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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geld!“
    Brandt geleitete Alma nach dem Schloß. Noch aber hatten sie dasselbe nicht erreicht, so kam ihnen der Hauptmann mit Almas Vater entgegen. Dieser letztere befand sich sichtlich in zornigster Aufregung.
    „Mir deinen Arm!“ rief er seiner Tochter zu. „Und Sie, Herr Brandt, sind ein Undankbarer, der nicht wert ist, daß man ihn anblickt. Sie werden das Schloß niemals wieder betreten!“
    Alma wollte den Milchbruder in Schutz nehmen, mußte aber schweigen. Brandt wußte, was er dem Baron verdankte; er beherrschte sich also und sagte mit möglichst ruhiger Stimme:
    „Herr Baron, Sie werden bald einsehen, daß Sie mir unrecht tun. Ich habe mir nicht das mindeste vorzuwerfen. Adieu!“
    Er ging, um seine Eltern zu begrüßen und dann die Vorbereitungen für den Überfall der Schmuggler zu treffen.
    Dieser gelang vollständig. Es gab zwar bei der nächtlichen Finsternis und dem Terrain der Tannenschlucht einen harten Kampf; doch die Grenzer siegten.
    Die beiden Schmuggler, welche heut von Brandt belauscht worden waren, hatten nebeneinander gekämpft; als sie sahen, daß alles verloren sei, rief der eine dem anderen zu:
    „Fort! Der Helfensteiner ist schuld! Ihm die versprochene Kugel!“
    Sie stürmten in den Wald hinein. Sie hatten ihren Anführer gemeint, der im Dorf Helfenstein wohnte. Sie lauerten ihm am Forstweg auf und schossen ihn dort nieder. Brandt hatte ihren Ruf vernommen und glaubte, daß der Baron von Helfenstein gemeint sei. Um ihn zu warnen, eilte er geraden Wegs vom Kampfplatze nach dem Schloß, wo man noch munter war, da man das Schießen gehört hatte. Ohne sich anmelden zu lassen, suchte er den Baron auf, den er noch wach fand.
    „Herr Baron“, sagte er; „soeben haben wir die Schmuggler besiegt. Zwei von ihnen wollen Sie erschießen. Ich melde Ihnen das, damit Sie Ihre Maßregeln treffen und sich vor einem Überfall schützen.“
    Nach diesen Worten eilte er fort; an der Zofe Ella und andern Dienstpersonen vorüber, denen er begegnete. Vom Kampf war sein Anzug blutig geworden, was sie deutlich bemerkten.
    Aus dem zwischen Baron Franz und Ella verabredeten Stelldichein war nichts geworden, da das Schießen alle Bewohner des Schlosses wachgehalten hatte. Ella hatte Brandt, als er an ihr vorübereilte, gefragt, was er wolle und er hatte geantwortet, daß der Herr Baron es bereits wisse. Sie machte sich einen Behelf, bei ihrem Herrn einzutreten, und fand diesen schreibend am Tisch sitzen. Auf dem Rückweg traf sie den Cousin, welcher auch keine Ruhe zu haben schien. Er war am Abend noch einmal bei seinem Verwandten gewesen, um zu versuchen, einiges Geld zu erhalten, hatte aber eine streng abweisende Antwort erhalten. Seine Aufregung, seine Rachsucht hatten ihn hin und her getrieben, bis er jetzt auf die Zofe stieß.
    „Verdammt!“ sagte er. „Jetzt sind wir um unsere Schäferstunde gekommen. Dieser Brandt konnte sein Schießen nicht lassen. Vielleicht findet sich eine Kugel, die so klug ist, ihn selbst zu treffen!“
    „Oh, er lebt; er war soeben hier“, antwortete sie.
    „Hier? Nachdem ihm das Schloß verboten wurde, wie ich erfuhr? Was wollte er?“
    „Er kam vom gnädigen Herrn, war ganz voller Blut und schien es sehr eilig zu haben.“
    Er hustete, als ob er eine innere Erregung zu verbergen habe, und sagte:
    „Das ist sehr verdächtig! Na, meinetwegen! Gute Nacht, Ella!“
    Er gab ihr einen Kuß und ging. Er kam ihr so sonderbar vor; sie beschloß, ihn zu beobachten. Sie war doch schlauer als er. Sie ließ ihre Türe nur angelehnt und sah später, daß er sein Zimmer verließ, sich vorsichtig umsah und dann sich zu seinem Verwandten begab. Nach einer Weile trat er dort wieder heraus, verschloß die Tür und zog den Schlüssel ab. Ohne Ahnung, daß er bemerkt worden sei, begab er sich in sein Zimmer. Ella hingegen trat in das ihre zurück und verschloß dasselbe.
    „Es ist etwas geschehen!“ dachte sie. „Aber was? Pah! Heute geht es mich nichts an, aber morgen! Ist es das, was ich denke, so bin ich Herrin der Situation und werde – Baronesse von Helfenstein!“
    Sie legte sich zwar schlafen, wurde aber von der stürmischen Bewegung ihres Innern verhindert, zur Ruhe zu kommen.
    Die Nacht verging, und der Morgen tagte. Im Schloß gab es mehrere, die nicht geschlafen hatten. Auch Alma war unter ihnen. Sie wußte, daß Gustav sich an dem Kampf beteiligt habe; sie vermutete, daß er mit den Grenzern den Kampfplatz während der Nacht besetzt habe. Sie mußte wissen, ob er

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