595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
du siehst?«, fragt sie und dreht sich einmal um ihre Achse.
Mir fallen ihre Beine auf. Die schönsten Beine, die ich mir bei einer Frau vorstellen kann.
»Ja«, flüstere ich.
»Dann sehen wir uns morgen früh.« Mit diesen Worten entschwindet sie.
Erst allmählich wird mir bewusst, von ihr akzeptiert worden zu sein. Sie akzeptiert mich! Ein Strahlen erfasst mein Inneres, ich könnte die Welt umarmen.
»Die Visakarte?«, holt mich Gudrun zurück in die schnöde Wirklichkeit.
Ich gebe ihr die Karte, mit der sie den Raum verlässt. Mein Kopf ist gedankenbefreit, was mich nicht weiter verwundert, weil sich mein Blut derzeit in einem anderen Körperteil sammelt.
Als die Puffmutter zurückkehrt, reicht sie mir die Kreditkarte, einen Beleg, einen Zettel und einen Kugelschreiber. Ich quittiere die Viertausend-Euro-Rechnung und notiere ihr meine Adresse.
»Sie wird morgen früh um zehn bei dir vor der Tür stehen und am Sonntag um zweiundzwanzig Uhr fahren.«
»Okay.«
»Ich verspreche dir in ihrem Namen das unvergesslichste Abenteuer deines Lebens.«
Daran zweifle ich nicht eine Sekunde.
Auf dem Rückweg verfahre ich mich dreimal, da das Blut nur langsam ins Gehirn zurückfließt und Arabella mein Denken ausfüllt, neben der es keinen Platz für die nötige Konzentration auf den Straßenverkehr gibt.
Zu Hause angekommen wird mir im Bad plötzlich klar, sie auf jedem Foto mit rasiertem Intimbereich gesehen zu haben.
Oh nein!
Eigentlich halte ich nichts von dieser Mode. Doch ich kann nicht von ihr erwarten, mich in den Mund zu nehmen und sich dabei eventuell an einem Schamhaar zu verschlucken. Das würde das komplette Wochenende ruinieren.
Entschlossen entkleide ich mich und probiere erstmalig den Langhaarschneider am Rasierer aus.
Das Viertausenddreihundertzwölf-Euro-Wochenende
Ein beunruhigender Gedanke reißt mich um kurz vor sechs aus dem Schlaf. Wie viele Minuspunkte bringt der Kauf einer Frau ein, wenn diese Transaktion dazu dient, das eigene sexuelle Verlangen zu stillen?
Mit einem Schlag hellwach versuche ich, mein Gewissen zu beruhigen. Immerhin hätte sie mich ablehnen können, außerdem verdient sie in sechsunddreißig Stunden mehr als ich in drei Monaten.
Trotzdem erinnere ich mich lebhaft an Saschas Warnung. Muss ich den Termin absagen? Soll ich ihr am besten nachher nicht öffnen? Das Geld kann ich notfalls entbehren, mein überzogenes Konto spielt in den letzten zwei Wochen keine Rolle.
Aber ein Verzicht auf dieses Vergnügen ist einfach unmöglich. Ich will das Wochenende mit Arabella verbringen, ihre wundervollen Lippen küssen, ihre perfekte Haut liebkosen, sie nackt auf meinem Bett liegend betrachten dürfen. Und ich will mir einbilden, von einer solchen Traumfrau gemocht zu werden.
Ein Anruf zur Rückgängigmachung der Vereinbarung kommt also nicht infrage. Sie vor der Tür stehen zu lassen ebenfalls nicht. Wie verhindere ich die ewige Verdammnis und genieße dennoch die Zeit mit ihr ohne Konsequenzen?
Unruhig laufe ich durch meine Wohnung, um schnell eine Lösung zu finden. Gefällt es ihr bei mir, dann hat sie neben der Bezahlung ihren Spaß gehabt. Andererseits bin ich nicht überzeugt, mich mit meinen unzähligen Vorgängern messen zu können. Bestimmt waren hübschere oder muskulösere Männer dabei. Auf jeden Fall reichere Typen und wahrscheinlich auch bessere Liebhaber.
Wie schaffe ich es, dass sie sich wohlfühlt?
Nach einer Weile emsigen Nachdenkens komme ich der Problembewältigung näher. Zum einen werde ich höchstens einmal pro Tag um Sex bitten. Zweimal Sex in sechsunddreißig Stunden sollte akzeptabel sein und mich nicht zum Ausbeuter machen. Zum anderen darf ich nicht vergessen, dass sie eine Frau ist. Perfekt, aber nichtsdestotrotz ein weibliches Wesen. Frauen lieben kleine Aufmerksamkeiten und bevorzugen Sauberkeit. Wie oft habe ich mich früher mit Ex-Freundinnen wegen der Erledigung von Hausarbeit gestritten, da ich ein typischer Vertreter des männlichen Hygienestandards bin: Krümel treten sich fest, über Socken stolpert man nicht, ein hochgeklappter Toilettendeckel rechtfertigt kein Kriegsverbrechertribunal.
Entsetzt reiße ich die Augen auf. Von diversen verstreuten Kleidungsstücken abgesehen: Wann habe ich eigentlich das letzte Mal die Fußböden oder Staub gewischt, wann die Teppiche gesaugt? Ich kann mich nicht daran erinnern. Außerdem muss ich die Bettwäsche wechseln und überall saubere Handtücher aufhängen. Zudem benötigt die Küche dringend
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