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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl, Sie sollen die Summe haben. Aber ich stelle eine Bedingung.“
    „Welche?“
    „Daß Sie mir niemals wieder mit einer ähnlichen Forderung kommen!“
    „Haben Sie keine Sorge. Das werden wir wohl sehr gern bleiben lassen. Heute zum letzten Mal, dann nie wieder. Also bitte, zahlen Sie aus?“
    „Gleich, gleich. Erlauben Sie mir nur, für einen Augenblick zu meiner Tochter zu gehen.“
    „Wozu?“
    „In ihrem Zimmer befindet sich meine Kasse.“
    „Ach so“, sagte der Bajazzo höhnisch.
    Vater Main lachte grad hinaus.
    „Wirklich?“ sagte er. „Wie wunderbar klug. Das haben Sie sich allerdings nicht schlecht ausgesonnen, mein bester Monsieur Lemartel. Sie gehen zu Ihrer Tochter und bringen anstatt des Geldes die Polizei.“
    Der Lumpenhändler erschrak, als er hörte, daß seine Absicht durchschaut sei. Er antwortete schnell:
    „Wie können Sie das denken, Messieurs?“
    „Oh, auf diesen Gedanken ist sehr leicht zu kommen. Und überdies sieht man es Ihnen sehr deutlich an, daß es Ihnen nur darum zu tun ist, aus dem Zimmer zu kommen.“
    „Das fällt mir nicht ein. Ich kann Ihnen ja nichts geben, wenn ich das Geld nicht holen darf.“
    „Zeigen Sie uns Ihre Brieftasche. Enthält sie wirklich kein Geld, so wollen wir glauben, daß Sie es bei Ihrer Tochter haben. In diesem Fall dürfen Sie das Zimmer verlassen, wir aber gehen natürlich mit.“
    „Es ist nichts drin.“
    Bei diesen Worten tat er einige Schritte nach der Tür, durch welche sich seine Tochter zurückgezogen hatte. Schnell aber stellte Vater Main sich ihm in den Weg.
    „Halt!“ sagte er. „Ohne unsere Erlaubnis kommen Sie nicht fort. Heraus mit der Brieftasche.“
    „Soll ich etwa um Hilfe rufen?“
    „Das werden Sie nicht.“
    Als er das sagte, faßte er Lemartel mit beiden Händen bei der Gurgel. Dieser wollte schreien, brachte aber keinen Laut hervor. Er griff nach seinem Feind, aber in dem selben Augenblick packte ihn auch der Bajazzo so fest, daß er sich nicht zu rühren vermochte. Sein Gesicht wurde erst rot und dann blau; er vermochte nicht, Atem zu schöpfen und verlor die Besinnung.
    „Da, laß ihn fallen“, sagte der frühere Schankwirt.
    Sie ließen den Bewußtlosen auf die Diele niedergleiten.
    „Aber, wenn er erwacht, wird er uns verraten“, meinte der Bajazzo.
    „Dagegen gibt es ein sehr gutes Mittel.“
    „Welches?“
    „Hier dieses.“
    Bei diesen Worten zog er ein Messer hervor und stieß es dem Lumpenkönige bis an das Heft in die Brust.
    „Herrgott“, stieß der Bajazzo erschrocken hervor.
    „Dummheit! Ich glaube gar, du erschrickst! Sei kein Kind! Meine Sicherheit ist mir lieber als das Leben dieses Menschen. Nun laß uns einmal nachsehen.“
    Er zog dem regungslosen Ausgestreckten die Brieftasche aus dem Rock und öffnete sie.
    „Donnerwetter!“ sagte er, im höchsten Grad erfreut. „Da steckt ja ein ganzes Vermögen.“
    „Hat er kein Portemonnaie bei sich?“
    „Ja, hier in der Hosentasche. Ach, auch Gold und Silber drin!“
    „Und die Uhr, die Ringe?“
    „Unsinn! Die Sachen können uns verraten. Wir haben genug. Komm!“
    „Halt. Erst die Bärte und Perücken wieder angelegt.“
    „Alle Teufel, das hätte ich beinahe vergessen! Das wäre eine schöne Geschichte gewesen.“
    Sie legten die erwähnten Gegenstände wieder an und entfernten sich sodann von dem Schauplatz des Verbrechens. –
    Agnes hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Da zwischen diesem und dem, in welchem sich ihr Vater bestand, ein drittes lag, so war kein Laut der Unterredung des letzteren mit den beiden Raubmördern zu ihr gedrungen. Sie wartete eine sehr lange Weile und trat dann in den Zwischenraum, um zu horchen, ob der Besuch sich noch immer bei ihrem Vater befinde. Als sie nichts hörte, öffnete sie die Türe. Die Männer waren fort, aber der Vater lag am Boden mit dem Messer in der Brust.
    Sie stieß einen fürchterlichen Schrei aus und sank neben ihm nieder. Das Bewußtsein wollte ihr schwinden; aber die Kindesliebe war stärker als der Schreck! Sie dachte nicht daran, das Messer aus der Brust zu ziehen. Sie erfaßte den Kopf des Vaters und rief:
    „Vater, mein Vater! Bist du tot? O Gott, o mein Gott! Vater erwache, erwache!“
    Sie drückte und schüttelte ihn, sie küßte ihn. Sie rief ihm die zärtlichsten Namen in das Ohr. Und da, da öffnete er die Augen und richtete den gläsernen Blick auf sie.
    „Vater, mein Vater! Sprich! Rede! Siehst du mich? Erkennst du mich?“
    Sein Blick gewann Ausdruck.

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