56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Majestät zu erfüllen.“
„Ich bin überzeugt davon. Haben Sie noch Wünsche?“
„Keinen als den, daß mir die Huld meines Kaisers erhalten bleibe.“
„Das ist Ihre eigene Sache. Ich weiß treue Diener zu belohnen. Die Lösung Ihrer Aufgabe ist mit pekuniären Opfern verbunden. Ich werde Befehl geben, Ihnen die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Jedenfalls aber werde ich Sie vor meiner Abreise noch einmal sprechen.“
„Dürfte ich morgen nach Sedan zu Reillac reiten, Sire?“
„Tun Sie es. Aber sorgen Sie dafür, daß während Ihrer Abwesenheit keine Ihrer Maßregeln verabsäumt werde.“
Der Kaiser machte die Bewegung der Entlassung, und der Kapitän entfernte sich mit einer tiefen Verneigung. Jetzt war er seines Sieges sicher. Er hatte eines jener Papiere in den Händen, vor denen sich die höchsten Behörden beugen mußten, gegen welche es keinen Widerstand, keine Appellation gab und gegen welche alle Paragraphen aller Gesetze schweigen mußten. –
Königsau hatte sich kein Wort von dieser Unterredung entgehen lassen. Er wartete noch, bis er sah, daß der Kaiser im Begriff stand, zur Ruhe zu gehen. Dann erhob er sich aus seiner liegenden Stellung.
Fast hätte er einen Schrei der Überraschung ausgestoßen, denn er bemerkte eine Gestalt, welche dicht neben ihm stand.
„Pst“, sagte dieselbe. „Erschrecken Sie nicht!“
„Ach, Florian, treue Seele! Aber ich denke, die Treppe ist fort?“
„Ja, sie ist fort. Sie liegt gut aufgehoben im Garten. Doch habe ich Ihnen bereits gesagt, daß noch ein Hauptaufgang nach dem Dach führt.“
„Welch ein Glück, daß man nicht daran gedacht hat, ihn zu benutzen, um mich hier zu suchen.“
„Allerdings. Gerade das klügste haben diese Kerle unterlassen.“
„Ich wäre vielleicht verloren gewesen.“
„Noch nicht, Herr Lieutenant. Ich stand bereits auf der Lauer und hätte Ihnen ein Mittel an die Hand gegeben, zu verschwinden.“
„Welches?“
„Dieses.“
Er trat einige Schritte zurück und nahm einen langen Gegenstand in die Höhe, in welchem Königsau eine Leiter erkannte.
„Sie hätten mit Hilfe dieser Leiter in Ihr Zimmer verschwinden können“, sagte der Kutscher. „Haben Sie gut aufgepaßt?“
„Oh, ich habe viel, sehr viel gehört.“
„Was Ihnen Nutzen bringt?“
„Ja. Ich habe mit Mademoiselle Margot und ihrer Mutter zu sprechen. Werde ich dies wagen dürfen?“
„Warum nicht?“
„Es steht ein Posten vor ihrer Tür.“
„Das wohl, aber doch nicht im Zimmer. Sie werden leise sprechen. Übrigens kann ich ja hinunter gehen und mich mit dem Mann unterhalten, um seine Aufmerksamkeit abzulenken. Aber sagen Sie, ob sie beabsichtigen, noch längere Zeit hier zu bleiben.“
„O nein. Ich muß fort, schleunigst fort.“
„Etwa noch während dieser Nacht?“
„Ja.“
„Das ist zu gefährlich.“
„Warum?“
„Man hat reitende Boten nach Ihnen ausgeschickt.“
„Hm. Und dennoch muß ich. Es hängt viel, sehr viel davon ab. Ich muß sofort zu Blücher.“
„Das ist etwas anderes. Das besiegt ein jedes Bedenken.“
„Wenn ich mich verkleiden könnte.“
„Warum nicht? Ah, da kommt mir ein sehr guter Gedanke. Wissen Sie, welche Verkleidung die beste sein würde?“
„Nun, welchen?“
„Sie legen französische Offiziersuniform an.“
„Dieser Vorschlag ist allerdings höchst akzeptabel. Aber woher soll ich eine Uniform nehmen?“
„Stehlen.“
„Florian.“
„Ah, pah. Sie wird gemaust. Wie wollen wir sie sonst bekommen? Oder wollen Sie vielleicht einem der Generäle eine Staatsvisite machen, um ihn zu bitten, Ihnen eine Uniform zu leihen?“
„Das ist richtig. Übrigens wäre hier ein jedes Bedenken lächerlich. Aber wer soll der Bestohlene sein? Er muß meine Figur haben.“
„Er hat sie auch.“
„Wer?“
„Ist es Ihnen recht, als Major zu reiten?“
„Gewiß! Warum nicht! Es ist ja ein Avancement.“
„Nun, der Adjutant, welcher gekommen ist, ist ein Dragonermajor. Er hat sich müde geritten und sogleich schlafen gelegt. Er schnarcht wie eine Ratte und wird nicht aufwachen. Ich schleiche mich hinein und nehme ihm seine ganze Uniform weg.“
„Aber im Fall des Erwischens.“
„Da sage ich, daß ich ihm die Sachen reinigen will.“
„Das geht. Aber ein Pferd?“
„Wird besorgt. Sie sollen keinen alten Ziegenbock reiten.“
„Gut. Aber nun die Hauptsache, das Schwierigste: Margot muß mit und ihre Mutter auch.“
„Donnerwetter“, fuhr es dem Kutscher heraus.
„Ja,
Weitere Kostenlose Bücher