61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
schließen lässt.«
»Sechzig Frauen und Männer.«
»Und alle verfügbaren Leute sind tagsüber und den ganzen Abend im Einsatz, sodass zuletzt der Chief, der dienstfrei hat, und sein Stellvertreter, der dienstfrei hat, ausrücken müssen, wenn ein Bürger um zehn Uhr abends anruft. Was darauf zu beruhen scheint, dass die meisten Ihrer Leute Straßensperren bemannen. Im Prinzip kontrollieren Sie das ganze Stadtgebiet.«
»Weil?«
»Weil Sie fürchten, dass jemand von außerhalb nach Bolton kommen könnte.«
Peterson nahm einen großen Schluck von seinem Bier und fragte dann: »War der Busunfall echt?«
Reacher antwortete: »Ich bin nicht Ihr Mann.«
»Das wissen wir. Sie konnten nichts beeinflussen. Aber vielleicht ist der Fahrer unser Mann.«
Reacher schüttelte den Kopf. »Sicher viel zu kompliziert. Hätte tausendfach schiefgehen können.«
»Hat er wirklich gegen das Schleudern angekämpft?«
»Im Gegensatz wozu?«
»Vielleicht dazu, dass er’s verursacht hat.«
»Hätte er nicht einfach den Motor abgestellt und eine Panne vorgetäuscht? Nicht weit von der Ausfahrt entfernt?«
»Zu offenkundig.«
»Ich habe geschlafen. Aber was ich nach dem Aufwachen gesehen habe, hat real gewirkt. Ich glaube nicht, dass er Ihr Mann ist.«
»Aber er könnte es sein.«
»Möglich ist alles. Ich an seiner Stelle wäre als Häftlingsbesucher gekommen. Von Chief Holland weiß ich, dass es die in Massen gibt. Die Motels sind sechs Tage in der Woche voll.«
»Die kennen wir alle ziemlich gut. Dort draußen sitzen nicht viele mit kurzen Haftstrafen ein. Die Gesichter bleiben ungefähr gleich. Und wir überwachen sie. Kreuzt jemand auf, den wir nicht kennen, fragen wir im Gefängnis nach, ob er auf der Liste steht. Und die meisten Besucher sind ohnehin Frauen und Kinder. Wir erwarten einen Mann.«
Reacher zuckte mit den Schultern. Nahm einen Schluck aus der Flasche. Das Bier war ein Miller. Neben ihm begann der kleine Kühlschrank zu summen. Als Peterson die Tür geöffnet hatte, war warme Luft in den Innenraum gelangt. Darauf hatte der Thermostat jetzt angesprochen.
Peterson sagte: »Der Bau des Gefängnisses hat drei Jahre gedauert. Hunderte von Bauarbeitern waren daran beteiligt. Sie wohnten fünf Meilen westlich von hier in einem Lager, auf einem ehemaligen Gelände der U. S. Army. Sie bauten Hütten und stellten Wohnwagen auf. So ist ein richtiges kleines Dorf entstanden. Dann sind sie wieder abgezogen.«
»Wann?«
»Vor einem Jahr.«
»Und?«
»Dann sind die Biker eingezogen. Sie haben die Siedlung besetzt.«
»Wie viele?«
»Im Augenblick sind’s über hundert.«
»Und?«
»Sie verkaufen Methamphetamin. In rauen Mengen. Entlang der Interstate nach Osten und Westen. Ein Riesengeschäft.«
»Nehmen Sie sie hopp.«
»Das ist nicht so einfach. Um ihr Lager durchsuchen zu können, bräuchten wir einen begründeten Verdacht. Normalerweise ist das kein Problem. Ein Meth-Labor in einem Trailer existiert nur zwei, drei Wochen. Dann fliegt es in die Luft, und man braucht nur der Feuerwehr nachzufahren. Bei der Herstellung wird mit allen möglichen explosiven Chemikalien hantiert. Aber diese Leute arbeiten sehr sorgfältig. Bisher hat’s noch keinen Unfall gegeben.«
»Aber?«
»Wir haben Glück gehabt. Ein großer Dealer aus Chicago ist nach Westen gekommen, um wegen eines Großeinkaufs zu verhandeln. Er hat sich mit dem Bikerboss hier in Bolton getroffen. Ganz zivilisiert auf neutralem Boden. Er hat eine Probe von der Ladefläche eines Pick-ups weg gekauft – auf dem Parkplatz des Restaurants, in dem wir gegessen haben.«
»Und?«
»Wir haben eine Zeugin, die die ganze Übergabe beobachtet hat. Der Kerl aus Chicago konnte flüchten, aber wir haben den Stoff und das Geld sichergestellt und den Biker verhaftet. Er sitzt jetzt im Bezirksgefängnis und wartet auf seinen Prozess.«
»Sie haben ihren Boss geschnappt? War das nicht Grund genug, das Lager zu durchsuchen?«
»Sein Pick-up ist in Kentucky zugelassen. Sein Führerschein stammt aus Alabama. Er behauptet, aus dem Süden hergefahren zu sein. Angeblich lebt er nicht hier. Es ist uns nicht gelungen, ihm eine Verbindung zu den Bikern nachzuweisen. Wir können keinen Durchsuchungsbefehl mit der Begründung beantragen, dass er sich wie die anderen Kerle dort draußen kleidet. Darauf lassen Richter sich nicht ein. Sie wollen handfestere Beweise sehen.«
»Was haben Sie also vor?«
»Wir verhandeln mit ihm. Wir bieten ihm eine Verfahrensabsprache an
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