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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Pelz um die schönen, vollen Schultern. Auch der seinige hing da. Er zog ihn an und begleitete sie vor das Tor, wo die Equipage ihrer wartete. Adolf stand dabei. Er öffnete und schloß den Schlag und sprang dann hinten auf. Erst nun, da die Equipage sich in Bewegung setzte, fühlte sich die Baronin sicher. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und legte sich dann behaglich in die Kissen zurück.

ACHTES KAPITEL
    Der Diamantenraub
    An ihrem Palais angekommen, half ihr der Fürst in eigner Person beim Aussteigen und verabschiedete sich dann mit größter Höflichkeit von ihr.
    „Die Maske da?“ fragte er den Diener, als die Baronin verschwunden war.
    „Ja.“
    „Her damit. Ganz langsam zurückfahren!“
    Die Equipage hatte kaum die Ecke der nächsten Straße erreicht, so ertönte aus ihr ein lautes Halt. Es stieg ein alter grauköpfiger und graubärtiger Herr aus, den gewiß niemand für den Fürsten gehalten hätte.
    „Adolf, räume sofort den Juwelenschrank aus“, gebot er, „und stelle die neue Bibliothek hinein. Bis ihr mich braucht, werde ich zurückgekehrt sein.“
    Pelz und Hut blieben im Wagen zurück, der sich nun in Bewegung setzte. Der Fürst hatte jetzt eine Mütze auf.
    Er ging nach dem Palais des Barons zurück. In der Nähe desselben gab es einen großen, monumentalen Brunnen mit einer riesigen Neptunfigur. An der Umfassungsmauer dieses Bauwerks nahm der Fürst Posten. Er stand im Schatten, so daß er nicht leicht bemerkt zu werden vermochte, und konnte die ganze Front des Palais' überblicken.
    Als die Baronin ihre Gemächer erreichte, war sie so mit sich beschäftigt, daß sie gar nicht bemerkte, daß ihr die Zofe mit einer gewissen verlegenen Eile entgegentrat.
    „Der Baron anwesend?“ fragte sie.
    „Ja, gnädige Frau. Er hat bereits einige Male nach Ihnen gefragt.“
    „Rufe ihn!“
    Sie war so mit den Reichtümern, welche sie gesehen hatte, beschäftigt, daß sie es vorzog, sofort mit ihrem Mann zu sprechen. Sie begab sich gar nicht in ihre inneren Räume, sondern erwartete ihn in ihrem kleinen Salon. Er trat nach kaum einer Minute bei ihr ein.
    „Hier?“ fragte er. „Warum nicht im Boudoir?“
    „Ah! Ich kann nicht warten. Was ich gesehen habe, hat mich um all meine Ruhe und Fassung, fast möchte ich sagen, um den Verstand gebracht.“
    „Hm! Etwas irr bist du ja stets gewesen!“
    „Spotte nicht! Was ich dir zu sagen habe, ist ganz außerordentlich. Du wirst morgen viele Millionen besitzen.“
    „Donnerwetter!“
    „Gewiß!“
    „Ist's gar so schlimm?“
    „Ich habe diesen Fürsten für einen sehr, sehr reichen Mann gehalten, aber daß man ihn mit dem Großmogul vergleichen kann, das habe ich doch nicht geglaubt!“
    „Du machst mich wirklich außerordentlich wißbegierig. Erzähle!“
    „Komm her!“
    Sie zog ihn zum Kamin, wo sie sich nebeneinander niederließen. Sie erstattete ihm mit beinahe flüsternder Stimme Rapport über alles, was sie gesehen und erlebt hatte. Er hörte mit größter Aufmerksamkeit zu, und die Spannung, welche sich in seinen Zügen ausdrückte, wuchs von Sekunde zu Sekunde. Natürlich verschwieg sie ihm aber, daß sie sich der Steine bemächtigt hatte.
    „Donnerwetter!“ fluchte er vor Freude, als sie geendet hatte. „Das wird ein Fang, wie er noch nicht dagewesen ist. Ich kann dann das Geschäft niederlegen.“
    „Das ist's allerdings, was ich dir raten will!“
    „Also der Schlüssel steckt?“
    „Bis jetzt, ja. Möglich aber ist, daß er abgezogen wird, wenn der Fürst nach Hause zurückkehrt.“
    „Was für ein Schloß ist es?“
    „Ein gewöhnliches.“
    „Was für ein Schlüssel?“
    „Ein Hohlschlüssel von mittlerer Größe.“
    „Kreischen die Türen?“
    „Nein, gar nicht.“
    „Und die Zimmertüren?“
    „Auch nicht. Übrigens sind sämtliche Fußböden mit dicken Teppichen belegt, durch welche die Schritte gedämpft werden.“
    „Steht das Bett des Fürsten in dem Toilettenraum?“
    „Nein. Es muß in einem Nebenkabinett stehen, in welchem ich aber nicht gewesen bin.“
    „Gibt es dort Portieren oder Türen?“
    „Beides.“
    „Hm! Das ist sehr vorteilhaft!“
    „Aber der Geldschrank. Um Gottes willen!“
    „Pah! Wir werden ihm nicht zu nahe kommen. Wozu brauchen wir übrigens das Gold, wenn wir die Steine bekommen.“
    „Du wirst doch alles selbst in Empfang nehmen?“
    „Natürlich!“
    „Da werde ich nicht Schlafengehen können, bis ich es sehe.“
    Er schüttelte lachend den Kopf und

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