Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mir meinen Fächer zu holen, den ich vergessen hatte.‘ Denke dir die Blamage, lieber Franz!“
    Die Augen des Barons glühten wild auf.
    „Das hat sie getan? Wirklich getan?“ fragte er.
    „Ja, wirklich!“
    „Sie hat dich du genannt und von deinem untergebenen Verhältnisse gesprochen?“
    „Ja, und mit welcher Frechheit!“
    „Bei Gott, das soll sie nicht wieder tun!“
    „Hm! Was kann man da machen!“
    „Viel, sehr viel kann man da machen! Du wirst es erfahren, und zwar morgen früh! Das ist eben das Geschäft, welches mich abhält, dir heute Gesellschaft zu leisten.“
    „Ah, wieder ein geheimer Coup?“
    „Ja.“
    „In der Stadt?“
    „Natürlich! Im anderen Fall wäre ich ja heute vereist.“
    „Ein Coup gegen die Alma?“
    „Ja. Ich habe erfahren, daß sie sich von ihrem Bankier hat fünfzigtausend Taler auszahlen lassen.“
    „Welch eine Unvorsichtigkeit! Legt man eine solche Summe denn bei sich hin! Die läßt man in der Bank!“
    „Sie wird ihrem bisherigen Bankier nicht mehr trauen und sich einen anderen engagiert haben.“
    „Und ist es bloß auf das Geld abgesehen?“
    „Nein, auch auf sie. Diese vier Kerls, welche ich mir auserwählt habe, sind wahre Teufel. Sie werden diese gute, stolze Cousine erst der Reihe nach umarmen und dann – hm, sprechen wir lieber nicht davon!“
    Da erhob sie sich in der Wanne, streckte die Arme aus und rief:
    „Das ist eine Rache! Endlich, endlich! Was gäbe ich darum, dabei sein zu können, wenn sie in den Armen dieser Menschen erwacht. Und dann – ich glaube, wir werden sie beerben, da man noch nichts gehört hat, daß sie ein Testament gemacht habe.“
    „Natürlich werden wir sie beerben. Darum habe ich ja auch auf mein Anteil verzichtet. Diese Vier werden sich in die fünfzigtausend Taler teilen. Sie sprangen vor Freude auf, als ich ihnen das sagte.“
    „Und in das andere auch, was sie außerdem mitnehmen?“
    „Nein. Sie dürfen keine Stecknadel mitnehmen. Ich habe ihnen die angegebene Summe und die Persönlichkeit der Cousine versprochen, mehr nicht. Und sie wissen, das ich selbst den kleinsten Ungehorsam mit dem Tod bestrafe.“
    „Mensch! Mann! Franz! Ich möchte dich umarmen und küssen, wenn das Küssen zwischen uns noch in Gebrauch wäre! Sollte sie heute ja bei Hellenbachs sein, so werde ich sie lebendig also das letzte Mal sehen?“
    „Das letzte Mal.“
    „Und du kannst wirklich nicht mit mir? Das ist jammerschade! Wir könnten uns in Gemeinschaft an ihrem Anblick weiden! Übrigens entgeht dir ein höchst interessanter Genuß.“
    „Will die junge Hellenbach etwa wieder ein selbst komponiertes Klavierstück vortragen?“
    „Ich weiß nichts davon, halte übrigens ihre Musikliebe wirklich nicht für so ein Unding wie du. Sie hat Talent, sogar viel Talent, wie selbst große Kenner versichern. Und außerdem ist sie eine Schönheit ganz eigener Art.“
    „Das mag sein, rührt mich aber nicht. Also was ist es denn sonst für ein so interessanter Genuß, der dich erwartet?“
    „Der berühmteste Mann der hiesigen Gegenwart ist geladen. Ob er aber erscheinen wird, daß weiß man nicht.“
    „Der berühmteste – – –? Du meinst doch nicht etwa diesen geheimnisvollen Fürsten von Befour?“
    „Gerade diesen!“
    „Nun, so verzichte nur! Er lebt bereits seit sechs Monaten hier, aber in so tiefer Einsamkeit, daß ihn höchstens erst sechs Augen erblickt haben. Gesprochen hat ihn noch niemand.“
    „O doch! Hellenbach hat ihn im Coupé getroffen.“
    „Auf der Bahn? Und auch mit ihm gesprochen?“
    „Ja. Er versichert, daß der Fürst ein außerordentlich liebenswürdiger Gesellschafter sei, ein Weltmann von seltener Vollendung sogar. Daraufhin hat er es gewagt, ihn für heute einzuladen.“
    „Das ist allerdings geradezu ein Ereignis für unsere Aristokratie. Erscheint der Fürst bei Hellenbach, so wird er sich auch weiteren Bekanntschaften nicht länger entziehen können. Daher glaube ich, daß er abgelehnt haben wird.“
    „Du wirst es noch heute erfahren, wenn du mich besuchst.“
    „Bleibst du wach, bis ich komme?“
    „Wenn du es wünschest, ja. Wann kommst du nach Hause?“
    „Spät nach Mitternacht erst.“
    „Ich werde dennoch warten, denn ich hoffe dann auch zu erfahren, wie das Unternehmen gegen die Cousine abgelaufen ist.“
    „Das kann ich dir allerdings mitteilen. Jetzt adieu!“
    Er ging. Sie erhob sich aus dem Bad und klingelte dem Mädchen, um große Gesellschaftstoilette zu machen. –
    Herr

Weitere Kostenlose Bücher