56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Glück einem glänzendem vor“, antwortete sie.
„Aber man kann den höheren Kreisen angehören, ohne allzu sehr hervorzutreten. Auch dort wird die echte Bescheidenheit anerkannt und belohnt. Sie haben für mich gelitten; ich fühle die Verpflichtung, für Sie zu sorgen. Sie werden die Frau eines hohen Offiziers werden und ein Schmuck der Gesellschaft sein.“
„Sire, meine Mutter hatte bereits die Ehre, zu sagen, daß ich verlobt bin.“
„Pah! Mit einem niedrigen Offizier.“
„Ich hoffe, daß er sich eine Zukunft erringen werde.“
„Ah, Sie lieben ihn?“
„Von ganzem Herzen.“
Er heftete seinen Blick nach der Ecke des Zimmers und sagte erst nach einer Weile:
„Das ist schwärmerisch. Wohl! Ich werde ihn kennenlernen und nach Verdienst belohnen. Wie ist sein Name?“
Da zuckte es wie eine innige Genugtuung über das bleiche Gesicht Margots.
„Majestät werden nichts für ihn tun können“, sagte sie einfach.
Das war Napoleon noch nicht vorgekommen. Er, der allmächtige Kaiser, könne nichts für einen obskuren Offizier tun, er, der aus Bürgerssöhnen Marschälle, Fürsten und Herzöge gemacht hatte! Er fragte in sehr scharfem Ton:
„Warum nicht, Mademoiselle?“
„Er dient nicht im Heer“, antwortete sie.
„So aber in der Marine?“
„Er ist auch nicht eigentlich Marineoffizier, sondern Kapitän der Handelsflotte.“
Da zuckte der Kaiser zusammen.
„Da meinte Mademoiselle etwa jenen Kapitän de Sainte-Marie?“
„Allerdings, Sire.“
„Er wird nicht Ihr Mann werden.“
Diese Worte waren in einem Ton gesprochen, gegen den es voraussichtlich keinen Widerspruch gab; sie aber antwortete ruhig:
„Womit wollen Majestät diese Behauptung begründen?“
„Ich verbiete es!“ sagte er kurz.
Da stemmte sie den schönen Kopf in die Hand und blickte ihn von der Seite an. Es war ihr gar nicht, als ob sie mit einem Kaiser spreche.
„Sire werden da eine sehr ungehorsame Untertanin finden“, sagte sie.
„Und Mademoiselle werden einen sehr strengen Kaiser kennenlernen. Ich habe bereits über Ihre Zukunft bestimmt; Sie haben nicht zu appellieren. Wo befindet sich jetzt dieser Kapitän?“
„Sire hatte in ja in Dero Gefolge.“
„Er wurde entfernt; man wird nach ihm suchen.“
Es war zu sehen, daß der Kaiser eifersüchtig war. Diesem Kapitän gönnte er das schöne Geschöpf nicht. Er stand auf und sagte im strengen Ton:
„Bis morgen wird Mademoiselle sich entscheiden, ob sie eine gehorsame Untertanin sein will oder nicht. Nur in ersterem Fall ist Hoffnung vorhanden, daß die Ungnade, welche der Kapitän so verdientermaßen auf sich geladen hat, wieder von ihm genommen werde.“
„Sire, diese Ungnade wird ihn nicht drücken“, antwortete sie mutig.
„Mademoiselle ist sehr kühn!“ rief der Kaiser zornig.
„Ich sage die Wahrheit. Denn mein Verlobter befindet sich bereits in Sicherheit. Er wird Gelegenheit haben, jenseits von Frankreichs Grenzen vom heutigen Abend zu berichten und von dort aus seine Braut zu reklamieren.“
Der Kaiser stand sprachlos vor Erstaunen. In dieser Weise hatte noch niemand zu ihm gesprochen. Endlich fand er Worte.
„Mademoiselle scheint die Absicht zu haben, in ein Kloster zu gehen“, sagte er.
„Sire“, sagte sie, „ich hoffe, daß eine jede Untertanin Frankreichs das Recht besitzt, ihre Selbstbestimmung zu behaupten. Ich erteile das Recht, für mich zu sorgen, nur meinem Bräutigam.“
Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
„Pah!“ sagte er. „Sie sind sehr schön, aber – außerordentlich dumm.“
Nach diesen Worten verließ er das Zimmer, ohne Frau Richemonte oder deren Tochter nochmals anzusehen. Sein Gesicht hatte jenen starren, marmornen Ausdruck angenommen, der ihm eigentümlich war, sobald er einen festen, unerschütterlichen Entschluß gefaßt hatte.
„Welch ein Unglück“, sagte Frau Richemonte. „Wir sind verloren!“
„Nein, wir haben gewonnen!“ antwortete Margot.
„Da täuschest du dich sehr.“
„Im Gegenteil, ich habe vollkommen recht.“
„Wieso?“
„Der Kaiser kann ein arm und niedrig geborenes, niemals aber ein dummes Mädchen lieben. Wenn er die Absicht hatte, mich in seine Nähe zu ziehen, so hat er diese Absicht jetzt ganz sicher aufgegeben.“
„Das gebe Gott, sonst sind wir wirklich verloren.“
„Für uns ist mir nicht bange, aber desto mehr für Hugo.“
„Wieso?“
„Gegen ihn wird sich der Grimm des Kaisers richten.“
„Ich denke, er befindet sich in
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