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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befehlenden Ton, welcher nie etwas Gutes verhieß.
    Der Alte ging langsam in dem Raum auf und ab. Die Baronin erschien zuerst.
    „Wo ist Marion?“ fragte er.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete sie. „Ich hatte natürlich Grund, sie hier zu vermuten.“
    Sein Schnurrbart zuckte, aber er sagte doch nichts. Die Baronin nahm Platz, und beide warteten, bis endlich Marion in das Zimmer trat.
    Der Alte lehnte sich an seinen Schreibtisch, musterte sie eine Weile und begann dann:
    „Warum kamst du nicht sofort?“
    Ihr Gesicht war bleich, aber ruhig. Sie ahnte den Gegenstand der Unterhaltung, und sie hob ihr Auge unerschrocken zu ihm auf und antwortete:
    „Ich mußte erst Papa nach seinem Zimmer bringen.“
    „Pah! Er kann selbst gehen! Du hast meinen Befehlen stets ohne alles Zaudern nachzukommen. Ich habe sehr Wichtiges mit dir zu besprechen.“
    „So erlaube, daß ich mich setze.“
    Sie machte Miene, nach einem Sessel zu greifen; er aber hielt sie durch eine gebieterische Handbewegung davon ab.
    „Das ist nicht nötig!“ sagte er. „Was ich dir zu sagen habe, ist zwar wichtig, aber kurz. Du wirst gehorchen, und so ist die Unterredung in einer Minute beendet.“
    Er fuhr sich mit der Hand über die kahle, glänzende Stirn, wendete sich an die Baronin und fragte:
    „Sie wissen, Madame, weshalb ich Marion heimgerufen habe?“
    „Ja, Herr Kapitän“, antwortete sie.
    Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln nicht zurückzuhaltender Befriedigung. Sie wußte, worüber jetzt gesprochen werden sollte. Sie haßte Marion, haßte sie von ganzer Seele und freute sich, sie los zu werden, und ebenso großes Vergnügen gewährte ihr der Gedanke, daß das schöne Mädchen einem Mann gehören werde, den sie nicht liebte.
    „Und weshalb Graf Rallion mit seinem Sohn sich gegenwärtig auf Ortry befindet?“ fragte der Alte weiter.
    „Auch das weiß ich.“
    „Ich denke mir, daß dieses Arrangement nicht gegen Ihren Geschmack sein wird?“
    „Ich fühle mich vielmehr sehr befriedigt von demselben. Oberst Rallion hat eine Zukunft und ist überdies eine sehr interessante Persönlichkeit.“
    „Hörst du, Marion! Der Brief, mittelst dessen ich dich zurückrief, enthielt bereits einen ziemlich deutlichen Wink. Seit deiner Rückkehr wirst du die Güte und Zweckmäßigkeit meiner Absichten erkannt haben, und so bin ich überzeugt, daß du dem Grafen eine freudige Antwort geben wirst, wenn er dich jetzt besucht, um dich zu fragen, ob er dich von heute an als die Verlobte seines Sohnes betrachten darf.“
    Das ernste, blasse Gesicht Marions war während dieser Rede vollständig gleich geblieben. Noch stand sie an der Tür. Sie hatte auf ihre Absicht, einen Sessel zu nehmen, verzichtet. Auf ihre Stiefmutter hatte sie nicht einen einzigen Blick geworfen. Dem Alten aber blickte sie voll, fest und offen in die Augen, und auch ihre Stimme klang fest und sicher, als sie jetzt fragte:
    „Du meinst, daß ich den Obersten Rallion heiraten soll? Welche Gründe hast du dazu?“
    „Viele Gründe habe ich, verstanden? Doch du hast nichts danach zu fragen.“
    Sie nickte leise vor sich hin und sagte:
    „Nun, so will ich die kurze Unterhaltung nicht unnützerweise in die Länge ziehen und dir sagen, daß ich zweierlei einzuwenden habe.“
    Das war doch ein ganz und gar eigentümliches Verhalten!
    Es zuckte über des Alten Gesicht wie Wetterleuchten, dann fragte er:
    „Nun, was ist es, was meinst du?“
    Seine Stimme hatte einen wegwerfenden, beleidigenden Ton.
    „Zweierlei, woran du gar nicht zu denken scheinst“, antwortete sie; „nämlich meine Menschenrechte und meinen persönlichen Willen!“
    Da zog sich sein Bart drohend empor. Er fragte:
    „Was soll das heißen?“
    „Daß ich den von dir anbefohlenen Bräutigam zurückweise. Ich werde den Obersten Rallion nie heiraten!“
    „Ah! Das ist lustig“, lachte er. „Wie willst du das anfangen, Marion?“
    „Frage dich vielmehr, wie du es anfangen willst, mich zur Frau eines Mannes zu machen, den ich verabscheue!“
    „Das kannst du dir denken! Ich werde dich zwingen!“
    Sie zuckte die Achsel, und dieses charaktervolle, feste Achselzucken stand ihr gar prächtig zu dem ernsten, bleichen Gesicht.
    „Auch das begreife ich nicht, wie du mich zwingen willst“, antwortete sie. „Ich bin kein Kind. Die Obrigkeit gewährt mir ihren Schutz. Wenn ich einem Mann gehöre, so wird es nur derjenige sein, den ich mir selbst wähle. Ich räume in dieser Angelegenheit weder dir noch einem anderen

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