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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zusammenklirrten.
    „Er hat gute Nacht gesagt, schreit auch gute Nacht!“
    „Gute Nacht!“ riefen sie.
    Und unter diesem Laternengeprassel, diesen ‚Vive l'Empereur und Gutenacht‘-Schreien setzte sich der kurze Wagenzug in Bewegung, dieses Mal aber langsam. Der Kaiser war mit seinen Marschällen der Gefahr entgangen, welche ihnen gedroht hatte. Eine einzige hatte büßen müssen.
    Sie lag drin im Wagen, matt und bleich. Aber sie ruhte nicht in den seidenen Kissen, sondern in den viel süßeren und weicheren Armen des Geliebten.
    „Meine Seele, schläfst du?“ flüsterte er.
    „Nein, mein Hugo.“
    „Hast du Schmerzen?“
    „Gar nicht.“
    „Glut oder Frösteln?“
    „Nein. Ich bin so glücklich.“
    „Ja, ich kenne das. Es ist der Beginn jenes unendlichen Glückes, welches das entfliehende Leben uns empfinden läßt. Es ist, als habe man Schwingen, welche einen in eine Unendlichkeit von seliger Luft und Wonne tragen. So fliegt man fort und immer weiter, mit den entschwindenden Lebensgeistern, bis der Körper zurückbleibt, starr, tot, verlassen von der Seele, welche den kühnen Flug unternommen hat, hinein in die Ewigkeit.“
    „Du denkst, ich sterbe, Hugo?“
    „O nein. Du wirst leben, noch lange leben und glücklich sein.“
    „Aber nur bei dir und mit dir.“
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Er strich leise, leise mit der Hand über ihre Wangen und über die Fülle ihres schönen Haares. Er saß neben ihr und achtete nicht darauf, daß er in ihrem Blut saß.
    „So fahren wir im kaiserlichen Wagen“, sagte sie leise.
    „Aber einer besseren Zukunft entgegen als er.“
    „Glaubst du das?“
    „Ja. Ich weiß, daß wir Deutschen siegen werden. Er ist zu schnell zurückgekehrt. Man wird den großen Adler wieder fangen, man wird seine Krallen beschneiden und seine Schwingen in Fesseln legen, welche er nicht wieder zerreißen kann. Der, welcher der Welt jahrzehntelang Gesetze gab, wird wie Prometheus angeschmiedet werden, ohne Hoffnung auf Erlösung.“
    „Wie grausam. Er ist doch auch ein Mensch.“
    „Ja, ein Mensch heute auch gegen dich.“
    „Hugo.“
    „Margot!“
    „Bist du eifersüchtig, mein Lieber?“
    „Nein. Ich weiß, daß ich dir teurer bin als alle Kaiser der Welt.“
    „Das weißt du? Das glaubst du?“
    „Ja.“
    „Oh, wie macht mich das glücklich. Denn was du glaubst, das ist auch wahr.“
    „So laß uns dieses Glück festhalten, so wie ich dich in meinen Armen halte.“
    Sie schmiegte sich so innig, wie es ihre geschwächten Kräfte erlaubten, an ihn, und ihre Lippen fanden sich zu einem leisen, aber langen Kuß.
    Da hörte man die Stimme Florians:
    „Hier ist das Haus der Witwe Marmont, wo wir halten sollen.“
    Die Wagen hielten an, und Hugo stieg aus. Sofort kam der Kaiser heran.
    „Wie geht es, Kapitän?“ fragte er.
    „Der Verband hat bis hierher gehalten, Sire“, antwortete der Gefragte.
    „Hier kann ein besserer aufgelegt werden?“
    „Ja.“
    „Dann können wir nach Jeannette fahren?“
    „Ich hoffe, daß die Patientin es aushalten wird.“
    „Hält sie es nicht aus, so bleibe ich mit hier.“
    „Majestät!“
    „Pah! Was?“ fragte Napoleon kurz.
    „Dieses Opfer!“
    „Opfer? Was wollen Sie? Hat sie nicht die Kugel erhalten, welche mir gegolten hat? Bin ich ihr nicht Aufmerksamkeit schuldig? Allerdings ist sie schön, unendlich schön. Ich sah noch nie so ein Weib. Da gibt es kein Opfer.“
    „So erlauben Sie, Sire, daß man die Verwundete in das Haus trägt.“
    „Wer wird es tun?“
    „Die beiden anderen Damen. Ich werde sie zu stützen versuchen.“
    „Das werde ich selbst tun, Kapitän“, meinte der Kaiser mit einer Art von Eifersucht im Ton. „Zunächst aber muß man mit der Wirtin sprechen.“
    „Ich eile, dies zu tun.“
    „Ah, pah! Ich werde auch das selbst besorgen.“
    Er schritt wirklich auf die Tür des Häuschens zu und trat in die Stube, wo die Mutter mit der Brille auf der Nase beim Schein eines Lämpchens saß und die hübsche Tochter sich gerade anschickte, hinauszugehen, um nach dem Begehr der Gäste zu fragen, deren Kommen man bemerkt hatte.
    Als Napoleon eingetreten war, fuhr das Mädchen mit einem halblauten Schrei zurück. Die Mutter blickte vom Buch auf und erhob sich. Der Kaiser grüßte und fragte in mildem Ton:
    „Warum erschrickst du vor mir, mein Kind? Fürchtest du dich?“
    Sie antwortete nicht.
    „Ich fragte, warum du erschrickst?“
    „O, Mutter“, antwortete sie, auf den Kaiser deutend.
    „Kennst

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