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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser die Haut verdunkelnden Feuchtigkeit, welche, da es leicht ist, mit derselben verschiedene ältermachende Schattierungen anzubringen, nicht wenig dazu beigetragen hatte, sein Äußeres zu verändern.
    Hierauf trat er an das Fenster und musterte die draußen liegende Frühlingslandschaft.
    „Ah, was ist das?“ fragte er sich. „Da draußen unter der Linde liegt einer. Ist das vielleicht Fritz? Und von der Spitze scheint etwas herabzuhängen, was ich auch noch nie gesehen habe. Ich muß sogleich das Fernrohr nehmen, um mich zu überzeugen.“
    Er holte das Fernrohr, öffnete die Fensterflügel und visierte nach der Linde hinüber. Da sah er deutlich seinen Fritz mit dem Fernrohr sitzen. Dieser erkannte auch ihn genau, denn er zog den Hut vom Kopf und grüßte mit demselben. Er hatte jedenfalls etwas Wichtiges zu berichten; dies zeigte seine Gegenwart bei der Linde.
    Müller nahm sein weißes Taschentuch und winkte damit, zum Zeichen, daß er kommen werde, und sofort erhob sich Fritz, um nach dem Wald zu gehen.
    Auch Müller verließ das Schloß, nachdem er die heute nacht geschriebenen Briefe zu sich gesteckt hatte, und tat, als wolle er ein wenig ausgehen. Er schlenderte langsam dem Park zu, nahm aber dann einen schnelleren Schritt an und eilte dem Wald entgegen, in welchem an der verabredeten Stelle Fritz aus den Büschen trat.
    „Guten Morgen, Herr Doktor“, grüßte er freundlich. „Ausgeschlafen?“
    „Wenig geschlafen.“
    „Ich gar nicht.“
    „Gar nicht? Ah, du hast Wache gehalten?“
    „Ja, aber nicht da, wo ich sollte.“
    „Wo sonst?“
    „In einer alten Ruine, wo die Verschwörer zusammenkommen und wo ich beinahe um das Leben gekommen wäre.“
    „Du bist nicht klug!“ rief Müller erschrocken. „Du hast dich doch nicht etwa ohne meine Genehmigung in eine Versammlung dieser fanatisierten Franzosen gewagt?“
    „Leider doch!“ antwortete Fritz in kläglich-komischem Ton.
    „Und bist erwischt worden? Fritz, du wirst uns wirklich noch verraten!“
    „Fällt mir gar nicht ein. Das Ding hat keine anderen Folgen gehabt, als daß ich während der Nacht zwischen den Sträuchern mir den Rücken wund gelegen habe.“
    „So erzähle!“
    „Nicht hier am Weg, sondern etwas tiefer im Wald. Hier könnten wir überrascht werden.“
    Sie schritten weiter zwischen die Bäume hinein, und nun erzählte Fritz sein nächtliches Abenteuer. Sein vorhergehendes Zusammentreffen mit Nanon verschwieg er aber.
    Als er geendet hatte, zeigte Müllers Gesicht einen ganz erstaunten Ausdruck.
    „Wunderbar, daß ich von dieser Ruine noch nichts gehört habe!“ sagte er. „Wie es scheint, sind die von uns gesuchten Vorräte dort zu finden, während wir annahmen, daß sie in der Nähe des alten Turmes versteckt seien. Ist es weit bis zu der Ruine?“
    „Oh, gar nicht so sehr weit; kaum so weit wie bis zum Turm.“
    „So führe mich hin, ich muß sie sehen.“
    Sie gingen, und unterwegs ließ Müller sich Verschiedenes noch ausführlicher berichten.
    „Also einen eisgrauen Schnurrbart hatte der Redner?“ fragte er.
    „Ja; der Bart war dicht und lang. Als der Mann meine Anwesenheit entdeckt hatte, fletschte er die Zähne, wie ein Bullenbeißer, welcher jemanden anspringen will.“
    „Er ist's! Es war kein anderer!“
    „Wer?“
    „Der alte Kapitän von Schloß Ortry. Und wenn mich nicht alles trügt, so waren die beiden anderen der Graf Rallion mit seinem Sohn, dem Obersten, der die Baronesse Marion zur Frau haben will.“
    „Der Teufel soll sie ihm schaffen!“ zürnte Fritz. „Die ist für einen anderen bestimmt.“
    Dabei blinzelte er seinen Herrn von der Seite an, doch dieser tat, als ob er es gar nicht bemerke, sondern fragte in gelassenem Ton weiter:
    „Und du weißt bestimmt, daß du die beiden anderen verwundet hast?“
    „Ganz bestimmt. Dem einen habe ich das Messer über das ganze Gesicht gezogen, und der andere muß ein gewaltiges Loch in der Hand haben, denn ich entsinne mich, daß ich das Messer in der Wunde umgedreht habe, als ich davonsprang.“
    „Die beiden haben sich heute noch nicht sehen lassen, aber ich werde es erfahren, ob sie es waren. Spät genug sind sie nach Hause gekommen. Aber, Mensch, was hättest du denn gemacht, wenn die Tür nicht wieder geöffnet worden wäre?“
    „So wäre ich durch die hintere Tür entsprungen.“
    „Aber wohin?“
    „Das weiß der liebe Gott, ich nicht!“
    „Du wärst jedenfalls in einen unterirdischen Gang geraten und hättest da, wenn du

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