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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das ist ganz und gar notwendig.“
    „Darf ich fragen, warum?“
    „Der Kaiser will sie in den nächsten Tagen verheiraten.“
    „Mit wem?“
    „Mit dem Baron Reillac.“
    „Den soll der Teufel holen. Aber Mademoiselle Margot wird doch unmöglich ‚ja‘ sagen!“
    „Sie soll gezwungen werden. Richemonte hat des Kaisers Befehl oder Vollmacht in der Tasche.“
    „Dann müssen die Damen allerdings fort, und zwar noch diese Nacht. Können sie reiten?“
    „Ja. Ich habe von Margot gehört, daß sie Reitunterricht erhalten hat. Auch Mama ist früher gewöhnt gewesen, mit ihrem Mann auszureiten.“
    „Aber als Mann oder als Dame zu reiten, das ist ein Unterschied.“
    „Ah! Auch eine Verkleidung der Damen?“
    „Natürlich. Sie müßten als Ihre Diener gehen.“
    „So werden sie versuchen, sich im Herrensattel zurecht zu finden. Aber wie steht es mit der Kleidung?“
    „Wird auch gestohlen.“
    „Florian, Florian! Man ist ja ein recht großer Spitzbube.“
    „Oh, aus Liebe für Sie und Mademoiselle Margot stehle ich die Kirche von Notre Dame und schleppe sie von Paris bis nach Sibirien.“
    „Auch Pferde?“
    „Ja. Ich werde für zwei recht geduldige und doch schnellfüßige Gäule sorgen. Aber wohin wird die Reise gehen?“
    „Ich muß nach Lüttich oder Namur.“
    „So weit können die Damen unmöglich mit.“
    „Das ist leider allzu wahr. Der Weg ist zu weit.“
    „Das ist noch nicht das schlimmste. Die Straße ist jetzt vom Militär belebt. Man würde in den beiden Reitern sofort Frauen erkennen.“
    „Ich könnte zwar Schleichwege reiten; aber es ist die größte Eile notwendig, um zur rechten Zeit zu Blücher zu gelangen.“
    „Was tut man da?“ fragte der Kutscher nachdenklich. „Hm, vielleicht finde ich einen guten Rat. Es fragt sich, ob Sie mir beistimmen.“
    „So werde ich hören.“
    „Ich habe in Gedinne einen Gevatter, eine gute, treue Seele. Er wohnt einsam am Waldrand, und keine Verräterei wäre da zu befürchten.“
    „Die Damen sollen zu ihm?“
    „Ja, als Besuch, als entfernte Verwandte.“
    „Das erfordert viel Vertrauen.“
    „Ich garantiere für ihn.“
    „Ist er französisch gesinnt?“
    „Er ist ein geborener Holländer und haßt die große Nation.“
    „Aber die Damen, so ganz allein bei ihm, an einem fremden Ort. Der Krieg kann sich in jene Gegend ziehen.“
    „Desto besser.“
    „Warum?“
    „Die Deutschen werden siegen. Stellen sie sich dann dort ein, so sind die Damen erst recht geborgen. Übrigens werde ich bei ihnen bleiben, wenn sie es wünschen, um ganz sicher zu sein.“
    „Wird die Baronin es erlauben?“
    „Sie würde es sofort erlauben; aber ich reite mit, ohne sie zu fragen.“
    „Warum?“
    „Hm! Ich denke, es ist besser, die Herrschaft erfährt jetzt gar nichts. Sie hat dann auch nichts zu verantworten.“
    „Das ist richtig. Also werde ich jetzt zu den Damen gehen, um mit Margot zu sprechen. Es fragt sich, ob sie sich als Verwundete stark genug fühlt.“
    „Die Not bricht Eisen. Ich hoffe, daß es gehen wird.“
    „Wie lange reiten wir bis Gedinne?“
    „Es sind ungefähr fünf deutsche Meilen. Ich weiß nicht, wie die Damen reiten, und überdies werden wir doch gezwungen sein, Seitenwege einzuschlagen. Wir reiten über Sedan und Bouillon; dann werfen wir uns links in die Berge. Sie können ja später wieder die Heerstraße gewinnen, um rasch vorwärts zu kommen.“
    „Gut, ich nehme diesen Vorschlag an. Es ist zunächst die Hauptsache, die beiden Damen diesem Kapitän Richemonte aus den Augen zu rücken. Dieses Gedinne ist ein einsamer Ort?“
    „Ganz und gar einsam. Mein Gevatter hat ein kleines Stübchen im oberen Geschoß. Dort können die Damen wohnen, ohne daß jemand das geringste über ihre Anwesenheit erfährt. Also jetzt werde ich den Spitzbuben machen. Nehmen Sie unterdessen die Leiter und besuchen Sie Mademoiselle Margot.“
    Er schlich sich leise fort. Königsau öffnete die Treppenluke, durch welche man in sein Zimmer gelangte, ließ die Leiter, welche gerade paßte, hinab und stieg hinunter. Unten horchte er an der Tür, welche zu Margots Zimmer führte. Er vernahm ein leises Flüstern. Worte waren nicht zu unterscheiden, doch hatte er die Überzeugung, daß keine fremde Person sich mit in dem Zimmer befinde.
    Er klopfte leise an. Man horchte. Dies merkte er daraus, daß das Flüstern verstummte. Jetzt drückte er die Klinke nieder und öffnete die Tür um eine schmale Spalte. Er sah Margot im Bett liegen und ihre

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