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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gutherziger Kavalier. Wußte er, daß Margot die Verlobte Königsaus war? Jedenfalls nicht, wie sich aus seinen Reden vermuten ließ. Übrigens hatte Frau Richemonte bei ihrer Ankunft auf dem Meierhof es unterlassen, den Lieutenant als ihren künftigen Schwiegersohn vorzustellen. Sie hatte ihn einfach als ihren Freund bezeichnet. Königsau kannte den Grund, welcher sie dazu bestimmt hatte, nicht, aber er sagte sich, daß die vergangenen Ereignisse wohl Ursache geboten hätten, selbst gegen Verwandte vorsichtig zu sein.
    Nach einiger Zeit kehrte der Baron zurück und meldete, daß gesattelt sei. Er öffnete einen Kasten und zog zwei Doppelpistolen hervor, welche er Königsau überreichte.
    „Sind sie geladen?“ fragte dieser.
    „Nein. Ich bin ein Mann des Friedens und habe nur selten geschossen. Diese Waffen aber sollen vorzüglich sein; sie sind ein Erbteil meines Vaters, welcher Offizier war. Munition ist da.“
    „So erbitte ich mir das Nötige.“
    Der Baron brachte Kugeln, Pulver und Zündhütchen herbei. Königsau lud die Pistolen und fragte dabei:
    „Woran kann man das Geschirr erkennen, in welchem die Damen kommen?“
    „Es ist eine ziemlich alte Staatskarosse aus der Zeit Ludwigs des Fünfzehnten.“
    „Und die Pferde?“
    „Ein Schimmel und ein Brauner.“
    „Ist außer dem Kutscher noch Dienerschaft dabei?“
    „Leider nein, obgleich ein Hintersitz für den Diener vorhanden war.“
    „Ich danke, Monsieur! Ich werde mich sofort auf den Weg machen.“
    „Werden Sie mit zurückkehren?“
    „Ich werde die Damen bis zum Meierhof begleiten und dann sehen, ob die Frau Baronin mir Veranlassung gibt, mit einzutreten.“
    „Gut. Auf alle Fälle aber empfehle ich Ihnen Vorsicht an.“
    „Ich werde sie nicht außer acht lassen.“
    Die beiden Männer begaben sich in den Hof hinaus, wo ein brauner Wallach auf den Reiter wartete. Königsau stieg auf. Er gab sich hier das Benehmen eines sehr mittelmäßigen Reiters und wurde, da der Herr des Hofes bei ihm war, von dem Posten ohne Schwierigkeit durchs Tor gelassen. Er hatte dabei ganz das Aussehen eines gewöhnlichen Arbeitsmannes, der es gewagt hat, einen Botenritt zu unternehmen, sich aber recht unbehaglich auf dem Gaul fühlt.
    So ritt er eine Strecke langsam im Schlendergang fort, sobald aber Roncourt mit dem Meierhof hinter ihm lag, setzte er dem Pferd die Sporen in die Seiten und brachte es erst in Trab und dann sogar in Galopp.
    Der Weg zog sich fast ununterbrochen durch den Wald, und zwar höchst einsam. Rechterhand lief ein Flüßchen in zahllosen Windungen dahin, und zur Linken war nichts zu sehen als ohne alle Abwechslung Baum an Baum.
    Nur einmal gab es ein einsames Häuschen, für den müden Wanderer zur Einkehr errichtet. Königsau stieg hier ab, um eine kleine Erfrischung zu genießen und sich zu erkundigen.
    Als er eintrat, sah er ein junges Mädchen am Spinnrad sitzen; sonst war niemand vorhanden. Es erhob sich und fragte freundlich nach seinem Begehr, doch war zu bemerken, daß es ihn mit einem – man möchte sagen – mitleidig besorgten Blick betrachtete.
    „Kann ich ein Glas Wein haben?“ fragte er.
    Dabei bot er dem Mädchen zum Gruß die Hand, die es auch nahm und leise berührte.
    „Ja, gern“, antwortete es.
    Es brachte das Verlangte, setzte es vor ihn hin und ließ dann wieder das Rad fleißig schnurren, aber sein Auge flog öfters verstohlen zu ihm hinüber. Er bemerkte dies wohl, aber er tat nicht, als ob er es sehe. Es lag in diesen Blicken des Mädchens etwas, was ihn aufmerksam werden ließ.
    „Wie weit hat man noch bis La Chêne populeux?“ fragte er endlich.
    „Sie müssen eine gute Stunde reiten“, antwortete es. „Wollen Sie dorthin?“
    „Ja.“
    „Wohl gar noch weiter?“
    „Allerdings. Ich reite möglicherweise bis nach Vouziers.“
    „O weh“, entfuhr es ihr.
    „Warum o weh?“ fragte er.
    Es errötete, senkte verlegen die Augen und antwortete stockend:
    „Weil – weil es bis dahin Nacht sein wird.“
    „Schadet das etwas?“
    Jetzt hob die Gefragte den Blick empor und antwortete:
    „Die Nacht ist keines Menschen Freund. Und dieser Wald ist so lang, so sehr lang.“
    Da ging er näher auf sein Ziel los, indem er sie fragte:
    „Man hat mir gesagt, daß es in diesem Wald nicht so recht geheuer sei. Ist dies wahr, Mademoiselle?“
    Sie zögerte mit der Antwort, blickte ihn abermals forschend an und fragte dann, anstatt ihm eine Antwort zu geben:
    „Sie sind hier fremd,

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