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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihn sogleich.“
    „Sie scheinen dieser Familie eine sehr große Teilnahme zu widmen?“
    „Oh, die größte, welche es gibt!“
    „Das macht mich stolz und dankbar zugleich, da ich ein Glied derselben bin.“
    „Sie?“ fragte sie erstaunt.
    „Ja. Verzeihen Sie, daß ich Sie ausforschte, ohne Ihnen meinen Namen vorher zu nennen. Ich bin Gebhard von Königsau.“
    Sie stand vor ihm in der höchsten, unbeschreiblichsten Überraschung. Ihre Augen waren weit geöffnet. Ihre Lippen ließen die weißen, blitzenden Zähne sehen; ihre Arme waren bewegungslos ausgestreckt.
    „Was ist Ihnen, Miß?“ fragte er.
    Das gab ihr die Sprache zurück.
    „Gebhard von Königsau wären Sie?“ fragte sie.
    „Ja.“
    Da trat sie auf Müller zu, faßte ihn am Arm und fragte auch ihn:
    „Ist es wahr, wirklich wahr?“
    Er mußte seine ganze Kraft zusammennehmen, um nicht laut aufzuschluchzen.
    „Ja“, nickte er.
    „Vater, mein Vater! Mein teurer, teurer Vater!“
    Mit diesem Ausruf flog sie auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. Sie drückte ihn an sich, immer und immer wieder und küßte ihm dabei die Hände, die Augen, Mund, Stirn und Wangen.
    Er wußte nicht, wie ihm geschah. Er war zu schwach, sich dieser stürmischen Liebkosungen zu erwehren. Er ließ sie über sich ergehen, ohne Widerstand leisten zu können. Aber ein unbeschreiblich seliges Gefühl wollte sein Herz fast sprengen.
    „Vater, Vater! O du armer, lieber, guter Vater“, fuhr sie fort, ihn mit beiden Händen streichelnd. „Was hast du gelitten, und was haben wir uns um dich gesorgt! Nun aber ist alles, alles gut.“
    Dabei drückte sie seinen Kopf an ihr Herz und küßte ihn abermals auf die Stirn.
    „Aber, Miß de Lissa, was hat das zu – – –“
    „Miß de Lissa!“ jubelte sie auf. „So heiße ich nur hier. Ich bin Emma von Königsau, dein Kind, deine Tochter!“
    „Wirklich? Wirklich?“ jubelte nun auch er.
    „Ja, ja; du kannst es glauben.“
    Da schlang er die Arme um sie und schluchzte:
    „Mein Kind, mein gutes, süßes, schönes Kind.“
    Die Sprache versagte ihm. Er weinte, als ob ihm das Herz brechen wolle. Emma streichelte ihm die Tränen von den Wangen. Dabei fiel ihr Blick auf Müller, welcher, das Gesicht an den Kaminsims gelehnt, ebenso weinte wie sie beide. Warum gab er sich nicht zu erkennen? Hielt er den Vater für zu schwach, das doppelte Glück zu ertragen?
    Auch diesem fiel trotz seiner Tränen die tiefe Bewegung seines Retters auf.
    „Herr Doktor“, stammelte er, „Sie sehen, welch ein Glück Sie uns gebracht haben. Ich kann es Ihnen nie vergelten.“
    „O doch, doch“, schluchzte Müller.
    „Nein, nie.“
    „Ja, Vater, er hat recht. Du kannst es vergelten, und wie leicht“, sagte Emma. „Welch eine Fügung, daß gerade er dich befreien mußte, er, er!“
    „Wieso eine Fügung?“
    „Sieh ihn doch an. Ahnst du nichts?“
    „Ahnen? Mein Gott, was soll ich ahnen? Kenne ich eine Familie Müller, welche – – –“
    „Und auch er heißt nicht so, auch er läßt sich nur so nennen.“
    „Herrgott. Wären Sie – warst du etwa – Richard?“
    Er breitete die Arme aus.
    „Vater!“
    Sie hielten sich umschlungen; sie sagten kein Wort mehr, diese drei; sie bildeten im Übermaß ihres Glücks eine still weinende Gruppe. Endlich, nach längerer Zeit schob der Vater seine Kinder sanft von sich, trocknete sich tief aufatmend die Tränen und fragte:
    „Richard, hattest du meinen Namen da drunten im unterirdischen Gang nicht gehört?“
    „O doch!“
    „Du wußtest es, daß du deinen Vater befreitest?“
    „Ja.“
    „Warum verschwiegst du es? Warum gabst du dich nicht zu erkennen?“
    „Es wollte mir zwar das Herz abdrücken; aber ich mußte schweigen, weil ich noch nicht wußte, ob du stark genug sein würdest, und weil Marion es nicht wissen durfte.“
    „Warum nicht?“
    „Sie darf nicht wissen, daß ich ein Deutscher bin.“
    „Ich achte deine Gründe, auch ohne sie zu verstehen. Du bist Offizier und mußt –“
    Er schwieg plötzlich. Sein Auge verlor den Glanz, der es belebt hatte. Er fragte mit tonloser Stimme:
    „Richard, bist du wirklich Rittmeister?“
    „Ja, Vater!“
    „Aber diese Gestalt. Dieser, dieser – du warst als Knabe so wohl gewachsen.“
    „Oh, ich bin es auch noch“, lachte Richard.
    „Aber – ich begreife nicht.“
    Da neigte sich der Rittmeister zu ihm nieder und sagte leise:
    „Ich habe ihn nur angeschnallt.“
    „Den Buckel?“
    „Ja, den Buckel. Und dieser

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