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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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einen Bügel von der Kleiderstange. Brachte einen riesigen schlammfarbenen Parka mit dicken Daunenwülsten zum Vorschein. Er war alt und abgetragen und an vielen Stellen dunkler überklebt, wo man alle möglichen Abzeichen und Aufnäher entfernt hatte. Die Formen auf den Ärmeln waren Winkel.
    »Cop im Ruhestand?«, fragte Reacher.
    »Highway Patrol«, antwortete Kim. »Sie dürfen ihre Sachen behalten, wenn die Rangabzeichen entfernt werden.«
    Die Daunenjacke besaß eine Kapuze mit Pelzbesatz, und in einer Tasche steckte eine Pelzmütze, in der anderen ein Paar gefütterte Lederhandschuhe.
    »Probieren Sie sie an«, forderte sie Reacher auf.
    Wie sich herausstellte, hatte ihr Vater nicht Reachers Größe. Der Parka war eine Nummer zu groß. Aber größer war besser als kleiner. Reacher zog sie zurecht und begutachtete die Stelle am Ärmel, wo sich einst die Winkel befunden hatten. Er lächelte. Das gefiel ihm. Seine Sergeanten hatte er immer gemocht. Sie leisteten gute Arbeit.
    Die Jacke roch nach Mottenkugeln, die Mütze nach dem Haar eines anderen Mannes. Sie war aus beigem Nylon und mit Kaninchenfell besetzt.
    »Danke«, sagte Reacher. »Sehr freundlich von Ihnen.« Er schlüpfte wieder aus der Jacke. Kim nahm sie ihm ab und hängte sie an einen Haken neben der Tür, wo schon Petersons Polizeiparka hing. Dann gingen sie zusammen in die Küche, die im rückwärtigen Teil des Hauses fast die gesamte Hausbreite einnahm. Außer den üblichen Küchenmöbeln gab es hier noch einen zerschrammten Tisch mit sechs Stühlen, einen Wohnbereich mit einem durchgesessenen Sofa, zwei Sesseln und einem Fernseher. An der linken Wand der Wohnküche stand der Holzofen. Er wummerte wie eine Lokomotive. Neben dem Ofen befand sich eine Tür.
    »Diese Tür führt in den Hobbyraum«, erklärte Kim. »Sie können gleich reingehen.«
    Weil Reacher annahm, damit sei er für die Nacht entlassen, drehte er sich um und wollte sich nochmals bedanken. Aber dann sah er, dass Peterson ihm folgte. Kim sagte: »Er will mit Ihnen reden. Das merke ich, weil er nicht mit mir spricht.«
    Der Mann, der den Auftrag hatte, die Zeugin und den Anwalt zu liquidieren, machte sich daran, die Pistole zu reinigen, die er dafür bekommen hatte. Die Waffe war eine Glock 17, nicht alt, nicht neu, oftmals bewährt, gut erhalten. Er zerlegte sie, reinigte sie, ölte sie, setzte sie wieder zusammen. Die Griffschalen waren geriffelt, und in den winzigen Vertiefungen hatte sich etwas Schmutz angesammelt. Er entfernte ihn mit einem in Testbenzin getauchten Wattestäbchen. Im unteren Drittel war der Herstellername eingeprägt: eine übermäßig komplizierte und etwas amateurhafte Grafik mit einem G, das eine Weltkugel umspannte. Man konnte das G leicht als bloßen Umriss wahrnehmen und deshalb übersehen. Auf den ersten Blick schien der Hersteller LOCK zu heißen. Auch das Firmenzeichen war verschmutzt. Der Mann tränkte ein neues Wattestäbchen mit Benzin und hatte das Zeichen in einer Minute gesäubert.
    Petersons Hobbyraum war ein kleiner, dunkler, quadratischer, männlicher Raum. Er lag in der hinteren Hausecke und besaß zwei Außenwände und zwei Fenster. Die karierten Vorhänge aus dickem Wollstoff waren zurückgezogen, offen. In die beiden anderen Wände waren drei Türen eingelassen: die zur Wohnküche und vermutlich zu einer Toilette und einem begehbaren Kleiderschrank. Die restliche Wandfläche verschwand hinter Floh marktschränken und einem alten Schreibtisch, auf dem ein kleiner Kühlschrank stand. Auf dem Kühlschrank tickte ein altmodischer Wecker mit zwei Metallklingeln. Im Raum selbst standen ein skandinavisch anmutender niedriger Ledersessel und ein zweisitziges Sofa, das durch Ausziehen in ein schmales Bett verwandelt worden war.
    Reacher setzte sich auf die Bettkante. Peterson nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete die Schraubverschlüsse, warf sie in den Papierkorb und gab eine der Flaschen Reacher. Dann ließ er sich in den Ledersessel sinken.
    Er sagte: »Wir haben hier eine Situation.«
    Reacher sagte: »Ja, ich weiß.«
    »Wie viel wissen Sie?«
    »Ich weiß, dass Sie eine Bande Biker, die Meth herstellen, mit Samthandschuhen anfassen. Als hätten Sie Angst vor ihnen.«
    »Wir haben keine Angst vor ihnen.«
    »Wozu dann die Samthandschuhe?«
    »Dazu kommen wir später. Was wissen Sie noch?«
    »Ich weiß, dass Sie über eine ziemlich große Polizeistation verfügen.«
    »Okay.«
    »Was auf eine ziemlich große Anzahl Polizisten

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