarf nur eines einzigen Griffs, eines leisen Druckes, so fliegt alles in die Luft, Ihre Fabriken und ihre sämtlichen Vorräte. Dann mögen Sie Ihre Franc tireurs gegen Deutschland bewaffnen, wenn sie können!“
    „Alle Teufel!“ rief der Alte, welcher doch gewaltig erschrak.
    „Sie sehen jetzt, wie die Sachen stehen“, fuhr der Direktor in stolzem Ton fort, denn er war überzeugt, daß jetzt er es sei, der die Trümpfe in der Hand hielt. „Ich mag mit Ihnen nichts mehr zu tun haben, da aber das Werk zum großen Teil auch das meinige ist, so möchte ich es nicht gern zerstören. Als ich mein Geheimnis dem Feind zum Verkauf anbot, war es mir darum zu tun, meine Mühen anständig belohnt zu erhalten. Zahlen Sie mir das, was ich von denen da drüben gefordert habe, so will ich zufrieden sein und Sie mit dem Versprechen verlassen, von jeder Feindseligkeit abzusehen. Ich habe Ihnen meine Kenntnisse und Erfahrungen geliehen; ich habe Tag und Nacht gearbeitet; ich darf auch meine Gratifikation verlangen.“
    Die Augen des Alten zogen sich zusammen, und sein Schnurrbart stieg empor, um die Zähne sehen zu lassen, aber er beherrschte sich und fragte in möglichst ruhigem Ton:
    „Welchen Preis haben Sie von den Deutschen verlangt?“
    „Pah, wenig genug! Nur hunderttausend Francs. Jene werden ihre Knauserei mit vielen tausend Leben bezahlen müssen, falls Sie sich entschließen, diese Summe zu bezahlen.“
    „Ich hoffe das; ich hoffe das! Es naht die Zeit, in der wir einfordern werden,

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