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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Plusgrade mehr werden den alten Pharao unter seinem Turban nicht fällen. Fällen wird den kompletten Antialkoholiker, der noch nie in seinem Leben ein Bierzelt von innen gesehen hat und daher den Gestank der Welt nicht kennt, letztlich nur die einheimische Geruchskeule, mit der er ihn gleich erschlagen wird. Diese unsägliche Mischung aus gut gewürzter Bohnensuppe und doppelt und dreifach gewickelten Krautrouladen wird ihm nicht schmecken, mit der die Roswitha seine Windmaschine noch zusätzlich antreibt und die sie ihm jeden zweiten Tag im Zwanzig-Liter-Kübel auf den Gendarmerieposten schleppt, wenn ihr daheim die Zeit lang wird, du heilige Maria, sehr gerne erinnert sich der Biermösel auch jetzt noch an die vollen Kübel, die sie dabei immer gegen die leeren ausgetauscht hat, aber nur sehr ungern erinnert er sich an den Tag und die Stunde, als sie das letzte Mal an seine Tür geklopft hat, so was Verletzendes will er nicht noch einmal erleben:
    „Biermösel, tut sich denn bei dir überhaupt nichts mehr?“, hat sie ihn gefragt, gerade, als er es sich auf der Schwitzhütte wieder einmal gemütlich eingerichtet hat, nur er, der Joe und das Weißbier. Der Biermösel hätte natürlich wissen müssen, dass die Hitze aus seiner komplett unbefriedigten Schwester eine alles verschlingende, gierige Bestie macht, also hätte er ihr die Türe erst gar nicht aufmachen dürfen, aber ein Mann, ein Fehler nach dem anderen:
    „Ist denn bei dir gar nichts mehr los?“, hat sie nachgehakt und ihm dabei auf sein Hosentor gestarrt. „Keine Vergewaltigungen, kein Missbrauch, keine Notzucht? Keine Nötigung, keine sexuelle Belästigung, gar kein Verbrechen im wilden, leidenschaftlichen Liebestaumel, das du aufklären müsstest? Ich möchte doch wissen, wieso du am Abend immer so müde bist und mich nicht einmal mehr am Arsch einschmieren magst, wenn sich bei dir doch eh überhaupt nichts mehr tut.“
    Während sie ihn mit Vorwürfen überhäuft hat, hat sie sich zum offenen Fenster gesetzt und den rechten fleischigen Arm der Sonne zum Fraß dargeboten, und dann hat sie gesagt, was er aus ihrem Mund nie hören wollte:
    „Biermösel, ich will körperliche Liebe.“
    Und es hat sich angehört, wie wenn der ausgehungerte Löwe in der Savanne „Ich will ein Antilopengulasch“ sagt.
    Langsam, sehr langsam hat sie schließlich ihren rechten Fettarm wieder hereingeholt, und der Biermösel schwört jetzt bei allen gesoffenen Bieren, die ihm bitte bei den Ohren wieder herauskommen mögen, wenn er lügt, dass der Arm von der Roswitha auf einmal mit einem einmalig schönen Fettkrusterl überzogen war, das sie ihm dann mit dem gewissen Bling-Bling in den Augen dargeboten hat, als kleines Appetithäppchen für den Hauptgang.
    „Nimm mich und friss mich auf!“
    Als Hauptspeise hat sie sich dann als Ganzes auf ihn draufgelegt wie eine Lastwagendladung Schotter auf den unglücklichen Bauarbeiter. Dabei hat sie „Duttelwatschen & Bier Vol. Sex“ von den Radinger Spitzbuben in den Kassettenrekorder hineingeschoben und voll aufgedreht, und dann hat jeder, der ein offenes Fenster gehabt hat, an seinem Unglück teilhaben können, „Hiiiilfe!“
    Je heftiger sie sich aber auf ihm bewegt hat wie die Wellen im Meer, desto stärker haben sich die Gase in seinen Därmen zum Ausgang hingeschoben, und hoppala! Wenn die Weiber beim Sex was überhaupt nicht mögen, dann sind das die gewissen Geräusche und Gerüche, die im Schlafzimmer oft für Entfremdung zwischen den Liebenden sorgen, aber Herrgottnocheinmal, gegen die Weiber und ihre Sexsucht gibt es halt letztlich kein wirksameres Mittel als den zur unpassendsten Zeit abgestellten Koffer!
    Daran jedenfalls muss der Biermösel jetzt wieder denken, als er aus den Wäldern auf die Straße heruntergestiegen kommt, auf Samtpfoten, wie es das Handbuch für Terroristen vorschreibt, die Fips auf den Schultern und den tödlichen Furz schon fast in der Hose, so stürmisch drängt er in Richtung Ausgang.
    Dann kommt ihm wieder einmal seine gute Schuldbildung zugute, nämlich erste Stunde, erster Lehrsatz in der Gendarmerieschule oben in Linz – Gelegenheit macht Diebe.
    Der Bierwagen steht nämlich schon vorschriftswidrig geparkt herum, und der Ramzi kniet wie erwartet mit dem Wagenschlüssel in der Hand daneben. Der Biermösel braucht sich also nur noch selbst auf die maroden Knie werfen und sich Arsch voran dem Riechkolben des im Gebet versunkenen Lastenführers nähern, während er mit ein paar

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