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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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etwas geraubt. Hier ist es. Geben Sie es ihm heute zu seinem Geburtstag zurück, und bitten Sie ihn, es mir zu verzeihen!“
    Er öffnete das Skizzenbuch und übergab ihr die gestern begonnene und auch vollendete Zeichnung. Als ihr Auge auf dieselbe fiel, stieß sie einen Ruf des Erstaunens aus.
    „Sein Bild! Sein Bild! Wie ähnlich! Welch eine Überraschung! Sind Sie denn Künstler, Maler, Monsieur?“
    „Ich male, ja.“
    „Das ist ein Meisterstück, ein großes Meisterstück! Ich bitte Sie dringend, Großpapa zu besuchen, damit auch er dieses Porträt einmal zu sehen bekomme!“
    „Ich habe Sie bereits gebeten, es ihm zu überreichen.“
    „Es ihm zu zeigen, wollen Sie sagen!“
    „Nein, es soll sein Eigentum sein, ein Geburtstagsgeschenk von seiner guten, liebenswürdigen Enkeltochter.“
    Er sah es ihr an, daß es ihr schwer wurde, an die Wahrheit einer so großen Gabe zu glauben.
    „Wirklich, Monsieur?“ fragte Sie. „Sie sprechen im Ernst?“
    „Gewiß. Das Bild gehört Ihnen.“
    Da ging ein Strahl unendlichen, kindlichen Glücks über ihr vor Freude und Entzücken gerötetes Angesicht.
    „Monsieur, Monsieur, so etwas hätte ich nicht für möglich gehalten. Die Freude, welches Ihr Geschenk bereitet, wird eine unbeschreibliche sein! Wie soll ich Ihnen danken!“
    „Wenn ich dürfte, wollte ich Ihnen sagen, wie Sie mir am besten danken können.“
    „O bitte, sagen Sie es! Sagen Sie es!“
    Sie hatte eine einfache Federnelke an ihre Brust befestigt. Er deutete auf dieselbe und sagte:
    „Gewähren Sie mir diese Blume, Mademoiselle! Ich werde sie als Erinnerungszeichen dieser Stunde, solange ich lebe, treu bewahren.“
    Sie erglühte, nahm aber die Nelke und reichte sie ihm hin.
    „Es ist so wenig, so sehr wenig“, sagte sie. „Ich wollte, ich könnte Ihnen noch besser dankbar sein! Aber bitte, erlauben Sie auch Großpapa, Ihnen Dank zu sagen! Darf er hoffen, Sie heut bei sich zu sehen?“
    „Falls mir der Zutritt gestattet ist, ja.“
    „Sie werden sehr willkommen sein! Adieu, Monsieur!“
    Sie ging, und er blickte ihr nach, solange er sie sehen konnte.
    „Welch ein Mädchen!“ sagte er zu sich selbst. „Das ist so eine Sorte – unverdorben, gesund, gemütvoll und eher ein bißchen zu dick als zu dürr. Ich glaube, die wird einmal ganz meine Figur bekommen. Alle Wetter, was für ein respektables Paar würde das geben! Ich mag wirklich von keiner Gouvernante etwas wissen. Sie halten nicht Stich; sie verändern sich zu oft; sie werden zu schnell englisch und bekommen andere Namen. Dann läuft man ihnen nach und versäumt da Eisenbahnzüge. So ein Naturkind aber wie dieses Mädchen hier, ist etwas ganz anderes. Das hat Kern und Leben; da drin steckt Saft und Kraft! Diese Parkblume vom Schloß Malineau muß meine Frau werden, sonst bleibe ich ledig!“
    Nachmittags, zur üblichen Visitenzeit, begab er sich in das Parterre des rechten Schloßflügels. Er sah den Namen Melac an einer der Türen stehen und klopfte. Es wurde ihm von der ‚Parkblume‘ geöffnet, welche ihn bat, einzutreten. Sie verriet eine große Freude über seinen Besuch und führte ihn in das Nebenzimmer. Dort saß der alte, ehrwürdige Herr, dessen Porträt er aufgenommen hatte, neben ihm eine Dame wohl desselben Alters und von einer mehr als glücklichen Wohlbeleibtheit. Sie besaß eine große Ähnlichkeit mit ihrer Enkelin, und es stand zu erwarten, daß diese letztere einst ganz denselben Körperumfang wie ihre Großmutter erreichen werde.
    „Das ist der Herr, den ich heute früh im Park traf“, sagte das Mädchen, „und welcher die Güte hatte, mir dein Porträt zu schenken, lieber Großvater.“
    Die beiden ehrwürdigen Leute erhoben sich und begrüßten den Maler freundlich und herzlich wie einen alten Bekannten. Sie machten den besten Eindruck auf ihn. Er nannte seinen Namen, nämlich Schneffka, wie er sich ja auch Berteu gegenüber genannt hatte, und fühlte sich sehr bald in ein recht animiertes Gespräch gezogen.
    Auf dem Tisch stand Wein und eine bereits angeschnittene Torte, jedenfalls dem Geburtstage zu Ehren. Er erhielt ein Stück des Kuchens und ein Glas Wein, und die drei Leute schienen sich darüber zu freuen, daß er sich dies ohne alle Komplimente gefallen ließ.
    An der Wand hing ein ziemlich großes Bild, ein Porträt in Pastell. Es stellte einen jungen Mann vor, dessen Gesichtszüge den Südländer verrieten, hatte aber, obgleich es durch ein Glas geschützt war, von seiner ursprünglichen Frische

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