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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Feixen, als wäre er besser als ich. Ich habe gedacht: Du hast eine 1980er Corvette gekauft, Arschloch, nicht ich. Wer ist also besser? Dann hab ich zugeschlagen und ihm einen Magenhaken verpasst. Und als er zusammengeklappt ist, hab ich seinen Kopf auf meinen Schreibtisch geknallt.«
    »Und dann?«
    »Er hatte einen Schädelbruch und lag monatelang im Koma, war danach nie mehr richtig bei Verstand. Und Sie hatten recht, ich bin im Prinzip strafversetzt worden. Mit der Hundertzehnten war für mich Schluss. Gerettet hat mich nur mein erstklassiges Beweismaterial. Das sollten die Medien nicht bekommen. Sonst hätten sie mir alles Mögliche angehängt. Also bin ich nur versetzt worden.«
    »Wohin?«
    »Weiß ich nicht mehr. Ich hab mich zu sehr geschämt. Ich hatte etwas Schlimmes getan und das beste Kommando verspielt, das ich je hatte.«
    Susan äußerte sich nicht dazu.
    Reacher sagte: »Später habe ich darüber nachgedacht. Warum ich’s getan habe, meine ich. Diese Frage konnte ich nicht beantworten. Ich kann’s noch immer nicht.«
    »Sie haben es für Ihre Leute getan.«
    »Schon möglich.«
    »Sie wollten die Welt in Ordnung bringen.«
    »Eigentlich nicht. Das sollte ich vielleicht, aber ich kann’s nicht.«
    Sie schwieg.
    Er sagte: »Ich mag nur keine Leute, die der Welt unrecht tun. Ist das eine Redensart?«
    »Es sollte eine sein. Was ist passiert?«
    »Eigentlich nichts mehr. Das war die Story. Sie sollten einen neuen Schreibtisch anfordern. In diesem alten steckt keine Ehre.«
    »Ich meine: Was ist heute Nacht passiert?«
    Reacher gab keine Antwort.
    Susan sagte: »Erzählen Sie’s mir. Ich weiß, dass etwas passiert ist.«
    »Woher?«
    »Weil Sie mich angerufen haben.«
    »Ich habe Sie oft angerufen.«
    »Wenn Sie etwas brauchten. Also brauchen Sie jetzt etwas.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Nicht Ihrer Stimme nach.«
    »Ich verliere null zu zwei.«
    »Wie?«
    »Zwei Tote.«
    »Wer?«
    »Ein Cop und eine alte Frau.«
    »Null zu zwei? Dies ist kein Spiel.«
    »Sie wissen verdammt genau, dass es eines ist.«
    »Hier geht’s um Menschen.«
    »Ich weiß, dass es um Menschen geht. Einen davon habe ich gerade vor mir. Nur die Vorstellung, alles sei ein Spiel, hindert mich daran, mir meinen Revolver an die Schläfe zu halten.«
    »Sie haben einen Revolver?«
    »In meiner Tasche. Einen netten alten Kaliber .38.«
    »Lassen Sie ihn, wo er ist, okay?«
    Reacher schwieg.
    Susan sagte: »Fassen Sie ihn nicht an, okay?«
    »Nennen Sie mir einen guten Grund, warum nicht.«
    »Ein Kaliber .38 reicht nicht hundertprozentig aus. Das wissen Sie. Das haben wir alle schon erlebt. Sie könnten wie der General enden.«
    »Ich ziele sorgfältig. Mitten ins Gehirn. Ich gehe auf Nummer sicher.«
    »Tun Sie’s nicht, Reacher.«
    »Schon gut. Ich erschieße mich nicht. Nicht mein Stil. Ich bleibe einfach hier sitzen, bis mein Kopf von selbst explodiert.«
    »Tut mir leid, dass Sie Pech hatten.«
    »Nicht Ihre Schuld.«
    »Ich mag mir diese Sache nur nicht als Spiel vorstellen.«
    »Sie wissen, dass sie ein Spiel ist. Sie muss ein Spiel sein. Nur so ist sie erträglich.«
    »Okay, sie ist ein Spiel. Wo befinden wir uns? Im letzten Viertel?«
    »Nachspielzeit.«
    »Dann schildern Sie mir, was bisher geschehen ist. Jeden einzelnen Spielzug. Weisen Sie mich ein. Als arbeiteten wir zusammen.«
    »Ich wollte, das täten wir.«
    »Wir tun es. Was haben wir also?«
    Er gab keine Antwort.
    Sie sagte: »Reacher, was haben wir?«
    Also holte er tief Luft und erzählte ihr, was sie hatten – anfangs stockend, dann rascher und flüssiger, als er wieder in die alten Kürzel verfiel, in denen er jahrelang mit Leuten gesprochen hatte, die verstanden, was er verstand, sahen, was er sah, und erfassten, was nicht umständlich ausgedrückt werden musste. Er erzählte ihr von dem Bus und dem Meth, den Bikern und dem Prozess, dem Gefängnis und der Polizei, dem Krisenplan und dem Anwalt, dem Zeugenschutz und den Häftlingsunruhen, Plato und dem unterirdischen Lager, Peterson und Janet Salter.
    Ihre erste Reaktion war: »Stecken Sie Ihre Hand in die Tasche.«
    Er fragte: »Wozu?«
    »Ziehen Sie Ihren Revolver.«
    »Jetzt ist das plötzlich okay?«
    »Mehr als okay. Sogar notwendig. Der Kerl hat Sie gesehen.«
    »Wann?«
    »Als Sie mit Salter allein im Haus waren. Er hatte fünf Stunden Zeit.«
    »Er ist nicht gekommen. Er hielt sich die ganze Zeit im Gefängnis auf.«
    »Das ist nur eine Vermutung. Vielleicht hat er sich drüben gemeldet, hat sein

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