595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)
würde gerne, äh, Arabella fürs Wochenende buchen. Ist sie frei?«
»Du warst noch nie bei uns?«
Verriet mich mein Stammeln? »Nein.«
»Arabella ist noch buchbar«, erklärt sie mir. »Aber vorher muss sie dich in unseren Räumlichkeiten kennenlernen. Meine Mädchen dürfen selbst entscheiden, auf welche Angebote sie eingehen.«
Meine Mädchen?
Spreche ich etwa mit der Puffmutter?
»Kein Problem. Ich wohne nicht weit entfernt.«
»Schaffst du es, in einer Stunde bei uns zu sein?«
»Ja.«
»Die Bezahlung erfolgt übrigens im Voraus. Bar, per EC- oder Kreditkarte.«
»Kein Problem«, weise ich erneut auf meine grundsätzliche Unkompliziertheit hin.
»Wir freuen uns auf deinen Besuch.«
Zweiundfünfzig Minuten später parke ich meinen neun Jahre alten Polo vor einem Gebäude, das wie ein geräumiges Einfamilienhaus wirkt, sich allerdings am Rande eines Industriegebietes befindet. Auf dem Weg hierhin kam ich ein paar Hundert Meter vorher an einem Indoorspielplatz für Kinder vorbei. Ob wohl manch sexuell frustrierter Vater seinen Nachwuchs dort abgibt, um sich anschließend auf einer speziellen Spielwiese zu tummeln?
Sechs Parkboxen stehen zur Verfügung, ein blaues Schild weist darauf hin, dass der Parkplatz nur für Kunden gedacht ist. Ich blicke mich auf der Straße um, ob irgendjemand mit einer Kamera Fotos von den Freiern schießt, um sie an den Internetpranger zu stellen. Im Hinblick auf mein baldiges Ableben wage ich zu bezweifeln, dass mir die Schlagzeile ›Kinderbuchautor bei Anbahnung von käuflichem Sex erwischt‹ schaden kann.
Das Haus hat eine Klinkerfassade und ein schwarzes Satteldach. Auf der einzigen Klingel steht der Name ›Lustvergnügen Entertainment‹. Ich drücke sie und nach kurzer Zeit öffnet mir eine Frau, die wie eine Operndiva aussieht.
Sie ist groß, überragt mich um einige Zentimeter in der Höhe und ist vom Körperumfang doppelt so breit wie ich. Ihre schulterlangen, gewellten Haare sind blondiert, sie trägt ein wallendes, dunkelblaues Kleid und an jeder Hand vier goldene Ringe. Ihr Gesicht ist übertrieben stark geschminkt, mit besonderer Betonung der vollen Lippen.
»Du bist vermutlich der Sven«, begrüßt sie mich. Ihre markante Stimme erkenne ich vom Telefonat wieder.
»Der bin ich.«
Ihr Augenmerk fällt auf meinen fahrbaren Untersatz. Missfällig hebt sie ihre Augenbrauen.
»Komm herein«, fordert sie mich auf. Gudrun führt mich in einen großen Empfangsraum, dessen Boden ockerfarben gefliest ist. An den Fenstern hängen weiße, blickundurchlässige Gardinen, an den hellgelb gestrichenen Wänden erotische Fotografien, auf denen ich unter anderem Arabella wiedererkenne, die nackt am Rande eines Bettes sitzt. Die Empfangsdame bittet mich, auf der cremefarbenen Ledercouch Platz zu nehmen.
»Ich werde Arabella über deine Ankunft informieren.«
»Vielen Dank«, flüstere ich, ohne mich von dem Bild abzuwenden. Erst ein Räuspern löst den Bann.
»Sie wird gleich hier sein«, teilt mir Gudrun mit. »Zuvor sollten wir uns unterhalten. Viertausend Euro ist eine Menge Geld. Zahlst du bar?«
»Visa«, erkläre ich, die Karte aus meinem Portemonnaie ziehend.
»Willst du dich nicht besser mit einer Stunde zufriedengeben?«, schlägt sie vor.
»Nein!«, antworte ich entschieden. »Ich verstehe deine Sorge um meine Finanzen, versichere dir jedoch, es mir leisten zu können. Ich lege bloß keinen Wert auf protzige Autos.«
Sie schenkt mir ein geheimnisvolles Lächeln, gleichzeitig höre ich das unverkennbare Geräusch, das hohe Absätze auf Stufen produzieren. Arabella betritt den Raum.
»Da bist du ja, meine Liebste. Darf ich dich mit Sven bekannt machen?«
In meinem Kopf explodiert eine Supernova.
Wow!
Sie ist die mit Abstand hübscheste, perfekteste –
Wow!
Ich blinzle, um mich zu überzeugen, keiner Fata Morgana auf den Leim zu gehen.
»Sven.« Sie haucht meinen Namen und ich spüre das Verlangen, mich vor ihr hinzuknien, um meine Sklavendienste anzubieten. Arabella trägt ein schwarzes Negligé, das ihren vollendeten Körper wunderbar betont. Ihr Gesicht ist makellos, die leicht gebräunte Haut ebenso. Aufgrund der weißen Stilettos wirkt sie größer als ich.
»Hallo«, presse ich mit brechender Stimme hervor.
»Du möchtest also das Wochenende mit mir verbringen?«
Beim Nicken bemerke ich meinen offen stehenden Mund. Wahrscheinlich wirke ich wie ein Bauerntrottel auf sie.
Allerdings lässt sie sich davon nichts anmerken. »Gefällt dir, was
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