600 Stunden aus Edwards Leben
ich jetzt bereue. Ich laufe durchs Wohnzimmer zur Eingangstür und sehe durch den Spion.
Es ist Donna Middleton. Heilige Scheiße!
Ich überlege, langsam und leise von der Tür zu verschwinden und so zu tun, als wäre ich nicht da, aber Donna Middleton ruft: »Ich kann Sie höööören, Edward.«
Heilige Scheiße!
Ich öffne die Tür.
Donna Middleton trägt keine Schwesternuniform, obwohl sie an Sonntagen normalerweise arbeitet. Sie trägt eine Jacke und Handschuhe. Hinter ihr sitzt Kyle auf dem Blauen Blitz.
»Hallo, Edward«, sagt Donna. »Ich habe heute frei. Wir dachten, Sie hätten vielleicht Lust, eine Weile zu uns rauszukommen.«
»Ich …«
»Auf keinen Fall!«, ruft Kyle, steht auf und zielt mit dem Finger auf meine Brust. Ich blicke auf mein weißes Tony-Romo-Trikot.
»Die Cowboys sind Scheiße! Denver ist cool!«
»Kyle!«, entfährt es Donna Middleton. Sie sieht sich zu ihm um, dann dreht sie sich wieder zu mir. »Ich hasse es, wenn er ›Scheiße‹ sagt.«
»Du hast keine Ahnung, Kyle«, entgegne ich. »Dallas ist nicht Scheiße. Dallas hat fünf Super Bowls gewonnen und in acht gespielt. Denver nicht.«
»Edward! Sie streiten mit einem kleinen Jungen«, entrüstet sich Donna.
»Er hat angefangen«, sage ich. Dann rufe ich Kyle wieder laut zu: »Dallas ist nicht Scheiße!«
»Er hat angefangen? Edward, er ist neun!«
»Na, und? Was wollen Sie überhaupt hier?«
»Wir dachten, Sie hätten vielleicht Lust, zu uns rauszukommen und den Blauen Blitz zu sehen, aber das war wohl keine gute Idee.«
»Ganz genau. Ich bin beschäftigt, und Sie sollten nicht herkommen.«
Donna sieht mich erst ganz schockiert an, dann böse. »Machen Sie sich nur keine Sorgen, Edward, wir gehen.«
»Gut.«
»Komm mit, Kyle.« Hand in Hand verlassen sie das Grundstück. Der Blaue Blitz bleibt stehen.
Ich setze mich vor die zweite Hälfte des Spiels der Dallas Cowboys gegen die New York Giants, aber ich sehe nicht wirklich zu. Was für einen Unterschied macht das schon? Die Dallas Cowboys sind blöd. Donna Middleton ist blöd, und ihr blödes Kind sagt blöde Sachen. Die ganze Welt ist blöd.
Um 22:00 Uhr bin ich immer noch frustriert, aber ich entscheide, dass ich ruhig genug bin, zumindest zu versuchen, die heutige Folge von
Polizeibericht
zu sehen. Sie heißt »Das illegale Wettbüro« und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
Diese Episode, die das erste Mal am 13. April 1967 ausgestrahlt wurde, ist eine der wenigen, in denen Officer Bill Gannon nicht Sergeant Joe Fridays Partner ist. Das kommt daher, dass der Fall im Norden Hollywoods spielt, wo Officer Bill Gannon offenbar viele Jahre gearbeitet hat, und man fürchtet, er könnte erkannt werden, wenn er als verdeckter Ermittler arbeitet.
In dieser Folge arbeitet Sergeant Joe Friday also mit Sergeant William Riddle zusammen, der gleichzeitig der polizeiliche Seelsorger ihrer Abteilung ist.
Die Sergeants Joe Friday und William Riddle untersuchen ein illegales Wettgeschäft und versuchen, als Barbesucher das Vertrauen des Barkeepers zu gewinnen, der die Wetten annimmt. Unterdessen überwacht Officer Bill Gannon das Hauptbüro, in dem die Wetten verbucht werden.
Schließlich fliegt das Wettgeschäft auf, und die Sergeants Joe Friday und William Riddle nehmen den Barkeeper Richard Clinger (gespielt von Bobby Troup) fest.
Wie sich herausstellt, hat Richard Clinger eine kleine Tochter, die herzkrank ist, und sie stirbt, während er im Gefängnis sitzt. Er bestellt die Sergeants Joe Friday und William Riddle zu sich und fragt, ob sie ihm mit der Beerdigung helfen könnten, da er ja im Gefängnis sitzt.
Er sagt, er wolle eine schöne Trauerfeier für seine kleine Tochter, und fragt, ob sie jemanden wüssten, der so etwas für ihn machen würde.
Sergeant Joe Friday legt ihm freundschaftlich die Hand auf den Arm und sagt: »Wir haben jemanden.«
Und so kommt es, dass ich hier im Wohnzimmer sitze und weine. Und ich kann nicht wieder aufhören.
Donna,
ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, warum ich nicht mit Ihnen sprechen darf. Ich nehme an, ich könnte es, aber irgendwie denke ich, dass Sie dann schlecht von mir denken, wenn Sie wissen, dass ich eine Vereinbarung unterschrieben habe, es nicht zu tun. Vielleicht ist es besser, Sie denken, ich sei einfach nur gemein.
Ich wünschte, ich hätte Kyle nicht angeschrien. Sie hatten recht: Das war kindisch, und wenn ich Dr. Buckley davonerzähle, wette ich, sie wird mir dasselbe sagen. Ich fühle mich von den
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