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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Heißgeliebte so bleich und schwach in den Kissen liegen sah, wurde es ihm angst und bange. Das Blut floß noch immer.
    „O meine Margot“, sagte er, ihr schwaches Händchen ergreifend. „Hast du Schmerzen?“
    „Nein, lieber Hugo“, flüsterte sie mit einem himmlischen Lächeln und einem unendlich sanften, milden Aufschlag ihrer Augen.
    „Es ist ein Schuß.“
    „Ja, der letzte.“
    „Welcher den Kaiser treffen sollte?“
    „Ja, Hugo.“
    „So ist es noch nicht lange her, Gott sei Dank! Darf ich nachsehen?“
    „Ich bitte dich darum.“
    Er betrachtete die Wunde sehr sorgfältig und sagte dann, um vieles beruhigter:
    „Bitte, Ihre Taschentücher, meine Damen. Es ist nur ein Streifschuß, aber die heftige Blutung hat die Patientin sehr geschwächt. Ich werde einstweilen einen Notverband anlegen, um das Blut möglichst zu stillen.“
    „Es ist also nicht gefährlich?“ fragte Frau Richemonte.
    „Nein“, antwortete er.
    „Aber wohl sehr schmerzhaft?“
    „Ihre Kräfte werden reichen, es auszuhalten.“
    „Oh, ich danke Ihnen, lieber Hu – – – lieber Herr Kapitän.“
    Sie wäre bald an dem Geheimnis zum Verräter geworden.
    Unterdessen hatten die Helden und Recken von La Chêne die Wagen wieder instand gesetzt. Die zerbrochenen Deichseln waren verbunden, das zerrissene Riemenwerk fürs erste wieder haltbar gemacht, und statt der verwundeten oder getöteten Pferde andere eingeschirrt worden. Auch die Seile hatte man entfernt und die Leichen zur Seite geschafft. Wäre die Verwundete nicht gewesen, so hätte man aufbrechen können.
    Da endlich verließ Königsau den Wagen und kam auf den Kaiser zu.
    „Ich sehe, daß Sie auch Arzt sind, Kapitän?“ fragte dieser.
    „Nicht Arzt, Sire“, antwortete er bescheiden, „obgleich ich so leidlich verstehe, den ersten Verband an eine Wunde zu legen.“
    „Wie ist's? Doch nicht gefährlich, hoffe ich.“
    „Bis jetzt nicht, aber durch allzu starken Blutverlust kann Gefahr eintreten.“
    „Ah! Was tun wir? Kommen wir bis Jeannette?“
    „Sofort nicht. Es muß vorher ein sorgfältigerer Verband angelegt werden, als es im Wagen und unter den gegenwärtigen Umständen möglich war.“
    „Aber, was raten Sie uns da, Kapitän?“
    „Es befindet sich unweit von hier eine Schenke, Sire –“
    „Gut. Sie meinen, daß wir dort haltmachen.“
    „Ja.“
    „Was für ein Mann ist der Wirt?“
    „Es ist nur eine Wirtin mit ihrer Tochter dort, arme, aber brave Personen, wie es mir schien.“
    „Sie kennen sie?“
    „Nein. Ich war erst einmal dort. Heute am Nachmittage.“
    „So versuchen wir es, Kapitän. Aber, wie fortkommen, meine Herren.“
    „Ich borge mir von diesem guten Maire von La Chêne ein Pferd“, meinte der Generaladjutant.
    „Und ich ebenso“, meinte Marschall Ney. „So erhalten Majestät Platz in meinem Wagen.“
    „Aber unser tapferer Arzt und Kapitän?“
    „Ich muß bei der Patientin bleiben, Sire.“
    „Recht so. Immer am Platz seiner Pflicht. Und Madame Richemonte?“
    „Darf ich nicht bei meiner Tochter sein?“ wendete diese sich an Königsau.
    „Madame, denken Sie an das Blut“, meinte dieser.
    „Ich lade die beiden Damen zu mir ein“, sagte Marschall Grouchy.
    Somit hatte ein jeder seinen Platz gefunden. Nur der brave Florian war nicht mit erwähnt worden. Er wußte sich aber selbst zu helfen. Er trat an den kaiserlichen Wagen und sagte zu Jan Hoorn:
    „Nicht wahr, Kamerad, Sie haben sich brav gewehrt?“
    „Ja, sogar mit der Peitsche.“
    „Nun, so werden Sie einen wackeren Kollegen nicht auf der Straße sitzen lassen.“
    „Nein, steigen Sie auf. Wohin gehören Sie?“
    „Nach Jeannette.“
    „Ach ja. Der Kaiser bleibt dort, folglich ich auch. Das wissen Sie bereits.“
    „Ja, und so hoffe ich, daß Sie ein Glas Wein mit mir leeren werden.“
    „O gewiß, mit braven Kameraden trinkt man gern.“
    Napoleon war zu den Helden von La Chêne getreten. Sie bildeten eine lange Reihe, die Pferde in der Linken am Halfter hinter sich und in der Rechten die Laterne, so boten sie einen eigentümlichen Anblick dar.
    „Nun, Messieurs“, sagte der Kaiser, „Sie haben mir einen Dienst erwiesen. Ich danke Ihnen. Auf dieser Straße soll, so lange ich regiere, kein braver Bürger wieder angefallen werden. Gute Nacht!“
    „Ruft alle vive l'Empereur!“ befahl jetzt der Maire.
    „Vive l'Empereur!“ brüllten die anwesenden Dorfbewohner.
    „Schwingt die Laternen. Hoch aber!“
    Sie schwangen die Laternen, daß diese

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