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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ausgeführt.“
    „Das ist allerdings der Fehler, welchen er beging, und dennoch bin ich bereit, Nachsicht walten zu lassen. Daher fordere ich nun, daß ihr mir behilflich seid, seine Unschuld zu beweisen.“
    „Das ist unmöglich! Das kann kein Mensch!“
    Die beiden Alten hatten sich seit dem Eintritt der Frauen still verhalten. Nur Judith hatte gesprochen. Sie war beherzter und scharfsinniger als ihre Eltern. Auf ihre letzten Worte stieß der Baron ein kurzes, stolzes Lachen aus und sagte:
    „Unmöglich? Kein Mensch kann es? Ich kenne doch einen, der es kann, und der bin ich.“
    „Wir mögen dabei nichts zu tun haben. Der Riese soll uns nicht mehr in das Haus kommen.“
    Der Baron beobachtete eine kleine Pause des Nachdenkens und sagte dann:
    „Er ist einer meiner besten Männer; er muß gerettet werden.“
    „Rette ihn, wenn du kannst.“
    „Ohne euch ist es unmöglich.“
    „Wir haben keine Lust.“
    Seine Augen blitzten zornig aus der Maske hervor; dennoch aber beherrschte er sich und sagte in ruhigem Ton:
    „Er soll euch nie wieder belästigen.“
    „Das haben wir bereits erreicht. Mehr zu tun wäre überflüssig.“
    „Ich werde es euch belohnen.“
    „Wir sind reich genug.“
    Da endlich ging seine Selbstbeherrschung zur Neige. Er drohte:
    „Bedenkt, wer ich bin. Ich kann euch nach Belieben verderben und erhöhen. Ich fordere von euch geradezu die Rettung des Riesen. Ich gebe euch keine Zeit zur Überlegung. Auf mein Zeichen werden meine Leute hier eintreten, dann aber ist's für eure Rettung auch zu spät.“
    Da wurde es dem Juden himmelangst. Er ergriff anstelle seiner Tochter das Wort und fragte:
    „Du sprachst von Lohn. Wieviel bietest du?“
    „Fünfhundert Taler, keinen Pfennig weniger oder mehr.“
    „Was sollen wir tun, um ihn zu retten?“
    „Wem von euch hat er die Uhren angeboten?“
    „Mir selbst und Rebecca, der Frau meines Herzens.“
    „Ihr seid beide bereits vernommen worden?“
    „Ja.“
    „Hat man euch ihm gegenübergestellt?“
    „Noch nicht.“
    „So wird es bald geschehen! Ihr habt dann nur einfach zu sagen, daß er es nicht gewesen sei.“
    „Das geht nicht. Wir haben ja bereits gesagt, daß er es war!“
    „Ihr habt euch geirrt. Es gibt einen Menschen, welcher ihm so ähnlich ist, wie ein Ei dem andern. Dieser hat euch die Uhren gebracht, er aber nicht.“
    „Um das glaubhaft zu machen, müßte man diesen ähnlichen Menschen bringen!“
    „Das werde ich auch. Der Riese Bormann ist unschuldig. Der andere, welcher es getan hat, gleicht ihm, als ob er sein Zwillingsbruder sei, hat aber ein großes rotes Mal auf der rechten Wange. Wollt ihr, oder wollt ihr nicht? Ich zahle euch die fünfhundert Taler sofort aus.“
    Fünfhundert Taler! Welch ein Angebot für einen Juden! Sogar Judith fühlte sich erweicht. Sie fragte:
    „Wir bekommen das Geld wirklich sogleich?“
    „Ja.“
    „Der Riese wird mich nicht wieder belästigen?“
    „Niemals. Ich werde ihn anderweit verwenden. Er darf gar nicht in der Hauptstadt bleiben!“
    „Gut! Wir willigen ein!“
    Vater und Mutter nickten einstimmig dazu, und der Baron zog seine Brieftasche hervor, um die Summe in Banknoten auszuzahlen. Als dies geschehen war, erkundigte er sich bei Salomon Levi:
    „Wer war die Frau, welche vorhin bei dir war?“
    „Die Frau eines Schließers an der Frohnveste.“
    „Was wollte sie?“
    „Zwei Betten und einen Tisch versetzen. Da ich aber diese Sachen bei ihnen lassen sollte, konnte ich nichts geben.“
    „Hatten Sie nichts anderes?“
    „Nein. Es ist alles bereits bei mir.“
    „Der Fall geht mich nichts an. Der vorherige aber desto mehr. Also, Salomon Levi, was sagst du aus, wenn du dem Riesen gegenübergestellt wirst?“
    „Ich sage, daß er unschuldig ist. Der wirkliche Einbrecher sah ihm täuschend ähnlich, hat aber ein großes rotes Mal auf der rechten Wange. Ist's so richtig?“
    „Ja, so ist es richtig. Dabei bleibt ihr beide, du und Rebecca, das Weib deines Herzens!“
    „Verlasse dich darauf, Hauptmann!“
    „Das tue ich. Denkt an meine Macht! Der Ungehorsam gegen mich würde euch verderben. Wie du bereits bemerkt hast, kenne ich alles, sogar die verborgensten Geheimnisse deines Hauses. Ihr seid Tag und Nacht unter meiner schärfsten Aufsicht. Jeder meiner Leute wird auf das strengste bewacht. Darum nehmt euch in acht. Laßt mich jetzt hinaus. Und daß es euch nicht einfällt, mir nachzublicken oder gar mir nachzufolgen!“
    Er ging, ohne die Maske eher abzunehmen,

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