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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Turner kam nach langer, langsamer Fahrt durch den Berufsverkehr in ihre Dienststelle in Rock Creek zurück. Sie parkte auf dem für sie reservierten Platz, betrat das Gebäude durch den Haupteingang und stieg die Steintreppe hinauf. Das Geländer bestand wie früher aus Metall. Der Korridor im ersten Stock war wie früher schmal, der Fußboden wie früher mit Linoleum belegt. Links und rechts lagen wie früher die Türen von Dienstzim mern mit Einsätzen aus gerilltem Glas. Alles seit Reachers Zeit unverändert, dachte sie. Vielleicht frisch gestrichen, aber nicht grundlegend verändert. Alle Dienstzimmer waren genau nach Vorschrift eingerichtet. In ihrem standen der berühmte Schreibtisch, drei Telefone mit insgesamt dreißig Leitungen, ein ergonomischer Drehstuhl auf Rollen, Karteischränke und zwei Besuchersessel aus Stahlrohr. In der an drei dünnen Ketten hängenden schüsselförmigen Deckenleuchte brannte eine Energiesparlampe. Auf ihrem Schreibtisch befand sich ein Computer mit schneller und sicherer Verbindung zum staatlichen Intranet. Ihr Notebook war durch seinen WLAN -Chip drahtlos mit dem Internet verbunden. An der Wand hing eine Weltkarte, die auf dem neuesten Stand war.
    Sie setzte sich. Keine Telefonnotizen. Nichts von der Air Force. Reacher hatte nicht wieder angerufen. Sie steckte ihren digitalen Stimmrecorder an einer USB -Schnittstelle ein. Ihr Gespräch mit dem Häftling wurde als Audiodatei gespeichert. Stimmerkennungssoftware würde sie in ein schriftliches Dokument verwandeln. Die beiden neuen Dateien würden an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. In Texas, Florida und New York würden Verhaftungen vorgenommen werden. Die Hundertzehnte würde belobigt, sie selbst für einen Bronze Star vorgeschlagen werden. Das alles war unvermeidlich.
    Auch Reacher war vor vielen Jahren mit einem Bronze Star ausgezeichnet worden. Das wusste sie, weil seine Personalakte auf ihrem Schreibtisch lag. Ein dickes altes Ding zwischen Pappdeckeln mit fast samtartigem Überzug. Sie hatte schon oft darin geblättert. Jack-ohne-Reacher, geboren am 29. Oktober. Eine Soldatenfamilie, aber keine ererbte Laufbahn, weil sein Vater beim Marine Corps gedient hatte. Seine Mutter war Französin gewesen. Er hatte West Point absolviert und war anschließend dreizehn Jahre lang bei der Militärpolizei gewesen – womit er für Susan auf der Seite der Guten stand –, aber trotzdem steckte er ständig in irgendwelchen Schwierigkeiten. Er hatte gesagt, was gesagt werden musste, ohne sich darum zu kümmern, vor wem er es sagte. Er war zum Hauptmann degradiert worden, weil er einem Zivilisten ein Bein gebrochen hatte. Eine Degradierung war immer eine verschlüsselte Botschaft: Wird Zeit weiterzuziehen, Kamerad . Aber er war geblieben und hatte es wieder zum Major gebracht. Bestimmt eines der erstaunlichsten Comebacks aller Zeiten. Später hatte er das 110th Special Unit geführt. Als erster Kommandeur. Als der Mann, der es aufgebaut hatte.
    Ihr Vorgänger, aber sicher kein Vorbild.
    Trotzdem war er in seinen dreizehn Dienstjahren zwischendurch mit einem Silver Star, der Defense Superior Medal, der Legion of Merit, der Soldier’s Medal, einem Purple Heart und dem Bronze Star ausgezeichnet worden. Talent hatte er offenbar im Übermaß besessen. Angepasster, mit einem Vater in der Army und einer amerikanischen Mutter hätte er heute Generalstabschef sein können.
    Eine bizarre Laufbahn.
    Der Silver Star und das Purple Heart kamen aus Beirut. Reacher war Verbindungsoffizier der Army beim Marine Corps gewesen, als auf ihre Beiruter Unterkunft ein Sprengstoffanschlag verübt wurde. Obwohl er bei dem Anschlag schwer verletzt worden war, hatte er anschließend Heldenmut bewiesen. Alle übrigen Auszeichnungen wurden ihm für nicht näher erläuterte Geheimeinsätze verliehen.
    In Beirut war er ins Lazarett gekommen, bevor man ihn zur Genesung nach Deutschland ausgeflogen hatte. Eine Kurzfassung seiner Krankenakte gehörte zu seiner Akte. Er war kerngesund. Die Wunde war rasch und vollständig geheilt. Zurückgeblieben war eine entstellende Bauchnarbe, die sicher schlimm aussah. Er war einen Meter achtundneunzig groß und hatte damals in Deutschland hundertacht Kilogramm gewogen. Alle inneren Organe funktionierten tadellos. Sein Sehvermögen war ausgezeichnet.
    Er war auf vielen Gebieten qualifiziert und beherrschte alle Arten von Handfeuerwaffen. Einmal hatte er den Schießwettbewerb der vier Teilstreitkräfte mit einem

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