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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ging in die Küche, um das Abendessen zuzubereiten. Kochen sei für sie entspannend, erklärte sie. Die Beamtinnen der Nachtschicht kamen herunter. Das Haus fühlte sich sicher an. Außen dunkel und kalt, innen hell und warm. Durch das Kochen beschlugen die Küchenfenster, weshalb Reacher zwischen Bibliothek, Eingangshalle und Salon hin und her tigerte. Vor den Fenstern waren nur Schnee, Eis und vom Wind bewegte Baumschatten zu sehen. Keine idealen Beobachtungsverhältnisse, aber Reacher fand die Situation akzeptabel. Sieben Cops als Bewacher, er selbst als Reserve. Das musste genügen.
    Dann klingelte das Telefon.
    Reacher hielt sich zu diesem Zeitpunkt in der Eingangshalle auf, und Janet Salter rief aus der Küche, er solle bitte abheben. Der Anrufer war Peterson. Er sagte: »Ich habe etwas, das Sie sehen müssen.«
    »Wo?«
    »In der Station, auf einem Computer.«
    »Können Sie’s rüberbringen?«
    »Nein.«
    »Ich kann hier nicht weg.«
    »Sie haben gesagt, dass wir die Sirene vielleicht nie wieder hören werden. Keine Flucht, keine weiteren Unruhen.«
    »Eine begründete Vermutung bleibt eine Vermutung.«
    »Ich hole Sie ab und bringe Sie sofort zurück.«
    »Das können Sie nicht versprechen. Was ist, wenn die Sirene losheult, während ich drüben bin?«
    »Dann bringe ich Sie trotzdem zurück. Ich schwör’s Ihnen beim Leben meiner Kinder.«
    »Sie bekämen Schwierigkeiten.«
    »Ich würde mich wehren. Und ich bekäme recht.«
    »Sie sollten den Chief ablösen, wissen Sie das?«, sagte Reacher. »Je früher, desto besser.«
    Peterson war nach fünf Minuten da. Er sprach mit seinen Leuten, dann ging er zu Janet Salter in die Küche und erklärte ihr, er entführe Reacher für eine Viertelstunde. Er versicherte ihr, die Beamtinnen würden unter allen Umständen im Haus bleiben, bis Reacher zurück sei. Sie wirkte besorgt, schien ihm aber zu glauben. Reacher zog seinen Parka an, stieg in Petersons Wagen und war fünf Minuten später in dem Bereitschaftsraum.
    Peterson setzte sich an einen Schreibtisch mit Computer und begann mit der Maus zu arbeiten, zu klicken, die Lippen zu schürzen und geräuschvoll ein- und auszuatmen. In der Bildschirmmitte erschien ein graues Quadrat, das mit einem Abspielbalken überlagert war.
    »Überwachungsvideo«, erklärte Peterson. »Aus einem Besprechungsraum des Gefängnisses. Es ist digital. Wir bekommen es gemailt.«
    »Okay.«
    »Es zeigt den Biker und seinen Anwalt. Heute am frühen Nachmittag. Wir haben die Überwachung nie einstellen lassen. Wissen Sie, weshalb nicht?«
    »Weshalb nicht?«
    »Unfähigkeit.« Peterson bewegte den Mauszeiger und klickte auf Play . Das graue Quadrat verwandelte sich in ein körniges Farbbild, das den Besprechungsraum von oben zeigte. Die Kamera musste auf der Anwaltsseite der trennenden Glasscheibe in der Deckenleuchte versteckt sein. Sie zeigte einen Mann in einem grauen Anzug, der sich mit aufgestützten Ellbogen so nach vorn beugte, dass sein Gesicht kaum zwanzig Zentimeter vom Glas entfernt war. Hinter der Scheibe saß ihm ein Kerl in einem orangeroten Overall gegenüber. Er war groß und muskulös, hatte langes schwarzes Haar und einen grau melierten Bart. Seine Haltung spiegelte die des Anwalts wider: Ellbogen aufgestützt, Gesicht fast an der Glasscheibe.
    Verschwörerisch.
    »Hören Sie gut zu«, sagte Peterson.
    Der Anwalt sprach flüsternd. Reacher konnte nicht verstehen, was er sagte.
    »Wo ist das Mikrofon?«, fragte er.
    »Neben der Kamera in der Lampe.« Als Peterson eine Taste gedrückt hielt, wurde der Ton elektronisch verstärkt. Dann bewegte er den roten Punkt etwas zurück und spielte die Szene nochmals ab. Reacher beugte sich nach vorn. Die Tonqualität war sehr schlecht, aber diesmal war der Satz des Anwalts wenigstens zu verstehen.
    Der Anwalt flüsterte: »Wie die alten Griechen sagen, löst sechsstündiges Warten alle unsere Probleme.«
    Peterson drückte auf Pause. »Die alten Griechen, was? Alte griechische Philosophen? Sie haben gesagt, dass Plato ein alter griechischer Philosoph war. Das ist eine verschlüsselte Botschaft.«
    Reacher nickte. »Wann war das?«
    »Heute Nachmittag um zwei Uhr. Mit sechs Stunden Wartezeit wären wir bei acht Uhr. Jetzt ist es sechs Uhr. Zwei Drittel ihrer Zeit haben sie schon vergeudet.«
    Reacher starrte auf den Bildschirm.
    »Bitte noch mal«, bat er.
    Peterson bewegte den roten Punkt zurück. Drückte wieder auf Play . Der Kopf des Anwalts neigte sich noch ein kleines Stück nach

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