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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht vorher entdeckt worden wärst, auf schändliche Weise verhungern können!“
    „Ich vertraue auf den lieben Gott, der bekanntlich keinen Deutschen verläßt.“
    „Gegen ein braves Gottvertrauen habe ich nicht das Mindeste einzuwenden, doch darf es nicht zur Tollkühnheit verleiten. Sei vorsichtiger das nächste Mal! Ich bedarf deiner und mag dich nicht auf so leichtsinnige Weise verlieren. Das ist aber die Hauptsache nicht, sondern du bist ein braver Kerl; ich habe dich lieb und will nicht, daß dich dein Mut in eine Lage bringt, aus welcher ich dich nicht retten kann.“
    „Diese Worte danke Ihnen der liebe Gott, Herr Rittmeister!“ sagte Fritz, die Hand seines Herrn ergreifend. „Vielleicht kommt die Zeit, in der ich es zu einem kleinen Teil vergelten kann.“
    „Das kann man nicht wissen. Der Krieg bricht sicher los. Wir kämpfen nebeneinander; da ist es leicht möglich, daß wir einander Dienste leisten müssen, an die wir jetzt noch nicht denken mögen. Der Himmel sei uns dann gnädig gesinnt!“
    Fritz kannte jetzt die Richtung sehr genau, in welcher er die Ruine zu suchen hatte. Sie erreichten dieselbe wirklich eher, als sie den alten Turm erreicht hätten. Als sie an der Front hinabschritten, in welcher sich die Einfahrt befand, erkannte Müller, daß der Bau ein Kloster gewesen sein müsse.
    Sie durchschritten die Durchfahrt, doch sprang Fritz zurück, um sich vorher einige Kienäpfel zu holen, denn ohne Licht konnte man da unten im Saal nichts erkennen.
    In dem großen Hof angekommen, zeigte er seinem Herrn den Ort, wo er den Mann überfallen, und dann die Turmecke, in welcher er ihn gefesselt hatte. Dann traten beide durch die Torpforte ein und schritten den Gang hinab. Fritz machte den Führer, da er das Beleuchtungsmaterial für unten aufsparen wollte. Sie gelangten an die Treppe und durch diese in den unteren Gang. Die Tür zum Saal war nicht verschlossen. Sie traten ein.
    Jetzt zog Fritz seine Kienäpfel und ein Streichhölzchen hervor und brannte einen an. Das dunkelgelbe, rauchige Licht konnte nur wenig Helle verbreiten, aber sie erkannten doch, daß hier noch gar nicht aufgeräumt worden sei. Die Scherben der zerbrochenen Leuchter lagen noch zertreten und zerstampft am Boden, und – sie wichen beide erschreckt zurück, denn da öffnete sich die hintere Tür und herein trat der alte Kapitän mit einer großen Laterne und einem – Besen in der Hand.
    Der Lichtschein fiel auf die beiden Dastehenden. Der Kapitän sah sie und erkannte Müller auf den ersten Blick. Ein schneller Gedanke durchzuckte ihn. Was wollte Müller hier? Er war ein Deutscher. War er vielleicht der gestrige Eindringling? Wer war der andere, der neben ihm stand?
    Mit raschen Schritten trat der Alte auf Müller zu und fragte drohend:
    „Monsieur, was tun Sie hier?“
    Der Gefragte hatte sich schnell gefaßt. Er antwortete im ruhigsten Ton:
    „Etwas sehr Interessantes; ich durchstöbere diese Ruine. Hätte ich von ihrem Dasein etwas gewußt, so hätte ich mir auch eine Laterne mitgebracht, wie Sie, gnädiger Herr.“
    Diese Antwort machte den Alten bestürzt.
    „Sie haben nichts von ihr gewußt?“
    „Nein.“
    „Bis wann?“
    „Bis vor wenigen Minuten, als wir sie erblickten.“
    „Wir! Wer ist dieser Mann?“
    „Ein Bekannter von mir.“
    „Ah, Sie haben Bekannte hier?“
    Der Alte zog die Schnurrbartspitzen empor und zeigte seine Zähne. Fritz sah sofort, daß dieser Mann der gestrige Redner gewesen sei. Die letzte Frage war in einem so höhnisch inquirierenden Ton gesprochen, daß Müller auch ein schärferes Wort auf die Lippen kam:
    „Verbieten Sie mir vielleicht, hier Bekanntschaften zu haben?“
    Der Alte trat erstaunt einen Schritt zurück, setzte die Laterne zu Boden und sagte:
    „Monsieur Müller, wie kommen Sie mir vor! Wer ist es, der hier Fragen zu stellen hat?“
    „Ein Lebender jedenfalls nicht, sondern nur die Toten, denen dieses Kloster einst gehörte. Hier im Reich des Verfalls ist ein jeder dem andern gleich.“
    Diese Antwort frappierte den Kapitän. Er meine etwas ruhiger:
    „Sie sind hier fremd; ich durfte mich wohl wundern, daß Sie von einer Bekanntschaft sprachen.“
    „Wir lernten uns auf dem Schiff kennen. Dieser Mann ist der Kräutersammler des Doktors Bertrand in Thionville.“
    „Ah, der Mademoiselle Nanon gerettet hat?“
    „Ganz derselbe.“
    „Was tut er hier?“
    Müller antwortete, da er den Verdacht des Alten ahnte:
    „Ich litt gestern an Kongestionen nach dem

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