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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Sie ihnen gesagt?«
    »Dass wir daran arbeiten.«
    »Und?«
    »Sie haben gemeint, dass wir uns mehr anstrengen sollen, sonst kommen sie in die Stadt und arbeiten selbst daran. Sie geben uns Zeit bis morgen.«
    16.55.
    Noch fünfunddreißig Stunden.

17
    Peterson ging wieder hinaus. Reacher blieb allein in dem leeren Bereitschaftsraum sitzen und blickte aus dem Fenster. Es schneite weiter. Flocken wirbelten durch die gelben Lichtkegel der Natriumdampflampen. Der Himmel war dunkel. Der Tag ging zur Neige. Fast zwölftausend Seelen drängten sich in Häusern zusammen, hatten es warm, sahen fern und würden bald zu Abend essen. Im Norden brodelte es im Gefängnis. Im Westen taten die Biker … was? Und irgendwo bereitete ein unbekannter Schütze sich auf den zweiten Schuss vor.
    Peterson kam zurück und erklärte: »Chief Holland glaubt, dass sie bluffen. Er sagt, ihre ganze bisherige Strategie habe darauf beruht, nichts Ungesetzliches zu tun und uns keinen Verdachtsgrund zu liefern.«
    Reacher schwieg.
    Peterson fragte: »Was denken Sie?«
    »Das lässt sich nur auf eine Weise feststellen.
    »Und die wäre?«
    »Aufklärung.«
    »Wir sollen dort rausfahren?«
    »Nein, ich fahre hin«, antwortete Reacher. »Ich muss mir die Anlage ohnehin ansehen. Um rauszukriegen, was sie ist.«
    »Darauf haben Sie Ihre Leute angesetzt.«
    »Eine persönliche Besichtigung ist durch nichts zu ersetzen.«
    »Sie wollen einfach dort draußen aufkreuzen?«
    »Ich sage, dass ich von der Army komme. Um die halbjährliche Inspektion unseres Eigentums vorzunehmen.«
    »Ganz allein?«
    »Warum nicht?«
    »Das funktioniert nicht. Sie werden einen Ausweis sehen wollen.«
    »Das werden sie nicht. Diese Leute sind keine gewöhnlichen Bürger.«
    Peterson fragte: »Wann wollen Sie hinfahren?«
    »Möglichst bald«, sagte Reacher. »Aber nicht bei Nacht. Morgen bei Tagesanbruch.«
    Peterson meinte, Reacher könne einen neutralen Dienstwagen benutzen. Hell genug würde es je nach Wetter zwischen sieben und acht Uhr sein. Dann sagte Peterson: »Ich fahre Sie jetzt zu mir nach Hause. Sie sollten morgen ausgeruht sein.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Fahren Sie mich lieber zu Janet Salter. In ihrem Haus gibt es genügend Zimmer. Sie hat mir erzählt, dass sie sie nach dem Busunfall angeboten hat, und hinzugefügt, dass sie alles über den Krisenplan des Gefängnisses wisse. Das war wie eine verschlüsselte Botschaft. Sie möchte jemanden im Haus haben, der nicht abhaut, sobald die Sirene ertönt. Stellen Sie sich vor, wie Ihnen dabei zumute wäre.«
    Peterson dachte kurz darüber nach, dann nickte er. Schien etwas sagen zu wollen, schüttelte aber stattdessen den Kopf. »Ich wollte sagen, dass ich Ihr Gepäck rüberbringe. Aber Sie haben ja keines.«
    »Richten Sie Kim aus, dass ich neue Klamotten habe und Sie mich darin gesehen haben. Ich glaube, sie war ein bisschen besorgt. Sagen Sie ihr auch, dass ich auf den Parka ihres Vaters aufpassen werde und ihr nochmals für ihre Gastfreundschaft danke.«
    Es schneite noch immer, aber die Straßen zwischen der Polizeistation und Janet Salters Haus waren weiter passierbar. Man hatte sie tagsüber mindestens zweimal geräumt. Die Schneepflüge hatten an den Straßenrändern hohe Wälle aufgetürmt, sodass die Spurrinnen jetzt vier kleine Tröge in einem riesigen Graben bildeten. Der Schneefall schluckte alle Geräusche. Die Welt war still. Die Flocken fielen unsichtbar, bis sie in die Scheinwerferkegel gerieten. Dann sanken sie senkrecht vor dem im Kriechtempo fahrenden Streifenwagen herab.
    Weil die Schneewälle die Straßen verengten, konnte Peterson nicht in Janet Salters Straße abbiegen. Der in der Einmündung parkende Streifenwagen füllte ihre gesamte Breite aus. Seine eingeschalteten Blinkleuchten ließen die Flocken hellrot wie Gra nate oder Blutstropfen leuchten. Reacher stieg aus Petersons Wagen und quetschte sich unbeholfen zwischen dem Kofferraum des Streifenwagens und der Schneewehe hindurch. Der Cop am Steuer achtete nicht weiter auf ihn. Die Spuren des Wachwechsels an diesem Morgen waren längst zugeschneit und nicht mehr zu sehen. Die Luft war bitterkalt. Ein eisiger Tag ging, und eine grimmig kalte Nacht kam, um ihn abzulösen.
    Reacher stieg die Stufen zu Janet Salters Haustür hinauf und zog an der altmodischen Klingel. Stellte sich vor, wie die Polizeibeamtin in der Eingangshalle von ihrem Stuhl aufstand und über den Orientteppich ging. Die Haustür wurde geöffnet. Die beiden

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