Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Lüftungsschlitze nach oben und drehte das Gebläse voll auf. Dann wartete er. Fünf Minuten später tauchten die Krankenwagen auf, deren eingeschaltete Blinkleuchten rot und blau vor dem Schnee pulsierten. Sie transportierten die beiden Kerle ab, die noch immer bewusstlos waren. Gehirnerschütterung und vermutlich ein paar lockere Zähne. Keine große Sache. Drei Tage Bettruhe und eine Woche Schonung, dann waren sie wieder so gut wie neu. Auch wenn sie noch Schmerzmittel brauchten.
    Reacher wartete in dem Streifenwagen. Zehn Meter vor ihm führten Holland und Peterson ein Gespräch. Sie standen dicht beieinander, hatten sich halb abgewandt, sprachen halblaut. Weil sie sich kein einziges Mal nach ihm umdrehten, vermutete Reacher, dass sie über ihn redeten.
    Chief Holland fragte: »Könnte er unser Mann sein?«
    Peterson antwortete: »Ist er unser Kerl, hat er eben zwei seiner mutmaßlichen Verbündeten ins Krankenhaus befördert. Was seltsam wäre.«
    »Vielleicht war das ein Ablenkungsmanöver, bewusst inszeniert. Oder möglicherweise war einer der beiden kurz davor, etwas Kompromittierendes zu sagen. Also musste er sie zum Schweigen bringen.«
    »Er hat Sie beschützt, Chief.«
    »Anfangs schon.«
    »Und danach war’s Notwehr.«
    »Wie bestimmt wissen Sie, dass er nicht unser Mann ist?«
    »Zu hundert Prozent. Das kann einfach nicht sein. Reiner Zufall, dass er überhaupt hier ist.«
    »Könnte er nicht dafür gesorgt haben, dass der Bus ausgerechnet hier verunglückt ist?«
    »Nicht ohne nach vorn zu laufen und den Fahrer anzugreifen. Und niemand behauptet, das habe er getan. Nicht der Busfahrer, nicht die Fahrgäste.«
    »Okay«, sagte Holland. »Könnte also der Chauffeur unser Mann sein? Ist er absichtlich in den Graben gefahren?«
    »Verdammt riskant.«
    »Nicht unbedingt. Nehmen wir mal an, dass er die Interstate kennt, weil er sie schon im Sommer und Winter gefahren ist. Er weiß, wo’s häufig Glatteis gibt. Also bringt er den Bus absichtlich ins Schleudern.«
    »Ein Auto ist direkt auf ihn zugekommen.«
    »Das behauptet er jetzt.«
    »Aber er hätte sich verletzen können. Es hätte Tote geben können. Dann wäre er im Krankenhaus oder wegen Totschlags im Gefängnis, statt frei herumzulaufen.«
    »Nicht unbedingt. Diese modernen Fahrzeuge sind mit allen möglichen elektronischen Systemen ausgestattet. Schlupfrege lung, Antiblockiersystem, solches Zeug. Er hat den Bus nur ein bisschen ins Schleudern gebracht und ist in den Graben gefahren. Keine große Sache. Und dann haben wir ihn wie den barmherzigen Samariter mit offenen Armen empfangen.«
    Peterson entgegnete: »Ich könnte heute Abend mit Reacher sprechen. Er war als Zeuge in dem Bus. Ich könnte mit ihm reden und mir ein besseres Bild machen.«
    Holland sagte: »Er ist ein Psychopath. Ich will, dass er verschwindet.«
    »Die Straßen sind gesperrt.«
    »Dann will ich, dass er eingelocht wird.«
    »Wirklich?«, fragte Peterson. »Ehrlich gesagt kommt er mir ziemlich clever vor. Überlegen Sie mal, Chief. Er hat Sie vor einer blutigen Nase und mich davor bewahrt, auf zwei Leute schießen zu müssen. Mit seinem Eingreifen hat er uns beiden heute Nacht einen großen Gefallen getan.«
    »Zufällig.«
    »Vielleicht absichtlich.«
    »Sie glauben, dass er wusste, was er tat? Dass er planmäßig gehandelt hat?«
    »Ja, ich glaube, dass er zu den Leuten gehört, die vieles fünf Sekunden früher sehen als der Rest der Welt.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Ja, Sir. Ich habe beim Essen mit ihm gesprochen.«
    Holland zuckte mit den Schultern.
    »Okay«, sagte er. »Reden Sie mit ihm, wenn Sie wollen.«
    »Können wir ihn für weitere Dinge brauchen? Er war beim Militär. Vielleicht weiß er etwas.«
    »Worüber?«
    »Über das, was draußen im Westen liegt.«
    »Sie mögen ihn?«
    »Ob wir ihn mögen, spielt keine Rolle. Wir können ihn benutzen. Unter den jetzigen Umständen wär’s fahrlässig, das nicht zu tun.«
    »Das ist das Eingeständnis einer Niederlage.«
    »Nein, Sir, das beweist nur gesunden Menschenverstand. Lieber vorher um Hilfe bitten, als nachher in den Arsch getreten werden.«
    »Wie viel würden wir ihm erzählen müssen?«
    »Das meiste«, erwiderte Peterson. »Vielleicht sogar alles. Er würde es sich vermutlich ohnehin zusammenreimen.«
    »Täten Sie das, wenn Sie Chief wären?«
    »Ja, Sir, das täte ich.«
    Holland überlegte. Nickte.
    »Okay«, sagte er. »Das genügt mir. Reden Sie mit ihm.«
    22.55 Uhr.
    Noch dreiundfünfzig

Weitere Kostenlose Bücher